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und übrigen Dienstboten, stossen auf den
breiten Gang, der direkt zum „Gartensaal"
führt. Seine grosse Decke zeigt leichten
Antragschmuck im Rokokostile, das Mitteloval
ein figürliches Ölgemälde, eine Allegorie.
Was an Mobiliar noch zurückgeblieben, ist
ganz klassizistischen Charakters. So sind
noch zwei reizende Biedermeierspiegel da,
mit den dazugehörigen Spiegeltischchen.
Im zweiten Stock begegnen wir der nämlichen
Einteilung, in einem Zimmer gegen
den Hof wieder einer schönen Stuckdecke
mit der Figur der Hoffnung im Mittelfelde.
Im Saale nach vorn kann nur noch der
schöne, blassblaue Empireofen interessieren.
Die Dachböden unter dem mächtigen
Satteldach sind sehr geräumig, und im
Seitentrakt gegen den Hof ist der übliche
Aufzug für Waren und Holz angebracht.
Das Haus zum vorderen Thiergarten
Vordergasse Nr. 28.
Das Haus zur Wasserquelle
Vordergasse Nr. 26.
(Tafeln 58, 59 und 60).
Schöne Doppelfassade mit zwei Portalen,
zwei Erkern und stattlichen, gebrochenen
Fensterbekrönungen, die in der Mitte je
eine Vase tragen; diese in jedem Stockwerke
in verschiedener Form. Genau in der
Mitte der Fassade prangt das farbige Allianzwappen
des Erbauers Franz v. Ziegler und
der Barbara Elisabeth v. Waldkirch, an
den Erkern die Jahrzahl 1738. Den Teil
links kaufte dann Joh. Heinrich Ammann
anno 1784 und taufte ihn zum „Vorderen
Thiergarten". Interessant ist die Kelleranlage
dieses Doppelhauses. Unter jeder Hälfte
befinden sich zwei nur mittelgrosse, tonnengewölbte
Keller, welche anschaulich darlegen
, wie das grosse Doppelhaus seinerzeit
auf den Fundamenten von vier kleineren
Handwerkerhäusern aufgebaut worden ist.
Die Portallösungen beider Häuser in Verbindung
mit den Erkern ist so auffallend
derjenigen an der „Freudenfels" ähnlich,
dass hier mit Fug auf den gleichen Baumeister
hingewiesen werden kann. Leider
ist uns sein Name nicht bekannt. Jedenfalls
aber beweist sowohl diese wie jene Fassade
sein hohes Können und seinen nicht gewöhnlichen
Geschmack. In beiden Häusern
betreten wir erst den breiten, geräumigen
Hausflur mit leichtem Antragschmuck an
den Decken und mit breiten Sandsteinfliesen
am Boden. Je eine Schreibstube im vorderen
Tiergarten und ein Ladenlokal in der
AVasserquelle liegen hinter dem seitlichen
Fassadenfenster. In beiden Häusern erhebt
sich hinter der Nordwestecke das Treppenhaus
und führt in die Vorplätze des ersten
Stockwerkes. Von hier ab ändert nun die
Stilart der Innenausstattung.
Im vorderen Thiergarten bilden ausgesucht
vornehme und einfach gegliederte Täfelungen
in Nussbaumfournier und Intarsia
den Hauptschmuck der Wohnräume des
ersten und zweiten Stockwerkes. Der Saal
im zweiten Stock enthält ausserdem eine
interessante Stuckdecke, die in den vier
Ecken trefflich gearbeitete, figürliche Szenen
aufweist.
Die Ausstattung der Wasserquelle hat
einen ganz anderen Charakter. So im grossen
Zimmer des zweiten Stockes. Grosse, romantische
, gar nicht übel gemalte und im Gesamtton
vorzüglich zusammengehaltene Landschaftsbilder
bedecken hier die Wände von
der Brüstung bis zur Decke, nur durch
schmale vertikale Streifen voneinander getrennt
. Als lobenswert ist zu erwähnen, dass
die hier wohnenden Mieter durch Verzicht
auf hochragende Möbel den vornehmen Eindruck
des Raumes gewahrt haben.
Der Dachraum der Wasserquelle zeigt
noch ein interessantes Stäbchen mit Getäfel,
grünem Kachelofen und Schiebefensterchen
mit Butzenscheiben. Schade, dass die jetzige
Zweckbestimmung seiner Erhaltung nicht
günstig ist.
Das Haus zur Freudenquelle, jetzt Stadthaus
Krummgasse 2, Stadthausgasse (Tafeln 66, 67 und 68).
Im Jahre 1729 errichtete Johann Konrad
v. Ziegler an Stelle des im oberen Teil
abgebrochenen Barfüsserklosters das Haus
zur „Freudenquelle". Auf v. Ziegler folgte
eine Frau Magdalene von Brunn geb.Wepfer,
deren Wappen an der Decke im Hausflur
prangt, und welcher wir von der Ausstattung
wohl auch anderes noch zu verdanken haben.
Es folgten ein von Meyenburg, ein Stokar
von Neunforn und wieder ein von Meyen-
XXXIX
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