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bürg, welch letzterer das Haus an die Stadt
verkaufte, die die „Freudenquelle" in der
Folge zum Stadthaus einrichten liess. Das
im Innern als Barockbaute anzusprechende
Haus zeigt im Äussern gegen den Platz
hinaus den alten nordschweizerischen und
süddeutschen Giebel, mit dem von schöngeschnitzten
Pfettenkonsolen getragenen, abgewählten
Sattelvordach. Lustig sind die
Annexbauten mit den schönen Mansardendächern
von 1771; besonders ein Pavillon,
der durch eine Terrasse mit dem Hauptblock
verbunden ist. Ein Rundbogentor
führt unter dieser Terrasse hindurch in den
kleinen Hof, der gegen Norden durch die
hübsche, einstöckige Hauswartwohnung abgeschlossen
wird. Die Fassaden gegen den
Platz und gegen die Stadthausgasse sind
mit aufgemalter Architektur geschmückt
(die Fenster- und Portalbekrönungen sind
wohl neueren Datums, während die Malerei
auf den Eckpilastern aus der Bauepoche
stammen dürfte).
Der Hausflur atmet ganz den Geist des
Barockhauses. Die Deckenplastik hier ist
die bedeutendste des Hauses, schon ihres
Umfanges wegen. Minerva, die Lanze in
der Linken, die Eule zur Rechten, hält ein
Wappenschild, mit dem farbigen von Brunn-
schen Wappen; links neben ihr der Wehrschild
mit dem Haupt der Medusa; rechts
eine Kinderfigur mit Kreuz und Buch (der
Friede ?). Im hinteren und vorderen Deckenteile
schweben zwei posaunenblasende Engelsfiguren
, die eine mit der Krone, die
hintere mit dem Füllhorn im Arm. Die Decke
ist ziemlich stark polychrom gehalten.
Zum ersten Stock und durch das Haus
hinauf führt eine breite Podesttreppe mit
kräftigem Balustergeländer. In allen Stockwerken
betritt man erst den mit Sandsteinfliesen
eingedeckten Vorplatz und von hier
aus die um ihn angeordneten Räume. Gegen
Westen liegt der Sitzungssaal mit klassizistischem
Hochgetäfel.
Über dem Sitzungssaal befindet sich der
Gerichtssaal mit schönen, einfachen Hartholztüren
. An der Decke ein etwas süss-
liches Gemälde im Mittelfelde, daneben reiche
Stuckarbeit. Erwähnenswert sind weitere
Rokoko-Stuckdecken im Archiv der Bauverwaltung
, sowie in den Kanzleien des
Bezirksgerichtes.
Im dritten Stockwerk zeigt lediglich die
Decke des Vorplatzes hübsche, kolorierte
Antragarbeit: ein schwebender Engel mit
Lorbeerzweig und Fackel.
Das Haus zum Glas
Vordergasse Nr. 47 (Tafeln 74 und 75).
Das Haus zum Glas ist durchgängig im
Rokokostile gehalten.
Die Benennung „zum Glas" erhielt es
erst nach dem grossen Umbau von 1761 bis
1763. Vorher hiess es zum „Trauben". Anno
1392 schon erhielt ein Imthurn die Hofstatt
vom Kloster Allerheiligen (daher die schmale
Gestalt des Hauses mit Hof und Hinterhaus
zum hinteren Glas). Im XV. Jahrhundert
wohnte ein von Fulach hier; im XVI. jener
begüterte Josua Baumann, der das Haberhaus
bauen liess und dessen Wappen über
der Hoftüre eingemauert ist. Im XVII. Jahrhundert
dann lauter Peyer, als letzter der
Bibliothekar Johann Ludwig Peyer, der das
Haus 1761 aufbaute. Nach ihm, er war
kinderlos, kaufte Joh. Konrad Ringk von
Wildenberg das Haus und dessen Sohn bewerkstelligte
dann den erwähnten Umzug
der Apotheke und die Namenvertauschung.
Spätere Besitzer waren die Apotheker Lilien-
cron und Römer und seit 1877 die Familie
Pfähler, deren Sohn Hermann Pfähler, Apotheker
, den Kunstbesitz sorgfältig hütet.
Die Fassade ist streng in drei Achsen
angelegt, die Fenster hoch und hell. Gleichsam
als Milderung der strengen Senkrechten
und Wagrechten sind zwischen die drei
Fenster des ersten Geschosses zierliche
Nischen mit schmiedeisernen, kokett getriebenen
Gitterchen gesetzt. Ähnlicher
Schmuck sitzt auf den drei Fensterbänken
dieses Geschosses. Im Glänze des gepflegten
Blumenflors ist die Fassade doppelt reizend.
Auch die Fenster der zwei übrigen Stockwerke
sind hoch und hell und über der
Dachtraufe erhebt sich als zierlicher Ab-
schluss des Ganzen eine reizende Rokokolukarne
.
Sehr interessant ist das hintere Gewölbe
der Apotheke, das noch frühgotische Säulen
zeigt; wohl vom alten Imthurnschen Hause
des XIV. Jahrhunderts hör. Ähnliche Spuren
finden sich im Keller: So in der Südmauer
XL
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