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Das Haus zur vorderen Krone
(Tafel 86 und 87).
Das schmale, dreistöckige Gebäude präsentiert
sich mit seiner bemalten Fassade,
dem Holzerker und dem bemerkenswerten
Riegelwerk im spitzen Giebel ausserordentlich
malerisch. In der Kartusche über der
Haustüre finden wir die Jahrzahl 1734, am
Erker diejenige von 1788. Doch sind das
Baudaten, die mehr auf die künstlerische
Ausstattung der Fassade Bezug haben. Der
Stock des Hauses ist älter. Das beweist
schon der tief gegrabene, mit sechs Kreuzgewölben
abgedeckte Keller. Zwei mächtige,
spätgotische Steinsäulen stützen diese Gewölbe
. Der Rundbogen am Kellereingang
weist die Jahrzahl 1613. Ein kleines charakteristisches
Höflein trennt das Vorderhaus
von der hinteren Krone, die im Erdgeschoss
gegen die Bärengasse an den Torbögen die
Wappen der Familie Etzwiler und die Jahrzahlen
1615 und 1630 zeigt.
Im Erdgeschoss der Vorderfassade sind
an Stelle der früheren Bogenfenster grosse
Schaufenster getreten. Die zeichnerische
Aufnahme zeigt den alten Bestand. Im
ersten Stockwerk haben die Fenstereinfassungen
noch gotische Profile. Es scheint, dass
das Haus in der Fassade als Fensterhaus
ausgebildet war. Von der Malerei ist zu
sagen, dass sie mit feinem Gefühl für die
Gleichgewichtgesetze der Fassade angepasst
ist. Alle Teile der Komposition sind, um
der ragenden Schlankheit des Giebelhauses
zu begegnen, in die Breite gelagert. Der
Stil verjüngt sich zudem nach oben in ein
lustiges Blumen- und Gitterwerk. Der zentrale
Hausgang ist heute noch mit zarten
Bollensteinchen, die da und dort artige
Muster aufweisen, gepflastert und erweitert
sich erst vor dem Treppenansatz in der
Mitte des Hauses zu einer Art Flur. Die
Treppe mit hübschem Biedermeiergeländer
führt über ein Podest zum geräumigen Vorplatz
des ersten Stockes. Die Decke hier
wird von einem starken, durch eine schwere
Holzsäule gestützten Unterzug getragen. Die
schöne geräumige Erkerstube weist nichts
Besonderes auf, dagegen birgt der Saal
darüber im zweiten Stocke (heute zweimal
unterteilt) hinter dem Getäfel an beiden
Wänden eine Reihe von Fresken aus dem
Ende des XVI. Jahrhunderts, au der einen
Wand Geschehnisse aus der Geschichte
Josephs, an der Ostwand solche aus der
vaterländischen Geschichte. Die Küche lag,
wie in vielen Bürgerhäusern dieser Epoche,
fensterlos in der Mitte des Hauses. Heute
ist sie an die Hoffront verlegt worden.
Im dritten Stock sind zwei Räume bemerkenswert
. Schon das Doppeltürgericht
mit Pilaster und Gesims weist auf die bessere
Ausstattung dieser Zimmer hin. Der schmale
Raum rechts zeigt ein vortrefflich erhaltenes
Renaissancegetäfel mit schöner Holzdecke,
der links eine Stuckdecke auf starker Hohlkehle
.
Die vordere Krone, heute im sorgsamen
Besitz des Herrn J. G. Frey, ist eines der
interessantesten Baudenkmäler Steins und
eröffnet die Reihe der folgenden, nebeneinander
liegenden Bürgerhäuser am Hauptplatze
.
Das Haus zum roten Ochsen
(Tafeln 86 und 87).
Das Haus weist ähnliche Disposition wie
die vordere Krone auf: Vorderhaus
mit spätgotischer Fassade und Erker, in
der Mitte das Höflein, an das sich das
Hinterhaus anschliesst. Der steinerne Erker
zeigt am Fusse eine Fratze, im mittleren
Brüstungsfelde das Etzwilerwappen und
links und rechts in den zwei andern Feldern
zwei stramme Krieger in Relief. Die Fenstergruppe
der Fassade ist gotisch gegliedert,
die Mittelfenster überhöht, die Malerei gut
angeordnet, an sich aber nicht sehr hervorragend
und ausserdem durch mehrfaches
Restaurieren und „Ölen" stark nachgedunkelt
. Das grösste Feld nimmt das Wahrzeichen
des Hauses, der rote Ochse, ein.
Darüber in den Feldern des Riegelwerkes
leichte Ornamente und Fruchtkränze.
Der Raum des Erdgeschosses, rechts vom
Hausgang, ist heute, nachdem er im Verlaufe
des XIX. Jahrhunderts mancherlei Zwecken
gedient hat, in eine altschweizerische Weinstube
umgewandelt worden. Das Getäfel
ist neu. Im Erkerzimmer des ersten Stockes
fesselt die kleine, hübsche Stabnetzdecke
im Erker mit den farbigen Wäppchen der
Etzwiler und der Jahrzahl 1615. In der
XL VI
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