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Ostmauer ist ein kleines Tresorkästchen
eingelassen. Die hinteren Räume sind modernisiert
. Hingegen "findet sich hier noch
ein schöner, blassblauer Barockofen mit
Vasenaufsatz.
Der schönste Raum des Hauses ist der
Saal im zweiten Stock, mit halbhohem
Wändchen unterteilt. Zur tannenen, sehr
kräftigen Kassettendecke stimmen das schöne
Getäfel und das grosse Fresko an der Ostwand
, die Arche Noäh mit dem Einzug der
Tierpaare vorstellend. Die Malerei stammt
von Andreas Schmucker, Maler und Knabenschulmeister
zu Stein und ist mit 1615 datiert.
Rechts vom Gemälde sitzt wieder ein Tresorkästchen
in der Mauer, während die gegenüberliegende
Wand ein wohl proportioniertes,
doppelt übereinander angeordnetes Wandschränklein
von 1575 zeigt. Der jetzige Besitzer
, Herr Walter, trägt Sorge zum charakteristischen
Bestände.
Das Haus zum steinernen Trauben
(Tafeln 86, 87 und 88).
Der gute Barockerker in der mit neuerer
Malerei geschmückten Fassade trägt
die Jahrzahl 1688. Auf seinem Dächlein sitzt
ein Drache als Wasserspeier, ein grösserer
in der Mitte des Dachrandes über der Front.
Das Mittelfeld des Erkers zeigt die Allianzwappen
der Familien Schinid und Etzwiler.
Auch in diesem Gebäudekomplex liegt ein
Höflein zwischen Vorder- und Hinterhaus.
Der erste Raum, den wir vom Hausflur
aus betreten, ist das sogenannte Hauswartzimmer
. Es ist ein artiges, hohes Stäbchen
in der Ausstattung des XVIII. Jahrhunderts,
mit figürlichem Schmuck über dem Getäfel,
die Gerechtigkeit und die Wahrheit darstellend
; am Abschlusswändchen gegen den
Hausgang die Darstellung der vier Jahreszeiten
in Malerei.
Die Podesttreppe in der Mitte des Flurs
gleicht in ihrer Anlage derjenigen der vorderen
Krone und des Neubaus. (Beide Häuser
gehörten dem späteren Gredmeister Etzwiler.)
Die Erkerstube des ersten Stockes zeigt drei
grosse, durch Steinsäulen getrennte Fenster.
Auf den schweren Balkenköpfen der Ostwand
, über dem Getäfel und in den Stichbögen
der Fensternischen ist Antragarbeit
im Barockstil angebracht. Zwei Stuckdecken
zeigen sich in den obern Stockwerken; im
zweiten eine solche im derbkräftigen Stile
Höschellers; eine andere im ehemaligen
Saale des dritten Stockwerkes. Das Mittelfeld
der letzteren enthält das Allianzwappen
der Schmid und Etzwiler. Auch hier sind
die drei Fenster durch Steinpfeiler getrennt.
Auf der stark vorspringenden Dachuntersicht
hat ein Maler des XVIII. Jahrhunderts zwei
originelle, hintereinander herfahrende, sechsspännige
Lastfuhrwerke in einfacher Darstellung
angebracht, wohl um den starken
und einträglichen Wagenverkehr des Besitzers
zu verbildlichen.
Das Gasthaus zur Sonne
(Tafeln 86, 87 und 93).
Die „Sonne" war das Haus Hans Österreichers
, des reichsten Mannes der
Stadt um 1500. Es präsentiert sich mit
seinem polygonen, behäbigen Holzerker und
seiner breiten Fensterreihe im ersten Stock
als gotisches Fensterhaus. An langem Eisengestänge
hängt das Wirtshauszeichen, die
goldene Sonne, kühn in den Platz hinaus.
Die Malerei an der Fassade ist neueren
Datums, der Oberstock in Fachwerkbau
ausgeführt. Das ehemalige Höflein ist heute
verbaut in einen Lichthof; doch sind hier
an der östlichen Brandmauer noch romanische
Arkadenbogen sichtbar. Der mittlere
Arkadenfuss zeigt eine rassige Steinfratze
. Im Hintergebäude, das heute total
umgebaut ist, findet sich nichts mehr von
Belang. Das Hauptinteresse vereinigt sich
auf die Gaststube mit dem geräumigen Erker.
Sie ist nieder, aber dank der weitgespreizten,
gotischen Balkendecke von heimeligem Eindruck
. Bürgermeister und Rat von Stein,
sowie die von Zürich, stifteten s. Z. in die
neuerrichtete Stube zur Sonne ihre Scheiben.
Im zweiten Stock findet sich der ehemalige
Saal, heute in zwei Zimmer abgeteilt
. Das Getäfel zeigt noch an zwei Wänden
Malerei im Geschmacke des XVIII. Jahrhunderts
: Kartuschen mit Blumen und
Köpfen in Büstenform. Der dritte Stock ist
umgebaut.
xlvk
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