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Büffet, sowie eine schöne Felderdecke aus
dem gleichen Holze. Als Mittelfeldmotiv
figurieren die Wappen der Familie Etzwiler,
Schmid und Winz. Ausserdem steht hier
ein vorzüglich erhaltener Ofen eines Meisters
von Steckborn mit bemalten Kacheln. Die
Küche des Hauses liegt auf der Nordseite,
gegen die Strasse hinaus.
Erst im zweiten Stocke begegnen wir
den eigentlichen Repräsentationsräumen und
zwar in der Westhälfte. Gegen Norden liegt
der Essaal (heute leider mehrfach unterteilt)
mit hübscher Stuckdecke in Rokoko; gegen
Süden der Tanzsaal, der mit seinem ausserordentlich
gut erhaltenen, reich bemalten
Getäfel und einer schwungvollen Stuckdecke
mit Ölgemälde im Mittelfeld heute noch
einen feierlichen, vornehmen Eindruck vermittelt
. Der Grundton des gemalten Getäfels
ist dunkelgrau. Helle, keck aufgesetzte
Blumen und romantische Landschaften besorgen
das Festliche des Gesamteindruckes.
Auf den geräumigen Böden im Dachstuhle
sind die „Fruchtschütten" und Schnitztröge
und in beiden Giebeln altertümliche
Taubenschläge eingerichtet.
Das Haus ist seit den Siebzigerjahren
im Besitz von Herrn Dr. Rippmann, der
ihm alle Sorgfalt angedeihen lässt.
Das Haus zum obern Raben
(Tafel 88).
Das schmale Bürgerhaus zeigt einen hübschen
, nur mässig grossen Rokokoerker
mit Jahrzahl 1768. Zur hochgelegenen Haustüre
führt eine steinerne Treppe. Ein
vortrefflich erhaltener, gut proportionierter
Stufenofen (Steckbornerarbeit) steht in der
Erkerstube des ersten Stockwerkes.
Das Haus zum Lindwurm
(Tafel 89).
Es zeigt eine sehr schöne, mit vier flachen
Pilastern aufgeführte Empirefassade von
1819. Der schlanke Erker mit hübschem
Empiregitterchen sitzt dekorativ in der Mittelachse
. Das Hinterhaus mit dem schönen
Riegelwerk gegen den Fronhof ist noch ein
Teil des alten Gebäudes vom XVI. oder XVII.
Jahrhundert. Aus eben dieser Zeit stammt
auch die doppelte Holzlaube im kleinen
Höflein zwischen Vorder- und Hinterhaus.
Das Haus zur obern Muhle
(Tafe! 93).
Das Haus wurde 1720 durch den damaligen
Stadtschreiber Beat Bühl in die jetzige
Gestalt umgebaut. Die vormalige Klostermühle
selbst stammte noch vom Mittelalter
her. Die Fassade ist von der stattlichen Einfachheit
der Herrenhäuser ausserhalb der
Stadt und gehört zum Typus des Aazheimer-
hofes. Allerdings ist das Erdgeschoss heute
eines wesentlichen Schmuckes beraubt. Die
schönen Gitter vor den Parterrefenstern,
mit dem Mühlrad in der Mitte, sind erst
vor wenig Jahrzehnten entfernt worden.
Zwei Rundbogentüren nebeneinander vermitteln
die Eingänge zum breitgelagerten
Hause, links zur Treppe und Stube, rechts
zur Mühle. Hier über diesen Bogen findet
sich die bereits erwähnte Jahrzahl 1720,
während bei der gemalten Sonnenuhr und
den Wäppchen der Härder und Schmid sich
die von 1756 findet.
Die Rebhäuschen
(Tafel 92 und 93).
Die Rebhänge vom Hohenklingen, die
Gärten vor dem Untertor, sowie das
ehemalige Rebgelände im „Hettler" an
der Hemmishoferstrasse weisen besonders
hübsche Rebhäuschen auf. Die meisten haben
ihre gutausgestatteten, getäferten Stübchen
in den Obergeschossen, die jeweils durch
Aussentreppen erreichbar sind. Zuweilen
erstreckt sich der malerische Schmuck sogar
auf Decke und Fensterläden. So begleiten
im Rebhäuschen von Herrn Joh. Etzwiler
drollig fromme Sprüche die vier aufgemalten
Fensteraussichten auf See,Burg und Gelände.
Auf der Dachuntersicht des Rebhäuschens
am Blauröcklerweg ist eine gemalte Seelandschaft
mit Ledischiff zu sehen, während
das Riegelgiebelchen im „Hettler" das
Wäppchen der Schmid mit Jahreszahl 1671
aufweist.
Der Pachthof Bibern bei Stein a. Rhein
(Tafel 93).
Das Gebäude wurde durch die Stadt Stein
1539 von den Klingenberg mitsamt
der Herrschaft Ramsen erworben und 1556
ziemlich umfassend umgebaut. Diese letztere
Jahrzahl soll über dem Haustor sichtbar
gewesen sein.
XLIX
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