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III. DIE LANDSCHAFT.
Im Reyath.
Thayngen.
In den ersten geschichtlichen Erwähnungen
von 1157 und 1173 wird das heutige
Thayngen (Hauptort des Bezirkes Reyath),
nacheinander Togingin und Taigingin genannt
. Ursprünglich unter dem Patronate
St. Blasius stehend, ging es 1243 an Konstanz
über. Auch Thayngen bestand im Schwa-
benkriege 1499 wie Hailau seinen Verteidigungskampf
um den festen Turm der
Dorfkirche. Seit dem XVI. Jahrhundert
waren es vorwiegend zwei Schaffhauser Geschlechter
, die sich neben den Herren von
Stoffeln in die Vogteirechte über das Dorf
teilten: Die Im Thurn und die von Fulach.
1798 wurden diese Feudal-Rechte aufgehoben
. Die hier in der Beschreibung folgenden
Objekte sind hauptsächlich Bauten
solcher in Thayngen sich Wohnsitz schaffender
Geschlechter und etliche grosse Gasthäuser
aus der Zeit des lebhaften Reise-
und Fuhrwerkverkehrs um die Wende des
XVIII. zum XIX. Jahrhundert.
hier umfangreiche Rebstücke zu eigener Bewirtschaftung
. Zahlreiche Lokalbenennungen
, die heute noch im Gebrauche sind,
deuten darauf hin, wie die Rebstücke zum
„Barter", zum „Speissegger", zum „Pfister",
zum „Wölfli" u. a. Unser Haus zum Rebstock
soll nun das Zunfthaus der Rebleute
gewesen sein. Ein aufgemalter Rebstock
sitzt heute noch mitten in der Fassade,
während ein Raum ebener Erde die Junkertrinkstube
genannt wird. Ihre Balkendeckenfelder
zeigen Spuren von Wappen-
und ornamentalen Malereien. Das Getäfel
und die Holzdecke in der Gaststube des
ersten Stockes tragen die Jahrzahl 1603,
Das Getäfel weist die ansehnliche Höhe
von 2.30 m auf.
Ein weiteres Stübchen mit Renaissancegetäfel
liegt im zweiten Stock. Es ist heute
unterteilt. Der schöne Ofen mit bemalten
Kacheln zeigt die Jahrzahl 1792. Die Zehntenscheune
stammt aus dem Jahre 1701. Ihr
Mitteltrakt enthält die Trotte und die „Zu-
berstelli".
Das Haus zum Rebstock
(Tafel 94).
An das Gebäude mit schöner, gotischer
Fensterfassade stösst von Norden ein
grosser Riegelbau mit gedrehten Eckpfosten,
die Zelmtenscheune. Die ganze Gruppe steht
von der Strasse etwas zurück und gibt
damit einem geräumigen Hofe Platz.
Sowohl die Fassade, als auch die noch
zum Teil erhaltene innere Einrichtung lassen
vermuten, dass es eines der begüterten
Geschlechter Schaffhausens war, welches
das Haus um 1600 errichten liess. Mehrere
solcher Schaffhauser Geschlechter besassen
Der Oberhof
(Tafel 95).
Der Oberhof, auch „Schloss" genannt, war
ein fester Junkersitz derer von Im
Thurn und bis vor einem Viertel]*ahrhundert
mit zwei Türmen bewehrt, von denen der
eine ganz, der andere nur im Obergeschoss
abgetragen worden ist. In letzterem befindet
sich die steinerne Wendeltreppe.
Über seinem Eingang auf der Nordseite
ist ein steinernes Wappenschild eingelassen,
mit der Inschrift: Hans Im Thurn, Vogtherr
von Thayngen und Altikon, Bürger des Rats
zu Schaffhausen 1604.
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