http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_06_1918/0054
die ehemalige Gaststube und den ehemaligen
Saal mit einfacher Stuckleistendecke weisend
; östlich die grosse Küche mit grossem,
in das kleine Gässchen gestossenem Backofen
, deren hier in Thayngen bis vor wenig
Jahren noch verschiedene zu sehen waren.
Im zweiten Stock, gegen die Gasse, liegt
nun das sogenannte Goethezimmer, ein Raum
mit halbhohem Getäfel, dessen ßemalung
sich auch auf den Kasten und auf die
Fensternischen erstreckt. Die hintere Seite
dieses Getäfels ist von der Wand abgerückt
und gibt einem schmalen Alkoven Raum, in
welchem sich ein schmucker, kleiner Gussofen
mit Doppeladlerwappen, angeblich vom
Hohentwil stammend, befindet. Die Decke
ist mit Stuckmotiven des Rokoko geschmückt.
Auf dem Getäfel finden wir mancherlei
Sprüchlein, so den vom Verfertiger des
malerischen Schmuckes:
Das Tadeln leichter sei, als etwas besser machen,
Das wird als eine Wahrheit mir niemand ganz verlachen;
Doch tadle wer da will, ich nimm es willig an,
Doch lieber nur von dem, der's besser machen kann.
Das Haus zum Sternen
(Tafel 95).
Die einfache, gegen Süden orientierte Fassade
erhält ihren Akzent durch die
stattliche Freitreppe, die zum Hauseingang
auf der ersten Stockhöhe führt. Der Podest
der Treppe ist durch ein hübsches Empire-
gitterchen geschmückt. Das Haus entstund
nach dem grossen Brande von 1800.
Merishausen.
Das Gemeindehaus
(Tafel 109).
Es liegt mitten im Dorfe und hart an der
Strasse. Im I. Stock erinnert die Reihe
der Kreuzstöcke an das gotische Fensterhaus
und zweifellos waren hier die üblichen, dreiteiligen
Fenstergruppen angebracht, da sich
sowohl im Ostgiebel als auch in der hintern
Fassade solche finden und das Innere der
Gemeindestube die üblichen Stichbogen-
nischen, getrennt durch zwei steinerne Fenstersäulen
, aufweist. Unter der mit Gips
flach abgedeckten Decke liegt jedenfalls
eine Balkendecke. Schon der kräftige
Unterzug, sowie die schöne Tragsäule in
der Mitte des Saales weisen darauf hin. Die
„Stube" würde wesentlich gewinnen, wenn
diese ehemalige Balkendecke blossgelegt und
die schönen Fenstersäulen von ihrer üblen,
braunen Ölfarbe befreit werden könnten.
Hinten hinaus in der Nordostecke ist das
Gemeinderatstübchen mit schöner, gotischer
Fenstergruppe, hässlich gestrichenem Getäfel
, und der „Kunst" als Rest eines guten,
alten Kachelofens. Ein Ofen mit ähnlichen
Kacheln steht unten im Wachtlokal in der
Nordwestecke des Hauses. Das Merishauser
Gemeindehaus ist ein Bau von durchgehendem
Baucharakter und passt vorzüglich in
das Dorfbild.
Im Klettgau.
Neunkirch.
Der Ursprung des Städtchens im Bezirk
Ober-Klettgau reicht sehr weit zurück.
Unter dem „Niuchilchin", einer von Land-
frith 861 dem Kloster Rheinau geurkundeten
Schenkung, soll das heutige Neunkirch gemeint
sein. Schon 1122 besass der Bischof
von Konstanz seinen grossen Hof in Nükirch,
auf welchem ein bischöflicher Vogt regierte.
Als Stadt wird Neunkirch erst 1330 genannt.
Aber es sind gewichtige Anhaltspunkte vorhanden
(Zerstörung der alten, auf dem Berge
gelegenen Stadt durch Brand), welche die
merkwürdig regelmässige Neu-Anlage der
in die Ebene verlegten Stadt ins letzte Jahrzehnt
des 13. Jahrhunderts verweisen lassen.
Im Jahre 1525 gelangte sie aus bischöflich
konstanzischem Besitz durch Verkauf an die
Stadt Schaffhausen. Rüeger schreibt über
das Städtchen: „Es ist dise stat nach den
gwerben der Burgeren zimlich erbuwen und
ganz mit einem graben umbgeben, so zimlich
dief und an etlichen orten wol ver-
waret ist."
Diebestimmenden „gwerbe der Burgeren"
werden vorwiegend Ackerbau und Rebbau
gewesen sein.
LU
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