http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_06_1918/0056
Getäfelwerk, während diejenige vom Vorplatze
mit Gips glatt abgedeckt ist. Unter
dem schweren Unterzuge der Gemeindestube
kauern die zwei originellen, holzgesclmitzten
Figuren des Maurers und des Zimmermeisters,
die der Überlieferung nach sich gegenseitig
die Verzögerung des Baues vorwarfen und
nun zur ewigen Strafe den Balken zu tragen
haben.
Die Sääle sind heute mehrfach unterteilt.
Aber die schöne Fensterreihe mit ihren fünf
unter sich verschieden geformten Steinsäulen
ist noch in der alten Form erhalten. An
einer spiralförmig gekeilten Säule rindet sich
die Jahrzahl 1568, an einer anderen das
Werkzeichen und die Buchstaben Hop (?).
Der grosse Saal im zweiten Stock ist nicht
ausgebaut, aber schön in den Proportionen,
mit verschieden gearbeiteten Holzsäulen.
Die letzteren sind vorbildlich für materialgerechte
Holzarchitektur.
Die Rietmannsche Häusergruppe
(Tafeln 97, 100 und 101).
Eine Chronik berichtet von 1762: „Dieses
Jahr hat Johannes Pfeiffer, Kirchenpfleger
, den abgebrannten Platz unden
am Pfarrhaus wider neu aufgehauen".
Besagter Johannes Pfeiffer war der Neffe
des Feldmarschalls von Rietmann, General
in sardinischen Diensten, der damals im
Thiergarten in der Stadt wohnte. Der hochmögende
Onkel ist der für die kleinen Verhältnisse
Neunkirchs umfassenden Neubaute
zweifellos zu Gevatter gestanden. Daher die
Bezeichnung „Rietmannsche Häuser". Die
Häusergruppe umfasst drei Gebäude, ein
mittleres als Scheune und die beiden Seitenteile
als Wohnhäuser ausgebildet. Diese
zwei Flügelbauten gleichen sich in ihrer
inneren Einteilung. Die mit Sandsteinplatten
eingedeckten Hausgänge zeigen Rokokostuck
an der Decke, die Treppengeländer Baluster
und namentlich ein Zimmer im zweiten
Stocke des Ostbaues ein reichbemaltes Getäfel
, sowie eine ziemlich reiche Stuckdecke
mit artigen Eck- und Mittelstücken und dem
Sonnenmotiv in der Mitte. Jedes Feld des
Getäfels weist eine gemalte Cartouche auf,
die von einer antiken Götterfigur gehalten
wird; alles in handwerksmässiger, aber
dekorativer Manier in Grau und Weiss gehalten
. Die Zimmer sind durch hohe Fenster
erhellt und geben den Häusern den bürgerlichen
Wohncharakter des XVHI. Jahrhunderts
. Die aufgemalte Sonnenuhr im
mittleren Bauteil zeigt die mannshohen
Figuren des Merkur und Saturn und die
Jahrzahl 1763.
Das Haus zur Färb
(Tafel 99).
Ausserhalb der Ringmauer zu bauen war
in Neunkirch noch bis 1791 untersagt.
Von da an aber erstunden mehrere ansehnliche
Häuser vor dem oberen, wie vor dem
unteren Tore. Sie zeigen alle die charakteristischen
französischen Mansardendächer.
Das stattlichste ist die „Färb" vor dem
unteren Tore, erbaut 1807 für die beiden
Brüder Johannes und Philipp Schärer, von
denen der eine von Beruf Färber, der
andere Küfer war. Das Haus war von Anfang
an streng in zwei Hälften geteilt und
jede dieser Hälften weist die für den betreffenden
Beruf nötigen Einrichtungen auf.
Der Hauptbrunnen
(Tafel 101).
Der Hauptbrunnen von Neunkirch steht
in der Nähe des ehemaligen unteren
Tores und stammt von 1776. Auf schöner,
mehrkantiger Steinsäule mit Kapitäl (heute
erneuert) erhebt sich die charakteristische
Kirche als Wahrbild der Stadt. Den gleichen
Schmuck trägt der Brunnen beim Obertor.
Gächlingen.
Das Gemeindehaus
(Tafel 101 und 102).
l~\as Gemeindehaus in Gächlingen ist
wenige Jahre nach dem Neunkircher errichtet
worden. Eine Säule im Saal des ersten
Stockes zeigt die Jahrzahl'1571. Es ist ein
gotisches Fensterhaus, ähnlich dem grösseren
Vorbild in Neunkirch, mit langer Fensterreihe
im ersten Stock, und Treppengiebeln.
Auf dem First des Satteldaches sitzt ein
überaus charakteristischer Dachreiter in
UV
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_06_1918/0056