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Fachwerk, dessen Dächlein mit alten glasierten
Ziegeln eingedeckt ist. Leider sind
Erdgeschoss und westliche Haushälfte umgebaut
, die Ostseite durch einen Anbau beeinträchtigt
. Ausserdem hat man sich bei
der letztjährigen Renovation des Äussern
jeder Beratung entschlagen und dem äusseren
Aspekte neue Schäden zugefügt.
Der Hauptschmuck des Hauses ist die
gotische Fensterreihe der Südfassade, die
drei dreiteilige, in ihren Mittelfenstern überhöhte
Gruppen aufweist. Der alte Bestand
(s. Zeichnung) zeigt auch an der Ost wand
zwei solcher Gruppen. Die Wand ist aber
heute für die Saalerweiterung herausgebrochen
und dadurch der ehemalige, starke
Fensterpfeiler in die Mitte gerückt worden.
Leider ist der Saal der früheren, seiner Bedeutung
entsprechenden Ausstattung beraubt
und mit nüchternem „Krallengetäfel"
ausgebaut worden.
Unter-Hallau.
Das grosse Dorf ist der Hauptort des
Bezirkes Unter-Klettgau. Hallau stand
früher, wie Neunkirch, unter dem Vogtei-
rechte des Bistums Konstanz,während es dem
Grundbesitz nach wesentlich dem Kloster
Allerheiligen zu Schaffhausen angehörte.
Die kühne und schlagfertige Hallauerbevölkerung
verstand es aber, diese Gegensätze
zwischen Grundherrschaft und Vogteirecht
klug und kräftig auszunützen und sich frühzeitig
gewisse Eigenrechte zu sichern. Auch
Hallau bestand im Schwabenkrieg seine
Feuerprobe in der heldenmütigen Abwehr
eines Überfalles durch den schwäbischen
Adel. In einem langwierigen Prozesse
zwischen Abt und Rat contra Bistum Konstanz
nahm Schaff hausen 1521 gewaltsam
Besitz von Hallau. 1526 wurde das Dorf
dann mit der Herrschaft Neunkirch vom
Bischöfe rechtsmässig an die Stadt Schaffhausen
abgetreten. Aber das regsame Temperament
der neuen Untertanen machte den
„gnädigen Herren" in Zukunft noch warme
Stunden, wie denn die freiheitlich-revolutionären
Bestrebungen des Klettgau's von
1790 und in den Dreissigerjahren des XIX.
Jahrhuderts meist hier ihren Sitz und Ausgangspunkt
hatten.
Das Haus zum Kreuz
und das alte Gemeindehaus
(Tafel 106).
Das alte Gemeindehaus, an dessen Stelle
sich heute der 1872 errichtete, pompöse
Neubau erhebt, ist 1515 erbaut worden.
Die Ost- und Westgiebel des zweistöckigen,
gotischen Fensterhauses waren mit Treppengiebeln
, das Dach mit einem achteckigen
Holztürmchen bekrönt. Das Erdgeschoss
bildete ein einziges Gewölbe,
das von zwei steinernen Mittelpfeilern getragen
wurde, und ehedem, gegen die Strasse
mit Bögen geöffnet, zur Abhaltung des
Kornmarktes diente. An der Nordwestecke,
wo die Malefikanten ausgestellt wurden,
befand sich eine roh gemeisselte, gekrönte
Maske, der „Lällenkönig" genannt. Sie befindet
sich heute im Gemeindemuseum.
Die schöne Fensterreihe im ersten Stock
enthielt reiche Glasgemälde, darunter die
gestifteten Standesscheiben der 13 alten Orte.
Sie sind im Verlaufe des XIX. Jahrhunderts
verschleudert oder vernichtet worden. Ein
Rest der Deckenschnitzerei des ehemaligen
Ratsaales, datiert von 1545, ist gleichfalls
im Gemeindemuseum aufbewahrt. Das Gebäude
stiess stark in die Strasse vor und ist
wohl wesentlich dieses Umstandes wegen
anno 1872 abgetragen worden. (Rahn, Statistik
der Schweizerischen Kunst-Denkmäler
.) An die Ostfront schloss sich an
das stattliche
Haus zum Kreuz
(Tafel 103 und 104).
Es wurde 1804 durch Ratsherr Martin Grieshaber
an Stelle eines älteren Komplexes
erbaut und war in der ersten Hälfte des
XIX. Jahrhunderts eines jener gutgeführten,
mit Säälen, Gaststuben, Kammern, Remisen
und Stallungen ausgestatteten Gasthäuser
aus der Zeit des grossen Landstrassen Verkehrs
. Die breite Fassade ist zweistöckig.
In der Mittelachse liegt das Doppelportal.
Der gepflästerte Hausgang führt zum ebenfalls
gepflästerten schmalen, aber tiefen
Höflein, an welches sich Vorratsräume und
Kelter, Scheune und Stallungen anschliessen.
Auf dem First tront das regelmässig im
LV
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