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Maria Schutz erstand, nannte der damalige
Besitzer des Weinrain, Dekan Blumer, seine
Burg Maria Trutz. — Aus der Säckingerzeit
stammt ohne Zweifel auch das sog.
Kloster in Netstal, ein uraltes, düsteres
Riegelhaus, das wahrscheinlich der Äbtissin
gehörte und ihr bei ihren Besuchen im
Lande als Absteigequartier vor dem Einritt
nach Glarus diente. Eine darin zum Vorschein
gekommene wundervolle Basler Standesscheibe
befindet sich im dortigen historischen
Museum. 1600 bewohnte das Haus
Landammann Hans Heinrich Schwarz (gestorben
1621), der sog. Eisenherr, Besitzer
des Eisenbergwerkes im Klöntal. — Ebenfalls
in Netstal steht noch das nach fester
Überlieferung im Jahre vor der Näfelser
Schlacht, also 1387, erbaute Haus des Feldhauptmanns
Mathias Ambühl, des heldenhaften
Anführers der Glarner bei der genannten
Freiheitsschlacht, ein nur niedriges
Bauernhaus mit Spuren einstiger Sennereieinrichtung
und verworrener Raumeintei-
lung. — In die Tage von Näfels reicht auch
das sog. Grosshaus in Netstal zurück, das
noch vor wenigen Jahren an einem Balken
die Jahrzahl 1386 getragen haben soll, ein
Steinbau von städtischem Charakter mit
schönem, geschweiftem Steinportal, und das
Haus von Landammann Mathias Netstaller,
ein grosses Bauernhaus mit gemauertem
Unter- und hölzernem Oberbau, dessen
Aussenseite mit Schindeln bekleidet ist und
zu dem von der Strasse aus eine hohe Steintreppe
emporführt. Diese beiden Häuser
Hess zweifellos der genannte Magistrat, der
von 1416—17 das Landammannamt bekleidete
, errichten. Er galt für den reichsten
Eidgenossen seiner Zeit und besass ausgedehnte
Liegenschaften im Kanton und in
der March, dazu im Kanton Zürich zwei
Schlösser mit Weinbergen, Gütern und
Lehen von enormem Werte. Der nach
Glarus kirchgenössigen Gemeinde Netstal
Hess er in seinen Kosten eine Kapelle erbauen
.
Holzhäuser. Unter diesen ist eines der
bemerkenswertesten das sog. Grosshaus in
Elm (Tafel 4), für dessen Bauzeit man die
Jahre 1585 und 1586 in Anschlag bringen
darf. Denn in der „Gastkammer" des nördlichen
Teiles — es enthält drei Wohnungen
— befindet sich ein altertümliches Himmelbett
, das nach der Tradition gleich beim
Bezug des Hauses als Brautbett in dasselbe
eingebracht worden sein soll und an dem
die Jahrzahl 1587 steht. Wer das Haus
hat bauen lassen, lässt sich nicht mehr ermitteln
. Es macht Eindruck sowohl durch
seine ungewöhnliche Grösse als durch die
Schönheit und Kraft seiner ganzen Erscheinung
. Charakteristisch daran sind die
Schirmdächer über den Fenstern der Front,
die hohe Aufgangstreppe zur Haustüre mit
gedeckter Vorlaube, die Zugladeneinrichtung
und im Innern die weiten, mit Wandbänken
versehenen Gänge, prächtige Wand-
getäfer aus Eschenholz, hübsch geschnitzte
Schränke und mit verschiedenfarbigen Holzeinlagen
verzierte Türen und Tische, die,
noch aus der Gründungszeit stammend,
der Raumkunst ihres Urhebers ungeteilte
Anerkennung eintragen. — Wohl bloss um
ein Jahrzehnt später ist die Erbauung des
alten, breiten sog. Freitaghauses in Elm,
im Unterauen, anzusetzen. Das genaue
Datum ist unbekannt, bekannt aber, dass
der erste Träger des Namens Freitag in
Elm, „Walthart F. hinder Steinabach", von
welchem das Haus seinen Namen hat, sich
1594 das Bürgerrecht von Elm erkaufte und
demnach wohl eben um diese Zeit sich
dieses Haus erbaute. An der Mauer im
Unterzug des nördlichen Teiles steht etwas
verwischt die Jahrzahl 1731; diese bezeichnet
aber wahrscheinlich nur den Zeitpunkt der
anlässlich der Erstellung des Mauerwerkes
vorgenommenen Renovation. — Den Eindruck
wohligen Behagens erwecken das
hübsche, reich gegliederte Eimerhaus im
Auen (Tafel 5) und das ungemein freundlich
und gewinnend aussehende Haus von Landammann
Joh. Heinrich Elmer (Tafel 4) in
Elm beide mit schlankem spitzigem Giebel
und Klebdächlein über den Fenstern. Das
letztere ist aus einem Umbau in den vierziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts hervorgegangen
. Es soll jedoch vorher schon ungefähr
dieselbe Gestalt gehabt haben. Erbauer
war nach sicherer Überlieferung der
aus der Landesgeschichte berühmte, redegewandte
Landammann Joh. Heinrich Elmer
(1600-1679), der von 1641—74 viermal das
höchste Amt des Landes bekleidete und
den Kanton oft an der eidgenössischen Tag-
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