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Satzung-, dreimal aber auch die Eidgenossenschaft
bei Sendungen ins Ausland vertrat,
nämlich 1638 zu Ludwig XIII. und der
schwedischen Generalität und 1663 zu Ludwig
XIV. zum Bundessch wur. In Erinnerung
geblieben ist beim Volke sein erstes Auftreten
an der Tagsatzung zu Baden. Als
er sich in seinem einfachen Kleid aus
Glarner Grautuch zum Sprechen erhob,
sahen ihn manche der vornehmen Stadtherren
mit spöttischen Mienen an; er aber
hielt eine Weile, ohne zu sprechen, seine
Blicke auf sein Kleid gerichtet und sagte
dann mit strafendem Ernste: „Rock, red'
du!" — Viel spätem Datums ist das Rothaus
in Netstal, so genannt, weil früher mit
rot gestrichenen Schindeln verkleidet, und
erkennbar an dem durch die ganze Front sich
hinziehenden Schutzdach über den Fenstern
(Tafel 61). Es ist 1777 an Stelle eines
frühern von Ratsherr und Landvogt Joh.
Rudolf Stähli (1714—1768) als Bauherrn
und Meister Joh. Ludwig Landolt von Näfels
als Baumeister erstellt worden, ein originelles
Haus mit Butzenscheiben, reich ornamentierten
' Öfen und Fälladen, die mit
Bildern von Heiligen, den Jahreszeiten
und dgl. bemalt waren. Es war das Geburtshaus
des Generals Johannes Stähli
(f 1821), der lange Jahre die Garde des
Königs von Neapel und die dortigen Festungstruppen
befehligte. — Schliesslich sei noch
als typisches Beispiel eines hohen Holzhauses
das im Jahre 1807 von Landseckelmeister
Joh. Ulrich Elmer (1765—1825) erbaute
Haus am Brummbach bei Matt erwähnt
. Es verfehlt in seiner Stattlichkeit
des Eindrucks nicht (Tafel 5). Sehr hübsch
und interessant ist, wie der Baumeister ihm
dadurch die Schwere benahm und einen
besondern Reiz verlieh, dass er die Zahl
der aneinandergereihten Fenster von Stockwerk
zu Stockwerk verminderte: im ersten
auf jeder Hälfte 4, im zweiten 3, dann 2
und 1 und zuletzt ganz oben nur noch ein
für beide Hälften gemeinsames.
Das Iselihaus in Glarus. 1560. An der
St. Wendelstrasse frei dastehend, ist es mit
seinen sieben Fensterreihen übereinander
wohl das höchste Haus des Kantons und
imponiert durch seinen mächtigen, kühn
geschweiften spitzigen Giebel. Der massive
Unterbau stammt, wie die eingemeisselte
Jahrzahl über der Haustüre verkündigt, aus
dem Jahre 1560, die obern Teile und der
hohe Giebel dagegen erst aus dem 18. Jahrhundert
. Sehr hübsch fügt sich ihm das
turmartige Treppenhaus an, bei dessen Dach
sich die Giebelformen des Hauptgebäudes in
anmutiger Verkleinerung wiederholen. Es
ist das Stammhaus der zahlreichen Familie
Iseli von Glarus, erbaut von dem Müller
Bernhard L, der, von Einsiedeln, wo er
sich mit 20 Gulden abgelöst hatte, hieher
übergesiedelt, sich 1543 ins Glarner Bürgerrecht
einkaufte. Seine Nachkommen, worunter
Landammann Fridolin (1622—1705),
besassen und bewohnten es bis in die
sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Das Haus zum Schlüssel in Näfels (1583),
so genannt, weil unter diesem Namen eine
Wirtschaft darin betrieben wird, trägt im
kielbogigen Sturz der Haustüre ausgemeis-
selt das Wappen der Oswald, halbes Rad
und Stern, und rechts und links davon die
Jahrzahl 1583, ist also 20 Jahre jünger als
das Iselihaus. Durch Modernisierung ist
sein ursprünglicher Charakter zerstört worden
. Im 18. und 19. Jahrhundert bewohnten
es Nachkommen des Erbauers des dortigen
Freulerpalastes, u. a. der Zeugherr und sizilia-
nische Gardeoberst Johann Kaspar Freuler
(1739—1806), der 1798 im Gefecht bei Wol-
lerau mit Oberst Paravicini die Flucht ergriff
und die Heereskasse teilen half (Hist.
Jahrbuch des K. Gl. HC, 87).
Die Grabtafel von Pannerherr Hans
Elmer in Elm. 1603. (Tafel 4). Am Eingang
zur hintern Türe der Kirche zu Elm
liegt links zu ebener Erde eine künstlerisch
schön gearbeitete, aus Bronze gegossene
Grabtafel mit dem Elmerwappen samt Inschrift
und Jahrzahl 1603. Sie war ursprünglich
in eine Felsplatte aus Flysch-
granit gefasst gewesen, welch letztere aber
1888 infolge Reissens durch eine Sandsteinplatte
ersetzt wurde. Mit dieser Tafel ist
dem verdienten Magistraten Johannes Elmer
von Elm, der von 1581—84 glarnerischer
Landvogt in der Grafschaft Werdenberg
und von 1593 bis zu seinem 1603 erfolgten
Tode Pannerherr des evangelischen Kantonsteiles
war, ein würdiges Ehrendenkmal
gestiftet worden.
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