Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/7
Das Bürgerhaus in der Schweiz (7. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Glarus
Zürich, 1919
Seite: XVII
(PDF, 15 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_07_1919/0019
berechnete Haus keinen wesentlichen Veränderungen
zu unterziehen gehabt. Selbst
die sehr alten gelben Sgraffitoverzierungen
im Barockstil, mit denen die Fenster an
den Aussenseiten des Hauses geschmückt
waren und die ihm ein fröhlich belebtes Aussehen
gaben, haben bis vor kurzem standgehalten
, und die 300jährigen, sehr hübschen
gotischen Türklopfer und Zuschnappschlös-
ser an den Hauseingängen verrichten heute
noch ungeschwächt ihren altgewohnten
Dienst. Die Treppen sind steinern und mit
festem, von gedrechselten Säulchen getragenem
Holzgeländer versehen, die Gänge
weit und hell, und in den Fensternischen
derselben sind, wo irgend der Raum es gestattet
, zu beiden Seiten zweiplätzige Sitzbänke
eingebaut, gemütliche Plaudereckchen
für die Familie. Einen ebenso gemütlichen
Charakter tragen die Wohnzimmer. Schon
durch ihre Lage. Das des ersten Stockes
schaut nach Süden über Gärten und grünes
Gelände zum breit und herrlich entfalteten
Glärnisch, das des zweiten Stockes dagegen
von angenehmer Höhe auf die belebte Strasse.
Bei beiden aber hat der Baumeister auch
durch die innere Einrichtung auf einen
traulichen Verkehr der Familie Bedacht
genommen, indem er bei den Fenstern der
Hauptseite an Stelle der schweren Zwischenmauer
eine leichte, freistehende Fenstersäule
eingeschoben, diese kunstvoll ausgehauen
und ornamentiert und auch hier in den
Nischen links und rechts Bänke zu fröhlicher
Zwiesprache angebracht hat. Im übrigen
fehlt es gerade diesen Zimmern auch nicht
an besonderem Schmuck. Da sorgen die
grossen, mit Aufgangstreppen versehenen
Öfen durch ihre reichen, farbigen Schildereien
, Phantasielandschaften, Jagd- und
Schäferszenen, Reiter- und Tierfiguren, für
Befriedigung der Schaulust von Alt und
Jung und treibt im obern Zimmer eine
kassettierte Decke mit dunkeln Rippen und
hellen Einlagen ein neckisches Farbenspiel.
Die Verbindungstüre vom Korridor zu diesem
Zimmer, aussen durch nichts sich auszeichnend
, ist innen durch zierliche Renaissance-
säulchen eingefasst und das Feld über der
Türe durch malerische Schnitzereien geschmückt
, während an der gegenüberliegenden
Seite ein in die Wand eingelassener
Tresor in der gleichen Einfassung durch

geschnitzte Blumenverzierungen erfreut. Eine
Reihe hervorragender Vertreter der Familie
Z wicki hat diese behaglichen Räume bewohnt,
so ausser einer Anzahl Ratsherrn, Landvögte
und Ärzte und dem reichen und wohltätigen
Pfarrer Johann Heinrich (1716—71), dem
der Hafner auf einer Ofenkachel von 1761
durch Anbringung der Initialen JHZ und
ACZ und des Glückwunsches „Gott gäb
Glück" im Haus eine Erinnerung stiftete,
auch Oberst Balthasar (1750—1823), der in
der Landesgeschichte eine Rolle gespielt
hat und unter dem Namen Oberst Balz im
Volksmund heute noch fortlebt. Nachdem
er in holländischen Diensten Gardehauptmann
gewesen, wurde ihm im April 1798
bei der französischen Invasion im Glarner
Auszug ein Kommando übertragen. Als
nun beim Gefecht zu Wollerau der Oberbefehlshaber
Paravicini feige die Flucht ergriff
und alles verloren schien, war es Oberst
Balthasar Zwicki, der mutvoll das Banner
ergriff, sich mit einer kleinen Schar von
Getreuen dem Ansturm der Feinde siegreich
entgegenstellte, sie bis Richterswil zurücktrieb
und so durch seine Tapferkeit das
Fridolinsbanner, das schon einst sein Ahnherr
Landesfähnrich Fridolin Zwicki (um
ca. 1590—1639) mit Ehren getragen, vor der
Schmach einer Niederlage bewahrte. In
diesem Hause hat eine Zeitlang auch jene
unglückliche Magd Anna Göldi gelebt (bei
Dr. Zwicki), die 1782 wegen Kindesvergiftung
, nach der Volksmeinung wegen Hexerei,
enthauptet wurde — die letzte Hexenhinrichtung
in der Schweiz.

Der Freulerpalast in Näfels. 1645—47.
(Tafel 12 ff.) Dieser prächtige Bau, dem an
künstlerischer Ausschmückung kein anderer
im Kanton gleichkommt, trägt seinen Namen
nach dem Erbauer Kaspar Freuler von
Näfels, „Obrist über ihro kgl. Majestät zu
Frankreich und Novara Hofregiment von
4000 Eid- und Bundsgenossen dero Ritter,
1646", wie die Inschrift über dem Hauptportal
meldet. Geboren um 1590—95, war
er unter Ludwig XHI. 1613 in genanntes,
von seinem Grossvater, Oberst Kaspar Gallati
, kommandiertes Regiment eingetreten
und 1635 selbst zum Kommandanten desselben
ernannt, 1637 „wegen vorzüglicher
Dienste bei 18 Belagerungen und in meh-

XVII


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_07_1919/0019