Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/7
Das Bürgerhaus in der Schweiz (7. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Glarus
Zürich, 1919
Seite: XXII
(PDF, 15 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_07_1919/0024
stehen um die Jahrzahl 1700 die Initialen
JH Z und MB. Daraus lässt sich schliessen,
dass Bauherr Dekan Joh. Heinrich Zwicki
(1679—1760) all. Maria Magdalena Blum er,
Vater von Landammann Othmar und Pfarrer
Dr. med. Fridolin Zwicki, war. Es ist eines
jener S. IX geschilderten Häuser mit hohem
ostschweizerischem Giebeldach, wie sie als
Überreste der süddeutschen und fränkischen
Gotik um jene Zeit hiezuland noch vielfach
gebaut wurden. Dazu passen die spätgotischen
Kreuzstöcke an den Fenstern der
Nordseite, die Fensterreihen des ersten
Stockes, die zierlichen, von geschweiftem
Bug gestützten Dachträger, die kräftig aufgesetzte
Mansarde mit weit ausladendem
Dächlein und das allerliebste, achteckige,
turmförmig zugespitzte Gartenhaus, das
durch eine offene Laube mit dem Hauptgebäude
verbunden ist und der Südfront
desselben ein reizvolles Cachet verleiht. Das
Haus scheint im Äussern unverändert geblieben
zu sein und macht mit seinen üppigen
, terrassierten Gärten, seinen Schattenplätzchen
, schönem Brunnen und zierlichem
Waschhaus der Biedermeierzeit mit säulengetragenem
Vordach den Eindruck eines
bei aller pfarrhäuslichen Einfachheit doch
ungemein freundlichen, still gemütlichen
Heims. Im Innern dagegen haben die zwei
Jahrhunderte dies und das verändert. 1776
wurde vom Meister Mathias „Schweitter"
von Näfels ein mächtiger, mit blau gemalten
Phantasielandschaften geschmückter
Ofen eingebaut, während später in einem
andern Zimmer ein hervorragend schön
stilisierter Ofen mit aufgesetzter Fruchtschale
voll Trauben im Empirestil hinzukam
. Dieser Zeit gehören auch eine Anzahl
in Goldrahmen gefasste Spiegel und
mancherlei anderes Mobiliar an. Wohl
schon aus der Zeit der Erbauung des Hauses
dagegen stammt die sehr hübsche, stark
vertiefte Kassettierung der Decke im Wohnzimmer
und die ebendort befindliche stilvolle
Kastenwand mit Kommode und Uhrgehäuse
. Mehrere andere Zimmer zeigen
Stukkaturen an den Decken in Rokoko,
zwei Schlafzimmer reizende eingebaute Alkoven
. Ein geschnitztes Büffet, verschiedene
reichverzierte Kästchen und Kommoden
aus der Renaissance- und Rokokozeit
und eine Reihe von Ahnenbildern an den

Wänden, alles bestens erhalten, vervollständigen
die Einrichtung. Alles dies zusammen
bildet ein Interieur vom hohen
Reiz einfacher, gediegener Vornehmheit,
wie man es in einem äusserlich sich so
anspruchslos gebenden Hause nicht erwarten
sollte.

Das Stählihaus in Netstal. 1728. (Tafel 28.)
Es ist eines der wenigen Riegelhäuser, die
nach der aus der Gegend des Zürichsees
hieher importierten alten Zimmermannskunst
ausgeführt sind und das Riegelwerk
unverdeckt zutage treten lassen. Ungemein
malerisch sind die warmtönigen, braunen
Holzbalken in die weissen Mauerflächen
eingeflochten, so dass die manigfaltigsten
Figuren daraus entstanden. Die Anordnung
derselben zeugt von ungewöhnlichem Schönheitssinn
. Von den Figuren wiederholt sich
mit Ausnahme des Andreaskreuzes keine
einzige; alle aber passen zueinander und
ergeben zusammen ein so gefälliges, belebtes
und doch ruhiges Bild, dass man nicht
müde wird, sich darein zu vertiefen. In
dieses Bild bringen die symmetrisch eingelegten
Fensterreihen, die samt den unter
den Fenstern angebrachten Zugladen durch
einfach ausgezackte Rahmen zusammen-
gefasst sind, einen eigenartigen Zug. Eigenartig
ist nicht weniger die weisse, mit
Arabesken durchschlungene Bemalung der
Untersichten des giebelförmigen Daches.
Es ist ein eindrucksvolles Haus, das den
Beschauer wie ein charaktervolles, ernstes,
freundliches Männergesicht anschaut. Vom
Giebel herab grüsst die konstantinische Inschrift
IHS, in diesem Zeichen siege! und
im zweiten Viereck über der von ausgeschnittenen
Balken umfassten Haustüre
stehen verblasste, von einem Kranze umgebene
Schriftzeichen, die, heute nicht mehr
lesbar, nach einer Zeichnung von 1883 oben
S M oder B M, unten L S lauteten, während
in der Mitte die Jahrzahl 1728 stand, welche
unzweifelhaft das Jahr der Erbauung des
Hauses bezeichnete. Nach der Familientradition
war der Bauherr ein Landvogt
Stähli (LS). Als solcher kann nur Christian
Stähli in Betracht kommen, der, geboren
1690, gestorben 1772, von 1738 an
unter dem Titel Landeshauptmann in Wyl
das Amt des dortigen Glarner Landvogts

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