Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/7
Das Bürgerhaus in der Schweiz (7. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Glarus
Zürich, 1919
Seite: XXVI
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_07_1919/0028
ton — rings um das ganze Haus ein kräftiges
Klebdächlein, das nur hinten und vorn bei
der Hausmitte unterbrochen ist, was alles
dem Bau ein eigenartig belebtes Aussehen
verleiht. Der Reiz dieser mannigfaltigen
architektonischen Gliederung wird noch erhöht
durch die ungemein zierlichen Rokokoformen
der drei Giebel. Auf der von Anbauten
freien Ostseite, der Hauptfront, befindet
sich ein ebensolcher. Diese Giebel zeigen
viele Ähnlichkeit mit denen auf den Nebengebäuden
des „Haltli" und dem Waschhaus
des „Hofes" in Mollis, wie auch das grosse
Walmdach an das des Haltli erinnert. Das
lässt der Vermutung Raum, das Haus könnte
um dieselbe Zeit wie jene oder etwas nachher
, also etwa um 1783—90, und vom selben
Architekten, also von Konrad Schindler,
erbaut worden sein (vergl. S. XXXI). Hinwiederum
besteht eine unverkennbare Ähnlichkeit
zwischen dem Hauptgiebel unsres
Hauses und demjenigen des 10 Jahre früher
(1773) entstandenen Hauses zum „Sonnenzeit
" in Dornhaus, und das eigenartige,
ringsum laufende Schutzdächlein scheint
gleichfalls in eine frühere Zeit zurückzuweisen
, so dass die sechziger und siebziger
Jahre und als Baumeister Ulrich Grubenmann
, der 1761 in Mollis eine neue Kirche zu
bauen hatte, in Betracht kommen könnten.
Leider ist jede Tradition über die Entstehungszeit
erloschen und nirgends am
Hause eine Jahrzahl zu finden, die darüber
Aufschluss gäbe. Sicher aber ist der Bauherr.
Es war der vielseitig interessierte, unternehmungslustige
frühere Farbenkoch und
Kolorist und spätere Fabrikant Fridolin
Streiff, geb. 1739, gest. 1817, Sohn des Landschreibers
Joh. Balthasar und Neffe des Landmajors
Joh. Heinrich Streiff, des Begründers
der Glarner Druckindustrie (vergl. S. 27),
der, von letzterem ermuntert, auf der von
ihm anerkauften Liegenschaft „am Mühlebrunnenwo
heilte die Trikotfabrik Zingg
installiert ist, im Jahre 1761 die erste Kattundruckerei
in Mollis eröffnet hat. Der Hess
sich, frisch verheiratet von Basel hergekommen
und einer Wohnung für sich und
seine Familie in möglichster Nähe der Fabrik
bedürftig, dicht daneben auch ein Wohnhaus
, eben den sog. Fabrikhof, bauen, vermutlich
gleichzeitig mit jener, also wohl
1760—61. — Es ist ein Doppelhaus. Beide

Hälften sind gleich eingeteilt und im dritten
Stock durch einen grossen, durchgehenden
Saal verbunden, der indessen, wie auch die
übrigen Räume, ohne besondern Schmuck
geblieben ist. Schöne nussbaumene Kastenwände
sind neueren Ursprungs, und der
alte Ofen der Wohnstube in der nördlichen
Hälfte — die südliche ist erst viel später
ausgebaut worden — der mit farbigen Bildern
geschmückt war, liegt heute in Scherben
auf dem Estrich. Zur Zierde dagegen
gereicht dem Hause der kleine Treppenvorbau
an der Ostseite, der zu den beiden
Haustüren führt und dessen unten und oben
umgebogene eiserne Geländerstäbe mit Girlanden
in klassizistischem Stile malerisch
durchflochten sind (Tafel 58).

Das „Höfli" in Mollis. 1761. Dieses
Haus, das auf dem vom grossen Schindlergut
„Hof" abgelösten kleinern Gute „Höfli"
sieht, ist ein fast würfelförmiger, turmartiger,
dreistöckiger Bau, auf allen vier Seiten
gleich mit Ausnahme der Ostseite, wo in
der Mitte ein Türmchen mit Wendeltreppe
angebaut ist. Es hat keinen Frontgiebel;
das Dach läuft wie bei seinem Tafel 58 reproduzierten
Miniaturnach- oder Vorbild in
gleicher Höhe ringsum und ist in zwei Etagen
aufgesetzt, einem in hübscher Schwingung
sich erhebenden Mansardenstock und dem
obern Dache, das von allen vier Seiten in
die eine, gemeinsame, von mächtigem Kamine
türm artig gekrönte Spitze ausläuft.
In allen Stockwerken sind die Räume durch
breite, helle Korridore in zwei gleiche Hälften
und diese in je zwei Zimmer von gleicher
Grösse und Fensterzahl geteilt. Diese, lauter
Eckzimmer, sind hoch und hell und tragen
sämtlich dasselbe Gepräge prunkloser, vornehmer
Einfachheit. Ein einziges Zimmer,
das sog. Sälchen, ist durch etwas reichere
Plafondstukkaturen in Rokoko ausgezeichnet
. Das Haus schliesst sich mit den es
rings umgebenden schmucken Gärten und
seiner herrlichen Aussicht zu einem ungemein
freundlichen, behäbigen Wohnsitz von
durchaus einheitlichem Charakter zusammen.
Erbaut wurde es laut im Keller angebrachter
Zahl im Jahre 1761, und Bauherr war
der durch den sog. Brigadierhandel bekannt
gewordene General Joh. Heinrich Schindler
(1713-95), der sich 1774 mit stattlicher Pen-

XXVI


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