Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/7
Das Bürgerhaus in der Schweiz (7. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Glarus
Zürich, 1919
Seite: XXVIII
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_07_1919/0030
so dass der Wirt und Erbauer des Hauses,
Richter Melchior Tschudi (1740-79), mit
seinen Rechnungsbüchern vor versammelter
Landsgemeinde erscheinen und sich über
vermutete Gehülfenschaft für Schindler verantworten
musste. Hier beherbergte seine
Witwe, die in diesen Räumen während
51 Jahren mit Auszeichnung das Szepter
schwang, im Oktober 1799 den russischen
General Suwaroff und seinen Stab, als sie
mit ihren 28,000 Mann auf dem Marsch
ins Sernftal vor den Franzosen her durch
Schwanden zogen. Hier soll die goldene
Chatouille des Generals mit der Kriegskasse
zurückgeblieben sein und kamen noch unlängst
in einem alten Ofen russische Münzen
zum Vorschein. 1863 ist der Gasthof eingegangen
. Die zwei letzten Träger des
Namens Tschudi, die das Haus besassen,
waren gleich wie beim obern Tschudihaus
Ärzte. Heute gehört es Buchbindermeister
41b. Äbli.

Das obere Pfarrhaus in Schwanden

(18. Jahrh.) (Tafel 56), ein Doppelhaus mit
Türverbindung im Innern, hat der frühere
dortige Handelsmann und spätere russische
Kommerzienrat Joh. Jakob Blumer in Moskau
(1749—1822), der dort eine Teppichweberei
gegründet hatte und dann während
der napoleonischen Kriege sein Besitztum
gefährdet sah, für seine ihm im Alter geborenen
Kinder Friedrich und Anna und
deren Nachkommen gekauft und teilweise
umbauen lassen und es 1818 zu einem
Fideikommiss bestimmt in dem Sinne, dass
es nie veräussert werden dürfe, diesen aber
jederzeit unentgeltlich offen stehen, im übrigen
die Nutzniessung seinen Verwandten in
Schwanden zukommen solle. Gegenwärtig
hat die Kirchgemeinde das untere Haus als
Pfarrwohnung in Pacht genommen.

Architektonisch bilden die beiden, vom
selben Dach zusammengehaltenen, innen
gleich eingeteilten und ausgestatteten Häuser
ein zusammengehöriges Ganzes von einheitlichem
Charakter und schönen, ruhigen
Verhältnissen. Bei aller Einfachheit fehlt
es ihnen auch nicht an einigem Schmucke.
Zunächst sieht man sich am Eingang vom
Wappen des Stifters begrüsst: drei aus
einem Dreiberg hervorspriessenden Blumen
und der Helmzier einer weiblichen Halbfigur
mit Blumen in den Händen. Im selben
Rokokostil setzt sich die Empfangsdekoration
an den beiden Haustüren fort, indem
den rundbogigen Stürzen über den Oberlichtgittern
modellierte Blumentöpfe mit
Steh- und Hängepflanzen aufgesetzt und die
Oberlichter selbst von kunstvollen, schmiedeeisernen
Gittern durchflochten sind. Eines
derselben umschliesst einen Schwan, der
ein Ölblatt und eine Rose im Schnabel
hinter sich herzieht. Dieses Motiv des 01-
blattes im Schnabel eines Vogels wiederholt
sich an der Gipsdecke des Wohnzimmers
im ersten Stocke, doch mit dem
Unterschied, dass hier aus dem Schwan,
dem angeblichen Wappen von Schwanden,
eine Taube als Sinnbild des Hausfriedens
geworden ist. — Schöne harthölzerne Geländer
mit gedrechselten Rundsäulchen
führen hinauf in die obern Stockwerke.
Hier ist im zweiten je ein Zimmer so hergerichtet
, dass es als Saal dienen kann.
In diesem bildet den Hauptschmuck eine
ziervolle Rokokodecke, die auf allen vier
Seiten in kräftigem Relief aufgesetzte reizende
Blumen- und Früchtekörbchen, jedes
wieder anders, und in den vier Ecken ebensolche
schild- oder kartuschenartige Dekorationen
trägt, die nur noch der Hand des
Malers warten.

Das Haus von Heinrich Brunner im Sand
in Qlarus. 1770 — 71 oder 72. (Tafel 38.)
Es ist ein freundliches, behäbiges, altes
Herrenhaus von einheitlichem Zuschnitt,
durch keinerlei spätere Änderungen verdorben
und dem Hause, das Ulrich Grubenmann
sich im obern Hörli in Teufen selber
erbaut, so überraschend ähnlich, dass die
Entstehung beider durch ein und dieselbe
Hand nicht zu verkennen ist (Bd. HI, S. 91).
Alles daran und darin passt zusammen.
Schon die Aussenseite kennzeichnet sich
durch wohltuende Ruhe und Schönheit aller
Verhältnisse. Es kehrt der Strasse die fünf
Fenster breite Traufseite zu Diese ist aber
belebt oben durch einen in elastischem
Schwünge bis zur Firsthöhe aufsteigenden
geschweiften Mansardengiebel und zwei
gleiche Firstkamine, unten durch ein kuppeiförmiges
Vordächlein über der Haustüre,
die mit zierlichem geschmiedetem Oberlichtgitter
geschmückt ist, was zusammen mit

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