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eigens ihnen zu Ehren bekränzt, und in
der Superporte prangt in starkem Relief
ein von Erntegeräten umgebener ebenso
üppiger Früchtekorb als Emblem des Haussegens
. Vom Giebelfelde endlich winkt in
ähnlicher Ausführung stolz und gross das
von Kränzen umflochtene Allianzvvappen
Schindler-Zwicki.
Der Gliederung im Äussern entspricht
die Einteilung im Innern. Durch das Portal
sieht man sich zunächst in ein geräumiges,
gewölbtes Vestibüle geführt, von dem rechts
und links die Mittelgänge abzweigen und
nach hinten die Treppe in die Höhe führt.
Ein kunstreiches eisernes Geländer mit zierlichen
Abschlussäulen begleitet die letztere
bis zum ersten Podest, beziehungsweise zur
hier einmündenden hintern Haustüre; von
da an folgen hübsche Holzgeländer. Im
ersten Stock befindet sich neben einer Menge
Zimmer mit einfach stukkierten Gipsdecken
auch eines mit kunstreicherer Arbeit, wo
der Stukkateur ausser den bloss ornamentalen
Dekorationen die Beschäftigungen der
vier Jahreszeiten in anmutigen Gruppen
von »Schäferin, Fischer und Jäger über den
Deckengesimsen zur Anschauung bringt,
sich aber den niedlichen Scherz erlaubt, da,
wo die Winterarbeit an die Reihe kommen
sollte, den Platz leer und für einen Ofen
offen zu lassen. Dieser aber, ein grossmächtiger
, mit Kuppel und drauf gestellter
Vase bis fast an die Decke reichend, liegt
denn auch bis heute unverdrossen seiner
Winterbeschäftigung ob. Noch andere schöne
Öfen mit blau auf weiss gemalten zierlichen
Phantasielandschaften, einer mit vergoldeten
Rippen, verbreiten wohliges Behagen durch
die Räume. Das Prunkstück des Hauses
aber bildet der Saal im Westflügel des
dritten Stockes. Man betritt ihn von Osten
und der Hausmitte her. Von Süd, West
und Nord fluten durch neun Fenster, je drei
auf jeder Seite, Ströme von Licht in den
weiten Raum. Die Wandflächen zwischen
den Fenstern und rechts und links der Türe
sind durch einfache Pilaster und Stabverbindungen
gegeneinander abgegrenzt und
waren einst mit kostbarem Hausgeräte der
Rokokozeit und darüber mit ebenso kostbaren
Familienbildnissen bedeckt, während
von den Decken kristallene Leuchter mit
Kränzen von Kerzen herunterhingen und
der Glanz der vielen Lichter sich in dem
auf Kasten, Büffets und Konsolen glitzernden
reichen Silbergeräte widerspiegelte. An
der Gipsdecke prangen zwei mächtige, hervorragende
Rosetten kunstvollster Stukk-
arbeit mit je vier gleichen Medaillons an
den Seiten. Rings um die Decke läuft ein
breiter, fein gearbeiteter Fries, dem darunter
ein ähnlicher Wandfries entspricht, welcher
das Blumenmotiv der Deckenmedaillons aufnimmt
und hundertfältig wiederholt. Zwischen
dieser doppelten Einfassung und den
von Konsolen getragenen Gesimsen und
Stabreihen hinwiederum zieht sich, in Felder
geteilt, ein noch breiterer Fries durch,
über welchen ein ganzes Füllhorn der
mannigfaltigsten Embleme von Jagd und
Krieg, Landbau, Technik, Religion, Kunst
und Wissenschaften ausgegossen ist, wie
sie nur die reichste Phantasie erfindet; und
um die Fröhlichkeit dieses bunt bewegten
Lebens noch zu steigern, schwingen von
den Kapitalen der Dutzende von Pilastern
zierliche Blumengirlanden herunter; zwei
schräg in die Ecken gestellte Kamine mit
Säulen und Konsolen aus schwarzem Marmor
und weisser Einlage, auf denen silberne
Leuchter und herrliche Porzellanvasen gestanden
haben mögen, vollenden den Reichtum
dieser vornehmen Ausstattung. Das
alles vereinigte sich zusammen mit dem
prächtigen Ausblick in die grossartige Landschaft
zu einem Gesamtbild von entzückendem
Reiz und muss, wenn eine illustre Gesellschaft
sich lebensfroh darin bewegte,
eine hochfestliche Stimmung hervorgerufen
haben. — Nicht unbeachtet mögen endlich
bleiben die symmetrisch nach hinten angeordneten
Nebengebäude mit sehr schön
geschweiften, denen des Fabrikhofes in
Mollis und des „Sonnenzeits" in Dornhaus
auffallend ähnlichen Barockgiebeln, die dem
Hause vorgelagerte ausgedehnte Terrasse
und das von Süden dazu führende neue
Gitterportal. Früher fehlten auch nicht
Orangerien und „von duftgen Gärten ein
blütenreicher Kranz".
Konrad Schindler durfte sich seines herrlichen
Sitzes während vollen 57 Jahren erfreuen
und von da aus in der Stellung eines
Ratsherrn und Tagsatzungsabgeordneten wie
in freier Betätigung für alle möglichen philanthropischen
und patriotischen Bestre-
xxxn
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