Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/7
Das Bürgerhaus in der Schweiz (7. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Glarus
Zürich, 1919
Seite: XXXIV
(PDF, 15 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_07_1919/0036
Zimmer erfreuen durch die Zierde feiner,
leichter Stukkaturen, deren Motive sich
überall ähneln. Da sieht man an den Super-
porten Girlanden und — dem Zeugherrn zu
Ehren — Waffenbündel hangen und zierliche
Ranken mit eingeflochtenen Blumen-
sträusschen, Fruchtkörbchen und Garten-
gerätchen in sanftem Fall an den Wänden
und Spiegelrahmen niederrieseln, ein leichtgeschürztes
, graziöses Spiel, das Anmut und
fröhliche Bewegung in die Zimmer bringt.
Und wie all diese Decken- und Wandverzierungen
zusammenstimmen, oft selbst in
den Schnitzereien der Türfüllungen weiterklingen
, so passen sich auch die Schränke
mit ihren oben geschweiften Linien und
der warmen Holzfarbe dem Ton des Ganzen
trefflich an. Es ist noch nicht die volle
Korrektheit klassizistischer Architektur, die
da zum Ausdruck kommt. Sie kündigt sich
erst an. Das Feld behauptet noch die heitere
Beweglichkeit und Nuancierungsfähigkeit
des geschmeidigen Rokoko. Stark nach der
klassizistischen Seite dagegen neigt das
Gartenhaus mit seiner klaren, kräftigen
Gliederung, den straffen Pilastern, dem fest
ausladenden Kranzgesimse und dem griechischen
Giebeldreieck. Aber selbst hier
noch spuken die Traditionen des Barocks
weiter im Stichbogen der Fenster und in
der verschlungenen Gruppe von Feldgeräten
im Dreieck. Dieses schalkhafte Spiel zwischen
alter und neuer Zeit setzt sich selbst
hinter dem Hause fort, bei Brunnen und
Waschhaus. Hier kokettiert das schmucke
Häuschen in sieghafter Fröhlichkeit mit seinem
reizenden, doppelt geschweiften Barockgiebel
vollendetster Güte, wie er die Ökonomiegebäude
des „Haltli" ziert, während
drunter in lauschiger, säulengetragener
Brunnennische die klassischen Götter Altgriechenlands
sich niedergelassen zu haben
scheinen, Aeskulap seine geheimnisvollen
Künste treibt und Nymphen den sprudelnden
Quell umschweben; täuscht doch das
perlende, kreisrunde Brunnenbett eine griechische
Opferschale vor, und um die Röhre
windet sich geschmeidig eine glänzende
bronzene Schlange.

Das Haus hat während der 130 Jahre
seines Bestandes nur dreimal und nur unter
den nächsten Verwandten den Besitzer gewechselt
und keinerlei Umbauten erfahren.

Heute gehört es den Urenkeln des Erbauers
des „Haltli", Dr. Konrad Schindler, Arzt in
Zürich, und Rektor Dr. Wilhelm von Wryss-
Schindler dortselbst. Wohl erhalten steht
es da als ein wertvolles architektonisches
Denkmal aus der Zeit des Überganges vom
Stil Louis XVI. in den des Winkelmann-
Diderot'schen Klassizismus.

Der „Hof" in Ennenda, 1794-1800 (Tafel
56), zum Unterschied von einem benachbarten
Hause, auch „Äusserer Hof" genannt,
ist gewissermassen ein Ableger vom „Hof"
in Glarus, vom Sohn des Erbauers dieses
letztern, Kaufmann und Kirchenvogt Fridolin
Trümpi (1745 — 1805), und dessen
Schwiegersohn, Landmajor Heinrich Aebli
(f 1816), erbaut. Über die Entstehungsgeschichte
gehen heute noch allerlei erheiternde
Sagen um. Was lange währte,
kam aber endlich gut. Das Haus ist ein
schöner, stattlicher, wohl proportionierter
Bau von klaren, ruhigen Verhältnissen, mit
hohem, geschweiftem Giebel, für zwei Wohnungen
eingerichtet und von üppigen Gärten
umgeben, die innere Ausstattung einfach
gehalten, ohne besondere Stukkaturen oder
Schnitzereien, aber sorgfältig auf das Behagen
der Bewohner berechnet. Letzteres
zeigt sich z. B. beim Wohnzimmer des ersten
Stockes. Durch vier Fenster strömt hier
eine Fülle von Licht ein, die gegenüberliegenden
Wände bilden eine ununterbrochene
Kastenwand aus massivem Nuss-
baumholz mit eingelegten Bördchen und
schönstem Maser von prächtiger Arbeit, und
ein schön geformter weisser Ofen erhöht
die Gemütlichkeit des wohligen Raumes.
In Zimmern und Gängen glänzen sehr hübsche
messingene Beschläge und Schlüssel-
schildchen. Im Innern des Hauses hat sich
nichts verändert; nach aussen dagegen wurde
eine moderne Veranda angebaut und das
einstige, aus massivem Holz gezimmerte.
Tor zum Vorhof, das in der Lichtöffnung
ein hübsches schmiedeisernes Gitter mit den
Initialen des Bauherrn und der Jahrzahl
1800 enthielt, durch einen Staketenzaun ersetzt
. Heutiger Besitzer ist Landrat Daniel
Jenny-Trümpi.

Das Haus Dr. Jenny in Ennenda, erbaut
1810 und 11 (Tafel 57), ist von ganz anderer

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