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Mitteilsamkeit der Talbewohner. Mit dem
Saale wissen sie nicht viel anzufangen; darum
verlegen sie ihn — eine Eigenart der
hiesigen Gegend — ins oberste, ins 3., 4.,
ja 5. Stockwerk. Näher als Vornehmtuerei
und Abschliessung liegt ihnen das Praktische
, Nützliche; aber sie lieben es in Verbindung
mit pünktlichster Ordnung und
Sauberkeit. Daher in allen Häusern in
Wohn- und Nebenstube die Kastenwand,
in der alles versorgt wird, was anderwärts
herumliegt, diese etwas monotone, aber durch
schönes Holz und feinen Maser gezierte
Flucht von Wandschränken, die sich teils
nach dem einen, teils nach dem andern
Zimmer, zwischen welchen sie die Scheidewand
bilden, öffnen und hier eine Zwischentüre
, dort einen Sekretär oder ein Büffet
hinter ihren Türen verbergen. Nicht vernachlässigt
aber wird neben dem Praktischen
das Gemütliche, das zu seinem Rechte
kommt in der Ofentreppe mit dem Aufschlupfloch
, die das Wechselgespräch zwischen
dem obern und untern Stockwerk
vermitteln, den Sitzen in den durch die Fenster
gebildeten, hellen Plaudernischen, den
Schildereien an den Öfen und dem Blumenflor
vor den Fenstern. Es gab immer auch
tüchtige Kunstschlosser, Spengler, Schnitzler
, Hafner, Maler und Stukkateure, die für
würdigen Schmuck der Innenräume sorgten.
Es bleibt also nur zu wünschen, es möchte,
was an heimischem Kunstgut aus frühern
Tagen im Lande noch vorhanden ist, immer
mehr gewürdigt und pietätvoll in Ehren
gehalten, aber auch die gesunde, solide,
fröhliche Eigenart des Volkes in der Gestaltung
der Wohnbauten mit aller Sorgfalt
weiter gepflegt und dem leider noch
viel zu wenig entwickelten Kunstsinn überhaupt
auf allen Gebieten die eifrigste Förderung
zuteil werden.
Nachtrag.
Zum Schlüsse möchte ich nicht unterlassen, allen denen, die mich in meinen Nachforschungen
durch Aufschlüsse über einzelne Häuser zu fördern die Freundlichkeit hatten,
insbesondere den Herren Dr. Adolf Jenny in Ermenda, Pfarrer Thürer in Netstal, Hans
Tschudi in der „Wiese" in Glarus, Lehrer Wyss sei. in Elm und Pfarrer Kind in Mitlödi
ebenso Herrn J. J. Kubly-Müller in Glarus-Lugano für seine vielen genealogischen Nachweise
meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.
Glarus, Juli 1919. Der Verfasser.
xxxvn
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