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Aiisserhalb der Mauern befanden sich die
Mühle, jedenfalls lagegemäss an der nachmaligen
Stelle, am Ende des Mühlenplatzes,
die Werkplätze der Handwerker und die
Marktplätze (Rossmarkt). Ein Friedhof war
beim Benediktinerkloster angelegt. Bis 1236
ebenfalls die Ziegelei.
Eine Erweiterung erfuhr die Stadt mit
zunehmendem Handel und Verkehr, der über
die Reuss in die Nachbarschaft und weiter
ins Land hinaus führte. Die Öffnung des
Gotthardweges(um 1162) brachte den Transit.
Zur bequemeren Verbindung der Kloster-
festung mit der Stadt wurde die äussere
Weggisgasse gebaut. Sie führte von den
Staffeln des Hofes nach der innern Hofgasse,
von da durch das Bock- oder Hoftor (1316
erbaut) beim „grossen Heiland" vorbei nach
dem nachmaligen Weggistor (1482 erbaut),
an der Halde der „Fluhmatt" entlang nach
dem Weggis- oder Schwarzen Turm mit Einmündung
in die „Innere Weggisgasse".
Am Anfange des 14. Jahrhunderts (1315
erwähnt) entstand die dritte Verbindung
der Stadt mit dem Stifte. Die gedeckte, durch
Palisadierung bewehrte Hof brücke (abgetragen
1833-1854), abgeschlossen mit dem
äussern und innern Hoftor. Letzteres, in der
östlichen Befestigungslinie Baghardsturm-
Grendel gelegen, wird 1265 genannt und
schloss den Kapellplatz gegen den See hin
ab (abgetragen 1833). Die in dieser Mauer
vorkommenden Türme: Baghardsturm (abgebrannt
und erneuert mit dem darangebauten
Hause 1495), Lederturm, Rosengartenturm
, schwarzer Turm und Grakentor gehören
zu den ersten Befestigungstürmen
der Stadt.
Die Hof brücke hatte eine ursprüngliche
Länge von 435,30 m. Im Jahre 1333 verband
man die auf dem linken Ufer sich
ebenfalls vergrössernde „mindere Stadt"
durch die 350 Schritt lange Kapellbrücke
mit dem Kapellplatz. Die Brücke tangierte
zugleich den mitten in der Reuss stehenden,
frühestens Ende des 13. Jahrhunderts erbauten
Wasserturm oder das Bürgerarchiv,
zeitweise auch Gefängnis.
In eben diesem Jahre 1333 wurde der Senti-
turm und das Tor erstellt (neu erbaut 1701)
samt der Ringmauer von der Reuss an den
Gütsch, bis zum kleinen Unnottürmchen
oder „Lug in d'Stadt" (zugleich Feuerwache),
zum Schutz und Schirm der in der Vorstadt
angesiedelten Hintersässen.
Die mindere Stadt zog bis zu diesem
Jahre ihren Festungsgürtel vom Freienhof
(Kapellbrückende) durch den obernHirschen-
graben bis zum Krienbach und an diesem
entlang bis zum Burgerturm (Krienbrücke)
an die Reuss. Indes die mehrere Stadt sich
nach Westen, vom Rathausturm flussabwärts
bis zum Mühlenplatz, und von da dem Löwengraben
entlang bis zum Grackentor durch
Mauern und Türme sicherte. Luzern war
also bei ihrem Eintritt in den Bund der
Waldstätte 1332 wohl bewehrt und seine
Bürger durften dem, ihr ferneres Schicksal
bestimmenden Tag ob Sempach 1386 voll
Vertrauen entgegensehen.
Im gleichen Zeiträume unter der Herrschaft
Österreich 1291-1386 blühten in der
Nähe Luzerns die bedeutenden Städtchen
Rothenburg, Wolhusen, Meyenberg, Richensee
, Eschenbach, Sempach und Sursee, und
das Anwachsen der Bevölkerung in der Leo-
degarstadt ist erklärlich, wenn man die wechselweisen
Handelsbeziehungen mit diesen
Orten bedenkt. 1332 besass die Stadt 1311 steuerpflichtige
Bürger, welche Zahl sich bis 1386
durch Massenaufnahmen um mehr wie 1400
vermehrte, was den Hass Österreichs schürte.
In der murbachischen Periode finden wir
an festen Profanhäusern in der Stadt nur
die Amtswohnungen der Stiftsbeamten, die
sog. „Wighäuser" und „Raubhäuser" d. h.
Brückenzollhäuser an der Reuss, nebst etlichen
Sicherheitsbauten. Unter Österreich
kamen hinzu: das Rathaus und die eigentlichen
Festungsbauten. Als Baumaterial für
diese diente das gebrochene Sandsteinmaterial
der vorstehend genannten Steinbrüche.
Auch der Horwersandstein dürfte in Betracht
fallen. Ob der Bruch im nahegelegenen Root
damals schon bekannt war, bleibt dahingestellt
. Urkundlich wurden im 16. Jahrhundert
die Sandsteinplatten für die Treppenhäuser,
Korridore und Saalböden von dort bezogen.
Hinzu kamen noch der Emmerkiesel und
Tuff, welch letzterer aus längst ausgebeuteten,
in der Nähe Kriens und Littau (Vogelmoos,
Matt) und Greppen vorgekommenen Brüchen
gestammt hat und meist als Gewölbestein
Verwendung fand. Das Bindemittel war
Kalk und wenn man bedenkt, dass derselbe
zu dieser Zeit, bei Todesstrafe im Unter-
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