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lassungsfalle, 7 Jahre eingesumpft werden
musste, bis zu seiner Verwendung-, so weiss
man auch, warum heutzutage noch ein solches
Mauergefüge nagelfluhartige Konsistenz aufweist
.
Das Weichbild der Stadt war dasjenige
einer Festung. Das Innere war planmässig
angelegt. Die in Strassenzügen geordneten
Reihenhäuser bestanden aus Holz. Was dem
Orte den Namen eines „Storchennestes" eintrug
, war nicht auf den Holzbau beziehbar,
sondern auf die überall an den Firsten angebrachten
Brutgelegenheiten für diese Vögel,
wie sie ja häufig anderorts, in der Nähe
sumpfigerGegenden noch heute zu finden sind.
Der Bürgerhaustyp bis zum Steinbau,
ca. bis 1400 war das Bohlenhaus. Meist in
reiner Zimmermannsarbeit aufgeführt, bestand
es aus 2, 3 und 4 Stockwerken, d. h.
aus einem Kellergesclioss zu ebener Erde,
das der Strasse zugekehrt manchmal auch
einem Verkaufsladen Raum bot. Das zweite
Geschoss enthielt im vorderen Teile das
Wohngemach, hinten die Küche mit grossem
Kaminhut aus Holz oder Backsteinwerk;
daneben etwa eine kleine Kammer und das
„heimlich Gemachel" oder die „Prophete",
jetzt W. C. genannt. In den oberen Stockwerken
finden wir die Schlafzimmer. Eine
steile, schmale Blockstufentreppe verband
diese Räume bis hinauf zum grossen Estrichraum
, den gewöhnlich ein steinbeschwertes
Zeltdach bedeckte. Da eine eigentliche Brandmauer
zwischen den Wohnstätten raumeshalber
nicht bestand, so sehen wir verschiedentlich
Häuser, die, exkl. die Treppe, Räume
bergen, die den Nachbar als Besitzer aufwiesen
. Dass die Übereinanderschachtelung
solcher Räume und Zimmer mit verschiedenen
Eigentümern, stets Anlass zu allerhand Prozeduren
bot, die sich bis ins jetzige Jahrhundert
hinein noch erstrecken, ist augenscheinlich
.
Die Wohnhäuserfronten waren an Gassen
und Gässchen angelegt. Die Rückfassaden,
wo nicht an einen Hof, an einen sog. „Ehe-
graben" stossend. Letzterer bildete die primitive
Kanalisation, die in hygienischer Hinsicht
viel zu wünschen übrig liess und in der
Folge viel zu Seuchen, Pest etc., wenn nicht
Veranlassung, so doch Verbreitung bot.
Das Holzmaterial der Bauten wurde von
den bewaldeten Höhen der Umgegend und
teilweise im Holzhandel aus den Urkan-
tonen, speziell aus Unterwaiden bezogen
und geflösst.
Die Innenausstattung der Häuser war
in denkbar einfachster Gotik gehalten.
Die Decken trugen die Balken sichtbar,
dazwischen spannte sich eingenutet der
Schrägboden und darüber der Ladenboden
der überstehenden Räumlichkeiten. Wo
nicht besonderes Täfer die Wände bedeckte,
trat die Bohlenwand zu Tage, die oft einen
Kalkanstrich erhielt.
Hauptschmuck der Wohnstube war der
Kachelofen. Der Zweig des Hafnerhandwerkes
scheint um 1250—1400 am meisten
ausgebildet.
Ziegelhütten besass das Benediktinerkloster
schon bei seiner Gründung innert
seinen Mauern. Noch sind solche Brennereien
auch um den See und in den Urkan-
tonen nachweisbar. Die Gilde der Hafner
hat übrigens ihren Geschäftsverkehr weit
über die Mauern der Vaterstadt ausgedehnt.
Ofenkachelfragmente um ca. 1320 in brauner
und grüner Glasur, die in den letzten Jahren
anlässlich des Umbaues des Suidterschen
Hauses an der Burgerstrasse aufgefunden
worden sind, sind identisch mit jenen, die
ebenfalls in diesen Jahren bei den Grabungen
in der Ruine des Schlosses Küssnacht zum
Vorschein kamen.
Zum Schmucke von Kommunalbauten
bediente man sich auch der bekannten St. Urbaner
-Backsteine. So nimmt 1577 der Chronist
und Stadtschreiber Cysat Vormerk anlässlich
des Abbruches des Raubhauses in
der mindern Stadt (an der Reussbrücke beim
Kollegium), dass selbes mit solchen Steinen
reichlich verziert gewesen sei.
Der Schmuck des Äussern war auf wenig
beschränkt. Die Bohlenwand mit den Einfassungsbalken
war sichtbar. Letztere waren
da, wo sie als Tragbalken hervorragender
oberer Stockwerke dienten, mit aneinandergereihten
sog. Esels- oder Nasenbogen, gekehlt
und gefasst. Ebenfalls trugen die Türstürze
diesen Schmuck, der sich in Reminiszenz
dieser Primitive häufig bis ins 18. Jahrhundert
hinauf, an Land- und Bauernhäusern
noch vorfindet. Schieb- und Fälladen vervollständigten
das Ganze. Später sehen wir
das Keller- oder Magazingeschoss in Mauerwerk
aufgeführt.
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