http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_08_1920/0017
Unter den Goldschmieden glänzt der bekannte
Martinus Martini, auch „Pitschier-
schnider" aus Biindten, dem die Obrigkeit
zufolge seiner hervorragenden Kunsterfahrenheit
im Kupferstechen 1593 das Bürgerrecht
schenkte. Er revanchierte sich mit
einer 17 Lot schweren, zierlich getriebenen
Silberschale und gab der Stadt 1597, unter
Mithilfe verständiger Bürger, jenen für die
Baugeschichte so wertvollen, perspektivischen
Bau-Plan, der an Richtigkeit (kontrollierbar
durch Kauf-, Beil- und Baubriefe
jener Zeit), nichts zu wünschen übriglässt.
Der im linken Untereck als Wappenhalter
angebrachte Mann
mit Federhut und
Klemme trägt des
Meisters Konterfei.
Leider verwirkte
Martini durch unehrenhafte
Aufführung
1601 das Bürgerrecht
, übersiedelte
nach Freiburg i.
Ue., allwo er den
dortigen »Stadtplan
nebst der Darstellung
der Schlacht bei Mur-
ten verfertigte. Martini
hat auch in der
Exlibriskunst Vorzügliches
geleistet.
Als Bildhauer wird 1501 ein Jörg Wild
genannt. Unter den Malern, speziell in dekorativer
Hinsicht für das Baugewerbe, zeichnet
sich Martin Moser von Zürich aus. Er erwarb
das Bürgerrecht 1538 mit seinem Sohne
Jost und war auch Glasmaler. Von seiner
Hand ist 1557 eine zyklische Darstellung
auf Holz (dreiteilige Tafel), für die Hauskapelle
des Pfyffer-Closs'schen Landsitzes
in Kastanienbaum. Der Tanz der Salome,
die Überreichung des Johanneshauptes, die
Hinrichtung. Der Tanz der Für.stentochter,
dem der Vierfürst und die Herodias zu
schauen. Der reiche Prasser und der arme
Lazarus und das letzte Weltgericht. Die
Tafel ist im Besitze der Kunstgesellschaft
Luzern.
Hervorragend als Glasmaler ist Oswald
Göschel 1491—1513 in Luzern nachgewiesen,
und bekannt durch die Glasscheiben von
Maschwanden, jetzt in der Stadtbibliothek
„Anna selb dritt"
Ehemaliges Tavernenschild. Jetzt am Plafond des Gasthauses
zum Storchen, Kornmarkt, Luzern. Anfang 16. Jahrh.
Zürich. Er erhielt vom Rate 42% 10/? dafür
bezahlt. Von Franz Fallender, Ehrenbürger
1598, stammen unter vielen privaten
und Standesscheiben jene 30 ausgezeichneten
Stücke von 1591—1603, die ehemals den Kreuzgang
in Rathausen geziert haben. Wann der
erste Glaser in Luzern seinen Einzug hielt,
ist nicht erforscht. 1483 wird ein Baltesar
von Heldbrunn der Glaser, als Bürger aufgenommen
. Die Glaser kamen meist als
Gehilfen der Glasmaler in Betracht. Ihr
Handwerk bestund aus dem Färben des
Glases und dem Einsetzen desselben.
Dass Bürger und Obrigkeit der Kunst
und dem Handwerk
stets wohlgesinnt waren
, davon zeugen die
vielen Bürgerrechtsschenkungen
an irgendwie
hervortretende
Meister.
Tüchtige Bauhandwerker
, wie
Schreiner, Zimmerleute
und Maurer,
von denen bei Besprechung
der verschied
enen O bj ekte
die Rede sein wird,
verschrieb sich die
Bürgerschaft vom
Kanton und speziell
von Sursee, Sempach, Buchenrain, Ebikon
und Rain. —
Eine der ersten, vornehmsten Bauten
war das von Schultheiss Jakob von Hertenstein
im Jahre 1510 erstellte Eckhaus an
der Kapellgasse-Sternenplatzgasse. Ehemals
Hans Wolf gehörig, erkaufte es Hertenstein
vom Staate und liess den früheren Bau
niederreissen, um sich hier eine neue Wohnung
zu schaffen, nachdem 1495 das alte
„Sässhaus" in der Nähe, am Baghardsturme,
ein Raub der Flammen geworden und er
dasselbe während des Neubaues um 100
Gulden verkauft hatte.
Schultheiss Jakob von Hertenstein, einer
der reichsten Luzerner s. Z. (er versteuerte
schon 1486 4400 GL), war ein Mann, der
vermöge seiner Bildung, seines Kriegsruhmes,
seiner Beziehung mit Adelsfamilien, Königen
und Fürsten auch zu Hause hohes Ansehen
genoss. Viel gereist, war er Gönner
XV
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_08_1920/0017