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erhob sich die Hauptzierde der Stadt, der
von Schultheiss Lux Ritter 1556 in floren-
tinischem Stile erbaute Privatpalast, jetzt
Mittelbau des kantonalen Regierungsgebäudes
. Anstossend an das Zunfthaus zum Affenwagen
finden wir das Zunfthaus des Gewerbestandes
zu Safran. Den Baublock schliesst
bis zum Barfüsserplatz der Spital und die
Spitalkii'che, nachmals an den Krienbach
im obern Grund verlegt.
Am Barfüsserplatz wurden 1555 die dortigen
Holzhäuser zum Teil entfernt und
der Brunnen erstellt, dessen Standort ehemals
auf dem Platze vor dem heutigen Hotel
Post sich befand. Das 1720 an Stelle der
übriggebliebenen Häuschen erbaute sirenische
Haus verschlang laut Martini noch
deren zwölf.
Gegen die Reuss hin besass die Stadt
das Münzgebäude, dem sich noch andere
Handwerkerstätten anschlössen. Daher der
Name der Münzgasse. Hier erbaute 1548
am jetzigen Reusstege Leodegar Pfyffer das
mit Treppenturm und zwei hochragenden Erkern
versehene Schlösschen.
Das Ende der Bahnhofstrasse schloss
der Bürgerturm. Sein Tor führte über die
Krienbrücke, durch die mit dem Basler- oder
obern Tor verschlossene Pfistergasse. Die
Häuser links des Bürgerturms an der Krien-
bachseite, meist auf der Grabenbefestigung
fussend, sind in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts entstanden, so das 1536 erbaute
Clos-von Wylsche, jetzt Suidtersche
Haus No. 21.
Die Pfistergasse, bis 1409 zur Vorstadt
gehörend, bot in ihren Häusern Unterkunft
für die Pfister oder Bäcker. Mehrfache Brände
in den Jahren 1412, 1472 und 1691 riefen
auch hier dem Stein- und Riegelbau, welch
letzterer laut Ratsbeschluss erst 1594 zulässig
war, unter Beobachtung der feuergesetzlichen
Vorschriften, spez. beim Kaminbau.
Die Sorglosigkeit im Bauhandwerk war
gegen Ende des Jahrhunderts gestiegen und
der merkwürdige Ratsbeschluss von 1471
machte sich überall unliebsam geltend. Die
Fundamente zeigten sich vielerorts ungenügend
, so an der Reuss der Grossstadt, wo
die Häuser an der Flussseite auf Eichen-
pilotierung, im hintern Teile der Furrengasse
aber auf Fels ruhten. Das Baumaterial, spez.
der Sandstein aus dem Bruchgebiet, erwies
sich meist schlecht. Die zweite Jesuitenkirche,
1591 an Stelle der Zunfthäuser zum Affenwagen
und zu Safran erbaut, musste nach
76 Jahren baufälligkeitshalber abgebrochen
werden. Ebenfalls drohte dem Rathause
am Kornmarkt der Einsturz infolge des
schlechten Pfahlrostes und dem zweiartigen
Baugrund.
Die Strassenfortsetzung im Westen des
Baslertores führt in den „untern Grund",
ans Ende der mit dem Sentitor oder Niedertor
abgeschlossenen Kleinstadt. Das zwischengelegene
Quartier umfasste nebst den Behausungen
der Hintersässen das 1597 erbaute
Sentispital (domus sanitatis) oder Pfrundhaus,
zeitweiseauch Absonderungshaus der Siechen;
die Herberge der nach St. Jakob zu Komposteil
wallenden Pilger (daher der Name
des Quartiers St. Jakobsvorstadt), das Holzhaus
, den Reissplatz der Zimmerleute und
den Richtplatz mit dem Kahlberg. Das Sentitor
samt dem Haberturm, dem Gefängnis
für Hexen und Heiden, diente zugleich als
Zollhaus. Der Turm 1484 erbaut, erhielt
1536 ein Bollwerk. Die Befestigungsmauer
an den Gütsch musste 1580 verbessert werden
und bei dieser Gelegenheit wurde auch der
dortige Unnotturm wieder neu erstellt.
Hinter dem Sentispital erhob sich von
alters her die Zielstatt und der Kurzweilplatz
der Armbrustschützen (Sebastians Bruderschaft
) oder der Herren zu Schützen, aus
dem Affenwagen hervorgegangen. Das Büch-
senschützenhaus befand sich am Fusse des
Gütsch, vor dem Baslertor, und wurde 1619
und 1756 an gleicher Stelle neu aufgeführt.
Farbenfreudigen Anblick boten auch die
laufenden Brunnen der Kleinstadt. Gespiesen
wurden dieselben durch eine hölzerne Dünkelleitung
(Dinkel) von Kriens, woher die laufenden
Brunnen der Grossstadt ebenfalls ihr
Wasser bezogen. — Ein grosses Sandsteinoder
Granitbecken, eisenumklammert, öfters
mit Sudelannex versehen, diente den Anwohnern
als Wassers ammler für den Trinkbedarf
und die Hauswäsche, die auf offenem
Platz stattfand. Bronzene, fratzenhafte Wasserspeier
, zwei- und vierröhrig an zierlichen
Sandsteinsäulen, gaben dem Ganzen etwas
Monumentales. Der kriegerischen Zeit gemäss
bildete meist ein im Standesfarbenschmuck
paradierender Bannerherr den figuralen
Abschluss der Säule. Säulen und Figuren
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