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Strategische und sanitäre Gründe forderten
1617 die Verbreiterung des sehr engen
Burggrabens auf 50 Fuss und die Anlage
eines 6 Fuss breiten Kanales für den See-
abfluss um die Mauern der Kleinstadt herum.
Stadtbauineister Niclaus Ratzenhof er unterzog
sich dieser Aufgabe. Der Baumeister
genoss erst seit 1611 einen fixen Jahresgehalt
von 200 Gulden, inbegriffen die Kontrollentschädigungen
für die Staatswaldungen
, unter Wegfall des früher daher bezogenen
Abfallholzes.
Militärische Rüstungen geboten 1619 den
Bau eines verbesserten Büchsenschützen-
hauses. Eine Öllampenbeleuchtung an Stelle
der Pechpfannen und Kränze erhellte die
Dunkelheit der Nacht in der Stadt. Sie
wurde 1635 erstellt. Die Leuchtkörper aus
einfachen Schmiedeisenlaternen hingen über
Strassen- und Gassenkreuzungen an Ketten
mit Zugvorrichtung, die der Stadtlampist
zu besorgen hatte.
Mit Ratsbeschluss von 1611 erhielt auch
die dritte gedeckte Holzbrücke, die Mühlenoder
Spreuerbrücke (letzter Name vom angebauten
Kornhaus am Judenturm) ihren
Tafelschmuck in 67 Bildern. Damaliger
Zeit entsprechend ein „Memento mori" auf
des Lebens Üppigkeit, bringt die zusammenhängende
Bilderserie den Totentanz zur Darstellung
. Das qualitativ beste Tafelwerk
unter den drei Brücken, fand seinen Meister
in dem 1595 geborenen Maler Kaspar Meg-
linger, dessen Vater, ein Steinmetz aus Württemberg
, das Bürgerrecht erwarb.
BeeinfJusst durch Holbein und Niclaus
Manuel, verfasste Ende des 16. Jahrhunderts
schon der Luzerner Patrizier und Maler Jakob
von Wyl einen Totentanz in acht rechteckigen
Tafeln. Kaspar Meglinger war dessen Schüler
und heiratete nach des Meisters Tode 1621
seine Gattin. Er erbte mithin auch teilweise
seinen geistigen Nachlass, der in diesem
flott und sicherkomponierten Werke seinen
Ausdruck fand. Der Ratsauftrag erledigte
sich, wie bei den andern Brücken, auf dem
Wege der Subskription.
Gerade in der schwierigsten Übergangszeit
1651 musste das 1580 erneuerte Bürgerspitalgebäude
beim Zunfthaus zu Safran abgebrochen
und durch den grossen Neubau
am Krienbach, im obern Grund ersetzt werden.
Ob der Rat wie heute bei der Befriedigung
der Massen, die gähnende Leere des Staatssäckels
übersah? Jedenfalls rechnete er letzten
Endes mit der Hilfe seiner damals ebenso
hochherzigen, wie begüterten Ratskollegen,
die für kirchliche und charitative Wohlfahrt
stets, nicht nur mit Wort, sondern auch in
Tat ein offen Herz bekundeten. Der Grundstein
konnte am 20. April 1654 durch Stadtbaumeister
, Landvogt Ludwig Meyer, den
Leiter des Hofkirchenbaues, gelegt werden.
Der Bau beanspruchte 6 Jahre und kostete
60,000 Gulden, und die Wohltäter fanden
sich denn auch in den Kleinräten Heinrich
Pfyffer, Beat am Rhyn, Beat Schumacher
und Schultheiss Fleckenstein von Heidegg,
dessen Wappen mit demjenigen seiner Gemahlin
Meyer aus Freiburg die Türe zur
Kaplanei ziert. Den Brunnen stiftete Meister
Heinrich Krugel, Wetzsteinschleifer, der dafür
vom Rate die Wetzsteinschleife auf zehn
Jahre unentgeltlich erhielt.
Die Kriegs wirren riefen erneut nach
Wachsamkeit, die Tore, Türme und Mauern
wurden einer Revision unterzogen, und
Festungspläne sogar durch die Patres der
Jesuiten ausgearbeitet. Der Zeit 1685 entstammt
der gänzliche Neubau des alten Burgerturm
und Tores und des neuen Magazines
auf Musegg, genannt Kleidermagazin.
Aber auch der Kirchenbau wurde nicht
vergessen.
Derselbe erhielt seine Neubauten, Verschönerungen
und Vergrösserungen, meist
durch Dotierung aus privater Hand. Zu
Franziskanern entstand unter Benützung
gotischer Baureste 1626 die Muttergotteskapelle
, ein Bauwerk der Renaissance. Die
Kirche selbst erhielt 1628, die durch Bildhauer
Niclaus Geissler von Schweinfurt gearbeitete
Kanzel.
Nachholen möchten wir, dass schon 1584
bis 1588 Junker Kaspar Pfyffer das Kapuzinerkloster
auf dem Wesemlin in seinen Kosten
erstellen liess. Das Baumaterial bezog er
aus dem unten gelegenen St. Antonius- und
Gallussteinbruch (Löwendenkmal) und von
den „zerstossenen" Findlingen (Geissberger-
steine) seiner dortigen Güter. Die hiezu
nötigen neun „Lasten" Tuff für die Gewölbe
bezog er per Seeweg, ab Melchior Stalders
Weid zu Greppen. Eine Last bedeutet die
Ladung eines vollen Seenauens.
Den Neubau des durch Brand am 27. März
XXIV
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