http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_08_1920/0029
Wirkung, mit Farbenwechsel in den verschiedenen
Lokalen, erzielt wurde.
Der wulstige Barock feierte seine Orgien
wie die damalige Sprache. Auch hier sehen
wir die Applikation von Malereien der
Plafondfüllungen, auf festem aufgeleimtem
Handpapier. Den Vorwurf bilden meist
reiches Akkantusrankenwerk und rosettenartige
Verzierungen, mit Sepia konturiert
in Blau-gold etc. Trotz der Buntheit und
Wildheit des Dekors, wirkte die Farbe sehr
dezent und vornehm.
Holzumrahmungen in Marmorierung aller
Farben, treten spez. im Barock der Landschaft
zu Tage, haben aber mit jenen spätem,
ebenso qualvollen als deplacierten Marmorimitationen
des Klassizismus nichts gemein,
da sie hier nur dekorative Wirkung erzielen
wollen. Selten schöne Barockchinoiserien
zeigt z. B. der Plafond der Gallus-Kapelle zu
Beromünster, mit in die Äderung verflochtenem
Figuren- und Szenenschmuck.
Die meisten Bürgerhäuser waren sehr
einfach und stellten sich im Marktwert in
der Regel auf 750-800 Gulden, ausgenommen
die Bauten der regierenden Geschlechter.
Unter den bemerkenswertesten Privatbauten
des 17. Jahrhunderts stehen an erster
Stelle das 1618 vollendete am Rhyn Haus an
der Furrengasse, angebaut am Rathaus. Das
Pfyffer-Wyher Haus am Mühlenplatz, dessen
reiches, mit vergoldeten Säulen geziertes
Täfer sich jetzt in Biel befindet; das jetzt
Elmiger'sche Familienhaus ebendaselbst;
das um 1632 erbaute Bossard- oder Zanetti-
haus am Hirschenplatz (niedergelegt); das
Innere, des noch im 16. Jahrhundert erbauten
Tammannschen, nachmals Mayr von
Baldeggschen Hauses in der Weggisgasse
(Kassettendeckeseit 1903im Landesmuseum);
das 1681 erbaute, jetzt Sautier'sche Haus im
Zöpfli, mit prächtigem eisernem Treppengeländer
, Kassettendecken und Pfauofen;
das Riegelhaus der Familie an der Allmend
(jetzt von Moos) am Kasernenplatz, 1679
erbaut mit reichem, barockem Fachwerk
und toskanischen Holzpilasterstellungen.
Etwas früher (1674 datiert) ist die Fach-
werkbaute der Spitalmühle im obern
Grund.
Während die fünf ersten Gebäude noch
den vollständigen Typus der Renaissance
tragen (kassettierte Decken, Täfer, Loggienhöfe
), weisen die folgenden den Geschmack
des Barock auf.
Die begüterten Familien hatten von jeher
ihre Landsitze mit Bauerngewerbe im Kanton
, auf den Höhen um Luzern und am See,
bis Weggis und Matt am Bürgenberge. Die
Sommermonate wurden meistenteils auf dem
Lande im sog. „Herrenhaus" oder Schloss
zugebracht. Die Anlage solcher Herrenhäuser
war zweckentsprechend. Finden wir
die Representationsräume der Sässhäuser in
der Stadt in der obersten Etage, so sind sie
hier meist zu ebener Erde oder doch im
zweiten Stock angeordnet. Man war sich
gewohnt, Besuche zu empfangen, Feste zu
geben und Theater zu spielen. Das französische
Wesen und seine Mode, die das ganze
kommende Jahrhundert beherrschen, machten
zu Ende des 17. Jahrhunderts schon
Schule.
Je nach damaligen Verhältnissen finden
wir Herren- und Bauernhaus unter einem
Dache, so dass das letztere Parterre angeordnet
und das erstere die obern Stockwerke,
(gewöhnlich zwei) in Anspruch nimmt. Die
Herrschaftsetagen haben gesonderten Eingang
. Je nach der Terraingestaltung sind
die Kellerräume unter- oder oberirdisch angeordnet
. Eine Hauskapelle besitzt fast
jedes Landhaus, sei es in einem der Räume
des Hauses selbst (zu ebener Erde, auf
einer der Etagen, auf einer Laube) oder
getrennt als besonderer Bau, manchmal auch
in die steinerne Haus Umfriedung einbezogen,
in diesem Falle in einem der Gartenhäuschen
.
Die Preise von Viktualien, Wohnstätten
und Materialien mögen noch chronologisch
folgen:
Um 1600 gilt ein Haus im Süesswinkel 750
Gulden, das Eckhaus der Gebr. Tweren-'
bold an der Eisengasse 800 Gulden. 1604
beim Baue des Bruchklosters unter Pfleger
Friedrich Ulrich, Baumeister, und Walthardt
Wannener, Vogtschreiber, galten: 1
Saum Wein 11 gute Gulden, 1 Mütt Kernen
5 Gulden, 1 Mütt Roggen 3 Gulden, 1
Mütt Haber 1 Gulden, 1 Rüben „Butter" 20
Batzen; 1629 kostet das Wirtshaus zum
Schlüssel 1850 Gulden (mit Wirtschaftsrecht
); der Hof Lamperdingen 3200
Gulden.
1671 gilt ein Rosseisen 8 ß, 100 Rossnägel
XXVII
»
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_08_1920/0029