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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_08_1920/0031
Holzhäuser ärmerer Einwohner, um sie
niederzulegen und durch grössere Steinbauten
zu ersetzen und so der Feuersgefahr
möglichst den Nährboden zu entziehen.

Das Bestreben des Rates ging nach den
trüben Bauert'ahrungen darauf aus, künftig
nur tüchtige Baumeister zu beschäftigen, und
daher verdanken ihr Entstehen mehrere der
schönsten Bauten in Stadt und Kanton einigen
zugewanderten Baumeisterfamilien. Gleichbedeutendes
schufen diese Meister in Profan-,
Kommunal- und Kirchenbau. Wir nennen
vorab die Namen des Stadtwerkmeisters Joh.
Georg Urban, der Familien Purtschert (Burtscher
) und Singer. Nikiaus
Purtschert, jedenfalls aus dem
Vorarlberger Baukollegium
(Behr, Moosbrugger, Thun)
St. Urban entstammend, bürgerte
sich anfangs des 18.
Jahrhunderts in Pfaffnau als
der Begründer der nachmaligen
Baumeisterfamilie ein,
deren zwei Söhne, Johann
und Jakob, sowie drei Enkel
Joseph, Nikiaus und Jakob
entsprossten. Jakob Singer
aus Ehrenberg, Tirol (jedenfalls
als Hintersäss), 1785 ins
Bürgerrecht von Luzern aufgenommen
, war 1752 am
Kirchenschiff in Luthern tätig
, deren Chor durch Purtschert
erstellt wurde. Erstarb
1788. Sein Stand wurde durch
seinen Sohn Joseph (gest. 1824), dem Lehrmeister
von Nikolaus Purtschert jun., fortgeführt
. Die Meisterfamilie fand ihr tragisches
Ende durch den Enkel des Gründers, den
Quartierwachtmeister Ludwig Singer, der
1831, vierzig Jahre alt, seme Schwiegermutter
erstach und zum Tode gebracht wurde. Der
Hand Jakob und Joseph Singer ist nebst den
genamiten Kommunalbauten, der Schlossbau
des Steinhofes zuzuschreiben, sowie die Umbauten
des Crivelli- und Corragionihauses,
das Hellersche Haus an der Münzgasse, 1790
das Nagersche jetzt von Albertishaus an der
Reussbrücke. Unter verschiedenen hervorragenden
Kirchenbauten nennen wir auch
jene von Meggen. Ein Purtschertbau ist das
von Segesserfideikommiss an der Burgerstrasse
. Das Ronca, jetzt von Moossche Haus

Bauherrentafel des Rates von Luzern
von 1768 an den Häusern 3 u. 5
Wagenbachgasse

im Zöpfli, 1777, das in seinem Festsaal Rok-
kokolandschaften von Schmid 1783 aufweist.
— Nikiaus Purtschert jun. fand seine weitere
Ausbildung in Paris bei Soufflon, von wo er
gegen 1780 zurückkehrte und als Erstlingswerk
sich in diesem Jahre an der Ausführung
der Ruswiler Pfarrkirche betätigte. Er wurde
später Bauherr der Stadt. Genannten Meisterhänden
wären noch verschiedene hervorragende
Bauwerke und Projekte zuzuschreiben,
was aber die Bemessenheit des Raumes, sowie
die momentane Kargheit der notwendigen
Bauschriften verhindert. Von Joseph Singer
stammen das Münzgebäude, sowie die Um-
kleidung der Stadtmühlen,
. nebst dem Brückenkopf der

" " ^Äi^ Spreuerbrücke 1785. Sein
Projekt eines Rathausumbaues
wurde 1783 nicht ausgeführt
. Singerscher Provenienz
ist ebenfalls das Haus
Schwytzer von Buonas am
Kapellplatz, in welchem die
Porträts Singers, Schlossermeister
Jos. Willmann und
Schreinermeister A. Hurter,
im Kreise der Bauherrnfamilie
, über einem Cheminee-
spiegel gemalt sind.

Noch möchten wir zweier
Männer gedenken, die durch
ihre hervorragende, bautechnische
und allgemeine Bildung
dem Staate an der Jahrhundertwende
gute Dienste
leisteten. Joseph Ritter (gest. 1809), der sog.
„Hölzerne Baumeister", Erbauer der Reussschwelle
1789 und der hölz. Reussbrücke
1796. Ritter erbaute auch die schöne Emmenbrücke
, sowie 1791 diejenige zu Werthen-
stein und zu Mellingen und wurde mit dem
Stadtbürgerrecht beehrt.

Dem Grossrat und Altlandshauptmann
zu Wil (St. Gallen) Franz Xaver Schumacher
verdankt die Stadt, nebst dem hervorragenden
Stadtplan von 1792, mehrere Verschönerungsprojekte
, so dasjenige der Hofkirchentreppe
in französischem Charakter. 1784 den Prospekt
des Bades Ybenmoos. Die Einführung
des Blitzableiters, den er erstmals auf seinem
väterlichen Hause „Himmelrich" probierte,
hatte durch Blitzschlag den Tod seiner Magd
im Gefolge. — Dem genialen Bürger dankt

XXIX


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