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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_08_1920/0033
voller gestalteten sich die Nach wehen dieser
Epoche intellektueller Dekadenz, denen des
Bürgerhauses reizvolle Umhegung weichen
musste.

An öffentlichen Bauten entstand das
Waisenhaus an der Baselstrasse, sowie die
Quaianlage am linken Reussufer, von der
Pferdeschwemme beim Hause von Crivelli
bis zur Schiff hütte der Stadt. Der sog. Jesuitenquai
. Der Schutt der 1833 niedergebrannten
Häusergruppe des Brandgässli bot hiezu das
Füllmaterial. Man schonte die Circumvalla-
tion der Stadt vorerst und suchte dem See
an den Ufern neuen Boden abzugewinnen.
Die etappenweise Auffüllung griff dabei allerdings
den beiden hervorragenden Zeugen
Alt-Luzerns ans Mark. Die Kapellbrücke
büsste ihren südlichen Teil vom Freienhof
bis zum Theater ein, während die Hof brücke
in den Jahren 1833 bis 1854 dem neuen
Schweizerhofquai ganz geopfert werden
musste.

Der ehemals offene Grendel, vom See
bis zum schwarzen Tor. erhielt eine Ein Wölbung
. Die Bautätigkeit steigerte sich mit
dem zunehmenden Fremdenstrom. Die alten,
renommierten Gasthöfe genügten nicht mehr.
Hotels mussten gebaut werden, wozu das
dem Quai rückgelagerte Terrain Verwendung
fand. So entstanden:

1845—46 der Mittelbau des Hotel Schweizerhof
, durch den Architekten Berry von
Basel, dem Erbauer des Grossratssaales
(1841 -- 43). Der Englische Hof 1848—50 durch
Architekt Stadler von Zürich. Die Quaianlage
beanspruchte 10 Jahre, und einen Kostenaufwand
von 100,000 Frs.

An Stelle des abgetragenen Säntiturmes
und der Strafanstalt entstand 3 Jahre später,
1836, der heutige Neubau der Letztern. Die
ausgefüllte Stelle vor den Schiffshütten ziert
das 1837-39 durch Architekt Louis Pfyffer
von Wyher ausgeführte Stadttheater. Derselbe
Architekt erbaute um 1821 den Mittelbau
des Meyer-Bielmannschen Hauses, im
Obern Grund. Die beiden Nebengebäude
der zweifellos schönsten Privatbaute dieser
Zeit entwarf in den Vierzigerjahren der
kunstsinnige Besitzer selbst. Der Theater-
quai, in den Jahren 1843—44 erstellt, verschlang
die Summe von Frs. 7376.41. 1846
bis 48 erhielt die Stadt an Stelle des Falcini-
hauses an der jetzigen Bahnhofstrasse das

Museumsgebäude, worin zurzeit die Kantonsbibliothek
untergebracht ist. Die Jahre
1850—60 sprengten endlich den bis dahin
pietätvoll geschonten Mauergürtel der Stadt
aus verkehrstechnischen Gründen. Neue
Quartiere wurden erschlossen und Häuserspekulationen
gaben schliesslich dem Weichbild
jene Gestalt, die der Blick des alten
Wasserturmes manchmal mit etwas gemischten
Gefühlen streifen mag.

Das Rathaus

am Kornmarkt.
Tafel: 13—19.

Das älteste Rathaus nebst der Stadtschreiberei
stand früher an der Stelle des
Hotels zur Waage, neben dem Zunfthaus
zu Schützen, ganz nahe dem „Raubhaus"
derReussbrücke. 1483—84 erstand das „neue"
Rathaus am Kornmarkt, angebaut an den
angeblich 1350 errichteten Rathausturm, der
der ältesten Befestigung angehört haben
mochte.

Durch natürlichen Zwang sah sich der
Rat in die Notlage versetzt, dieses 1484 erbaute
, kaum etwas mehr wie 100 Jahre
alte Rats-, Gerichts- und Kaulhaus zu erneuern
. Unvorsichtigkeit beim Durchbruche
von zwei Schwibbogen des daruntergelegenen
Kauf- und Kornhauses, lockerten den ohnehin
reusswärts schlecht pilotierten alten Bau,
woran eine 800 Gulden kostende Eisenver-
schlauderung nichts mehr fruchtete. Er musste
niedergelegt werden und an seiner Stelle
entstand, unter Benützung des alten Vorbildes
, in den Jahren 1599 bis 1606, der
heute so imposante Rathausbau, seinem Stile
nach der beliebten Renaissance angehörend,
trotzdem anderwärts der Barock schon im
Stile Louis XIII seinen Anfang nahm Einen
Teil des Baumaterials lieferte der alte Bau.
Die Spindeltreppe beliebte noch im gotischen
Stile, ebenfalls das wappengeschmückte
Netzgewölbe, das das Treppengehäuse mit
typischem Renaissance-Einschlag, abschloss.
In Erwägung der Verwertung schon bestehender
Bauteile anderer Bauten, lassen
die beiden Portale des Kaufmagazins (heute
hist. Museum) eine Überführung aus dem
Ritterschen Palaste vermuten. Die Feinheit
und Ungleichheit der Steinmetzarbeit zwingt
zu dieser Annahme, um so mehr, da der

XXXI


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