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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_08_1920/0034
genannte Palast von 1573 an, zeitweise an
Stelle des Barfüsserrefektoriums, als zweites
Rathaus benutzt wurde. Sie dürften dort dem
innern Hofe zugedacht gewesen sein, da der
Erblasser, Lux Ritter, 1559 das Haus höchstens
bis zum zweiten Stockwerke, im Innern
teilweise angefangen, hinterliess. Der Rat,
der eine grössere Kommunalbeisteuer nach
damaligem Usus an dasselbe geleistet, zog
es aus der Erbmasse an sich, und so
mochten auch die fertig auf der Baustelle
liegenden Steinmetzarbeiten der obern Fenster
, sowie jene der Hofpartie, am Rathause
Kornmarkt Verwendung gefunden haben.
Die Verdachungen mit der zyklischen Hochreliefporträtserie
antiker Helden gemahnen
stark an die bildliche Darstellung der nämlichen
Materie an Privathäusern; z. B. 80
Jahre früher durch Hans Holbein d. J. am
Hertensteinhause und ca. 80 Jahre später am
Plafond des WillmannschenHauses, beide am
Kapellplatz. Bei Türen und Fenster konstatiert
man sehr leicht, dass sie sog. eingeflickt
worden sind.

Dienten die Kellerräume unter den
Schwibbogen dem Buttermarkt und die
Parterreräume mit den schweren Eichenpfosten
und Bügen als öffentliches Kaufhaus
, so hatte der erste prunkvoll ausgestattete
Stock die Räume des Rates zu bergen.
Nach Norden den Kleinratssaal, nach Süden
den Grossratssaal nebst den angegliederten
Verwaltungszimmern. Am Turme
angebaut das Stadtarchiv und im Turme
selbst das Amtslokal des Stadtschreibers.
Die prachtvollen, teilweise intarsierten
Renaissanceholztäfer fertigte 1604 Melchior
Landolt von Ebikon, Jörg Forster von Lu-
zern und Simon Hupp von Breslau. Die
Decke des Kleinratssaales ' (Porträtsaal)
nebst dem Holzwerk stammt aus ca. 1783,
da sich der Rat mit einem neuerlichen, nicht
ausgeführten Umbauprojekte befasste, und
ist unter der Leitung J. Singers, des Projektverfassers
, entstanden.

Die Steinmetzarbeiten des Aussenbaue.s
fertigte 1602—1606 Antony Isenmann von
Buchenrain (Kt. Luzern). Die Baukosten
beliefen sich, das Baumaterial zum grossen
Teil nicht eingerechnet, auf 60,000 Gulden.
Um 1618 wurde der Rathausturm erhöht
und mit dem heutigen Dachschmucke bereichert
, der mit seinen vier Wimpergen,

der Kuppel und dem Dachreiter halb gotisch,
halb Barock anmutet.

Ritterscher Palast,

jetzt Regierungsgebäude des Kantons
Luzern.
Tafel: 8—12.

Jedenfalls das schönste und auch baugeschichtlich
interessanteste Privathaus der
Stadt Luzern ist das von Schultheiss Lucas
Ritter 1556 angefangene Renaissanceschlöss-
chen am sog. Platz (jetzt Bahnhofstrasse).
Leider erlebte dasselbe seine zweckentsprechende
Vollendung nicht, da sein Bauherr
am 9. Mai 1559 starb und der Rat die unfertige
Baute an sich zog, was ihm in der
Folge verschiedene Prozesse zwischen den
Erben und Ratsmitgliedern eintrug.

Planverfertiger des in florentinischem
Stile projektierten Hauses ist der Tessiner
Maestro Domenico Solbiolo de Ponte, unter
dem der „welsche" Meister Peter als Unter-
akkordant den Bau mit zwanzig Gesellen
begann und bis 1561 weiterführte. Meister
Peter ist der Erbauer des Palastes des Fürsten
Don Ferant Consaga in Mailand. 1557 wurde
Steinmetzmeister Johann von Lyn (Hans Lyn
genannt Mottschon von Zürich, ursprünglich
von Persen (Pergine) bei Trient gebürtig,
beigezogen. Er war ein Schüler des Bildhauers
Allessandro Vittoria aus Trient und
wurde, sechzig Jahre alt, am 8. Mai 1559
infolge seiner eigenen Religionsanschauung
und wahrscheinlicherweise auch durch die
in den bezügl. Prozessakten ersichtlichen
Konflikte mit dem Bauherrn (der kurz
nachher starb), enthauptet. Er war bis
17. März d. J. im ganzen siebenunddreissig
Wochen am Baue resp. an dessen Steinmetzarbeit
beschäftigt, für die er im ganzen 203
Kronen zu fordern hatte, an welche Summe
er vor dem Prozesse schon dreiund sechzig
erhielt. Langwierige Reibereien mit dem
Stadtwerkmeister und dem Rat von Luzern
einerseits, und Meister Peter und Solbiolo
anderseits, mögen den Grund gegeben haben,
dass der Bau 1561 ungedeckt eingestellt
wurde. Solbiolo war zudem an einem lu-
ganesischen Palaste beschäftigt, der ihm
mehr eintragen mochte. Erst 1573 und 74
wurde dem Baumeister Ulrich Rot von Luzern
die Vollendung des Stein Werkes übertragen,

XXXII


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