Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_08_1920/0036
gotischem Chörlein stehen geblieben, der
mit der Madonna des Holbeinhauses ein
Ganzes gebildet haben mochte. — Durch
Schultheiss Schumachers Tod 1639 von
dessen Söhnen in drei Häuser zerrissen,
gelangte das Eckhaus durch Erb an Ludwig
Schumacher-zur Gilgen und das an-
stossende, durch Kauf von dessen Bruder
1658, ebenfalls in des ersteren Hand, von
welcher es an seinen Tochtermann Johann
Carl Balthasar überging. Von letzterem
im Innern total ausgebaut, erhielt es im
I. Stock das wundervolle Masertäfer und
Büffet, das als seltenes hierörtiges Vorkommen
, Metalleinlagen aufweist. Möglicherweise
stehen wir hier vor einem Werke
Hans Melchior Erb's von Solothurn, der
1674 Täfer und Büffet im jetzigen Korporationssaale
verfertigte. — Der reichkassetierte
Plafond trägt in seinen Feldern die Symbolik
der Renaissance, in Öltafeln darstellend:
Die Freiheit Roms; Valerius' Tod, Scipios
Beständigkeit, Manlius Torquatus, Lucius
Quintus; Scipios Selbstbeherrschung; Corio-
lans Mutter; Horatius; Aolie; Mutius Scä-
vola; Heldentod des Cato; Lukretia und
Marcus Curtius. — Der Maler ist bis dato
unbekannt geblieben. Ein Ofen von David
Pfau schmückt den Raum, ein solcher von
Antony Rümely aus dem 18. Jahrhundert den
anstossenden. — Bauherr Balthasar spricht
nicht ohne Resignation in seiner ausführlichen
Baugeschichte über die hohen Kosten
der Umbaute, dass er „gar wohl us dem
Grund ein nüwes Gebüw hätte ufführen
können; es pflegt aber gemeinlich also zu
gehen, wenn man bald eins, bald das andre
blempert; sparen und die Sachen doch auch
recht haben will; eins erheuscht das andere,
bis man endlich in Kosten bis an die Ohren
sich verstecket." —

Das Gebäude wechselte die Familien öfters
, wir -finden die Mohr, später die zur
Gilgen, bis es in die Familie des derzeitigen
Besitzers, Herrn J. Willmann-Ronca überging
. — Ratsherr Joh. Carl Balthasar ist
auch der Ersteller des aus dem St. Antoni-
bruch stammenden Brunnenbeckens im Hofe
des Hauses. — Wassermangels halber erkauften
er und seine Ratskollegen Rudolf
Mohr, Jost Leonz Pfyffer und Wilhelm Meyer
(Mayr v. Baldegg) die in der Meyerschen
Liegenschaft (Nagelschmidten) im Obern

Grund und über dem Krienbach am Sonnenberg
(Steinhof) gelegenen Quellen und leiteten
dieselben zu ihren Häusern in der
Stadt. Die 589 Holzdünkel zählende Leitung,
in Kosten der vier Herren erstellt, führte
von der Fassung durch den Obern Grund,
durch das obere Tor, Barfüsserplatz, Jesuitenplatz
, über die Reussbrücke (wo sie
durch Kupferblech gesichert wurde), nach
der Rössligasse, Eisengasse, Sternenplatz-
Ledergasse und durch die innere und äussere
Weggisgasse, nach den Häusern der betreffenden
Besitzer. — Die Leitung wurde bis
1692 durch vier weitere Abnehmer aus dem
Kreise der Kleinräte erweitert, um 1697
mit dem gesamten Betriebsfundus von 840
Gulden dem städtischen Bauamte einverleibt
zu werden. —

am Rhyn-Haus

an der Furrengasse.

Tafel: 13 und 21.

Durch den nachmaligen Schultheissen,
Walther am Rhyn und seinen Sohn Joseph,
wurde in den Jahren 1601—16 der aus sieben
Holzgebäuden bestehende Komplex neben
dem Rats- und Gerichtshause aufgekauft, um
darauf den heutigen Bau erstehen zu lassen.
Die Haupteingangstüre, sowie das Deckengemälde
des Bibliotheksaales des Hinterhauses
, zeigen die Baudaten des Objektes
1617 und 1618, nebst den Allianzwappen des
Bauherrn (die ersteren 1798 weggemeisselt).
Mit Berücksichtigung des Grundrisses und
der damaligen Zeitverhältnisse mögen diese
Daten auf das Hinterhaus zutreffen, nicht
aber auf die ganze Baute. Schon der Ankauf
der vorderen Häusergruppe gegen die
Reuss, anno 1601 und der folgenden bis 1616,
lassen auf ein etappenweises Bauvorgehen
schliessen, das zudem durch die Anordnung
von zwei selbständigen Treppenhäusern gestützt
wird. Der ersten Bauperiode gehört
unstreitig der, der Reuss zugekehrte Bau
an, der zweiten, jener an der Furrengasse,
dem die ehemals offenen Hofarkadengänge,
als Verbindung der beiden Baukörper folgte.
Der Gesamtbau hat sich im Laufe der Zeit
wenig geändert. Den französischen Fassadencharakter
der Reussfront, sowie denselben
einiger Interieurs, erhielt er Ende des 18.
Jahrhunderts durch den damaligen Besitzer

XXXIV


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_08_1920/0036