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KANTON LUZERN.
Tafel 64 usw.
Wir haben im Vorgehenden das bauge-
schichtliche der Stadt Luzern einlässli-
cher gestreift, um auf dem kurzen Rundgange
durch die Hauptorte des Kantons Gleichbedeutendes
und Ähnliches nicht wiederholen
zu müssen. Die Stadt, die in ihren Anfängen
schon in regem Handelsverkehr mit diesen
Orten gestanden, beeinflusste dieselben schon
vorher und nach dem Anschlüsse sehr stark,
im Wechsel der Baustile. Nur das Entle-
buch, vermöge seiner geographischen Lage,
zeigt in seinem Bürgerhaustyp, äusserlich
bernerischen, d. h. Emmentaler - Charakter,
während das Innere dem dort üblichen Er-
vverbszweige, der Landwirtschaft angepasst
ist. Scheune und Haus kleinerer Güter befinden
sich meist unter einem Dache, während
bei grösserem Landwirtschaftsbetrieb die
Trennung der einzelnen Gebäude in Wohnhaus
, Scheune, Schweinescheune, Backhaus,
Waschhaus, Dörrhaus, Speicher, Käserei
usw. Notwendigkeit ist, was dem Gebilde
den Anblick eines Gehöftes verleiht.
Dem Luzernischen Bauern- und Pächterhaus
im allgemeinen fehlt übrigens nie ein
angebauter Schweinestall, für den Viehbestand
des Hausbedarfes.
Über den Gebietszuwachs der Stadt Luzern
, aus dem schliesslich das heutige Kantonsgebilde
entstand, seien folgende historische
Notizen eingestreut:
1380 kauft Luzern die Vogtei Weggis.
1386, nach der Schlacht bei Sempach erobert
es, mit nachmaliger Pfandlösung Sempach,
Rothenburg, Hochdorf, Ruswil, Wolhusen
und das Entlebuch, sowie in seiner Nähe:
Root, Malters, Littau, Kriens und Horw.
1392 folgt Merenschwand freiwillig. 1406
kauft Luzern die Vogtei Habsburg, bestehend
aus den Orten: Meggen, Adligenswil, Ud-
ligenswil, Meierskappel und Greppen. 1407
ebenfalls durch Kauf, die Grafschaft Willisau
, Luthern, Ufhusen, Zell, Altishofen, Dag-
mersellen, Reiden, Pfaffnau. 1415 folgen
durch Eroberung Sursee und das Michelsamt
, einschliesslich der Orte: Münster, Gunz-
wil, Rickenbach, Pfeffikon, Neudorf, Eich,
Oberkirch, Ermensee und Schongau. 1422
kauft Luzern Gisikon und Hönau und 1455
ebenso Büron und Triengen, 1473 die Ober-
vogtei Ebikon, 1476 die Herrschaft Wykon.
1803 erhält Luzern endlich das Amt Hitzkirch
gegen das Amt Merenschwand. Aus
dem Gesamtgebiete entstunden die heutigen
fünf Ämter: Luzern, Entlebuch, Willisau,
Sursee und Hochdorf.
Sursee.
Tafel: 64 u. 65.
Der der Merianschen Topographie entnommene
Kupferstich orientiert über Anlage
und Bauart dieses reizenden Landstädtchens
am Westende des Sempacher-
sees. Die Strassenzüge der Altstadt sind
im allgemeinen erhalten geblieben. Die
Niederlegung des grössten Teiles der Cir-
cumvallation, nach dem Vorbilde der Stadt
Luzern, liess ein Erspriessen neuer Quartiere
zu, die sich mit aufblühendem Fabrikationszweige
vergrösserten.
Die älteste Entstehungszeit Sursees ist,
mangels historischen Materials, in Dunkel
gehüllt. Eine keltische Strasse von Aven-
ticum nach Vindonissa und Baden soll
hier durchgeführt haben, die später den
Römern diente. Dass Kelten und Römer
hier gehaust haben, bezeugen die prächtigen
Niederlassungsbeispiele ob dem nahen
Kottwil, im sogenannten Kidli. Ein Refu-
gium, eine römische Villa, und eine Schnabelburg
liegen hier nahe beieinander und
weisen auf keltische, römische und frühmittelalterliche
Militärepochen zurück. Sur-
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