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see lag in der Grafschaft Rore und wird
1036 urkundlich erwähnt, durch seine Vergabung
unter Graf Ulrich von Lenzburg
an das Gotteshaus Beromünster (als Kast-
vogtei). 1172 geriet Sursee durch Erbschaft
an das Haus Kyburg, um 1264 ebenfalls
erbsweise an Habsburg-Laufenburg zu fallen.
Das Kyburgerschloss soll an Stelle des
Murihofes gestanden haben. Zu dieser Zeit
blühte das Geschlecht derer von Sursee,
das um 1450 verschwindet. Die Stadt be-
sass schon unter Habsburg einen selbstgewählten
Schultheissen und Rat. Die Schlacht
ob Sempach vermochte Sursees Kaisertreue
nicht wankelmütig zu machen, es blieb bei
Habsburg und vergrösserte sein Gebiet 1409
durch Kauf des Michelsamtes und dessen
Vogtei, welches um 650 Goldgulden von
Wilhelm von Grünenberg erworben wurde.
1415 durch die Luzerner befehdet, kapitulierte
die Stadt, unter Rechtsverwahrung
ihrer kaiserlichen Freiheiten und Privilegien.
Im gleichen Jahre durch König Sigismund,
nebst Baden, Mellingen und Bremgarten,
behauptete Luzern sein Eigentumsrecht und
löste seine Stadt mit Erlegung des Pfändschillings
. 1420 löste Luzern den Kauf des
Michelsamtes mit 900 Goldgulden.
Brandunglücke blieben auch dieser Stadt
nicht fern. 1363, bis auf ein Haus niedergebrannt
, erstand sie mit Hilfe Herzog Rudolphs
neu, um 1461 einem gleichen Geschicke
entgegen zu gehen und mit Hilfe Luzerns
aufgebaut zu" werden. 1580, 1686 und 1734
fiel sie dem nämlichen Elemente zum Opfer,
in welch letzterem Jahre sie 116 Häuser
verlor, mit einem Totalschaden von 140,126
Gulden 39 ß. Ein Sturmwind riss 1684
viel Dachziegel mit sich fort. Anno 1628
raffte die Pest bei 400 Menschen weg. Ein
dunkles Geschichtsblatt der Stadt Sursee
bilden Jahrhunderte hindurch die vielen
Hexenprozesse.
Baugeschichtlich schmiegt sich Sursee
in Kirchen-, Profan- und Kommunalbauten
der Stadt Luzern an. Hervorgehoben seien:
Das 1538 durch Jakob zum Stäg von Luzern
erbaute Rats- und Kaufhaus mit Rund-
und Treppenturm. Zum Stäg arbeitete im
Taglohn für 15 Schilling, seine Knechte
für 10ß. „Z'nüni" und „Z'obig" nach Lu-
zernersitte waren verboten, auch durften
Meister und Knechte „kein gutten mentag
halten". Gotik und Renaissance geben dem
stolzen Baue ein typisches Übergangsgepräge
. Sein Ratssaal mit polychromgefässten,
steinernen, gotischen Kerbschnitt-Fenstersäulen
, erhielt 1646 den Eichenholzplafond,
dessen Kassetten nagellos ineinander gefügt
sein sollen. Der Bau umfasste 11 Jahre.
An Kirchenbauten erhielt Sursee 1641 die
neue Pfarrkirche, an welche die Stadt Luzern
die Gratislieferung der Steine für die
Säulen übernahm. 1657 erfolgte der Bau
der Kapelle Maria Zell, mit einem Kostenaufwand
von 2266 Gulden. 1704 der Neubau
des Kapuzinerklosters. Hervorragende
Privatbauten sind die ehemaligen Amtmannshäuser
der Gotteshäuser St. Urban und
Muri, der Muri- und der St. Urbanhof, am
Nordwestende der Stadt. Sie stammen aus
dem 16. Jahrhundert und haben die Stilveränderungen
bis zur französischen Epoche
teilweise mitgemacht. Eines der in der
Kunstgeschichte bekanntesten Häuser ist
mitten in der Stadt, das 1631 erbaute, ehemals
Schnydersche, jetzt Beck'sche Haus,
dem jedenfalls in dekorativer Hinsicht, was
sein Äusseres anbelangt, das Luzerner Rathaus
als Beispiel gedient hat. Es ist nicht
ausgeschlossen, dass wir hier die Meisterhand
des Steinmetzen Ulrich Traber wiederfinden
. Das Haus hat Hofanlage in Holz. Das
schöne Renaissanceplafond eines seiner Zimmer
wurde vor Jahren leider veräussert.
Sempach.
Tafel: 66.
Sempach entstammt keltischen und römischen
Niederlassungen. Sein Name kommt
urkundlich 1173 erstmals vor und als Veste
(oppidum) ist es in der Mitte des 13. Jahrhunderts
genannt. Sein ältester Schultheiss
ist 1235 verzeichnet. Das Städtchen scheint.
nach der westlichen Grundmauer des alten
Rathauses zu schliessen, in zwei Etappen
entstanden zu sein. Niederer Adel, freie
Leute und Handwerker mögen, Schutz vor
dem Raubrittertum suchend, die Gründung
des Städtchens mitveranlasst haben. Unter
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