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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_09_1921/0017
pol; sie teilte sich in Hafner und Maler.
Öfen mit reliefierten Kacheln entstanden noch
am Ende des 17. Jahrhunderts, während man
schon Anfangs desselben begann, die weissen
Kacheln bunt zu bemalen, wobei natürlich
„Historie" und Allegorie den Nachdruck
erhielten; willkommene Vorbilder lieferten
Christoph Murers Emblemata, dann die graphischen
Blätter von Dietrich und Konrad
Meyer und Tobias Stimmer. Auf Grund
solcher Vorlagen wurde die Zeichnung mittelst
durchstochener Blätter aufgetragen. Bedarf
es besonderer Erklärung, dass ein so
reich mit Flächen, Pilastern, Friesen, Gesimsen
und Bekrönungen verziertes Gebilde
wie z. B. der Ofen im Seidenhofzimmer
(1620 von Ludwig Pfau) auch einer solch
ausgeklügelten und geschickt abgestuften
Dekoration bedurfte? Ein 1667 datierter
Ofen Ludwig Pfaus zeigt grüne Reliefkacheln
zwischen weissen bemalten Friesen und Pilastern
, während Hans Heinrich Graf 1687
seinen polygonalen Ofen aus hellen bemalten
Kacheln und grünen reliefierten Gliederungen
aufbaute. Man kann auch leicht verfolgen,
wie die Farben anfangs sehr kräftig sind,
um gegen das Weiss des Grundes aufzukommen
, im Laufe des 17. Jahrhunderts
immer heller werden, da sich auch die Darstellungen
komplizierten.

Während dieser Epoche wächst auch das
Bedürfnis nach Helle; die grünlichen Butzenscheiben
schwinden, durchsichtige sechseckige
Scheibchen lassen jetzt ungebrochenes
Tageslicht zu, und die Glasmalerei, seit Ausgang
des 16. Jahrhunderts im Abbau begriffen
, hat für die Wirkung eines Innenraumes
nur noch ganz nebensächlichen Wert.
Im Prunksaal aus dem alten Seidenhof (Landesmuseum
) hatte auch die Intdrieurkunst
der Spätrenaissance ihren Höhepunkt erreicht
; daneben mögen mit ähnlichem Wollen
in bescheidenerer Aufmachung Zimmerausstattungen
im Kleinen Pelikan und im „Neu-
haus" erwähnt werden (Tafel 29, 30, 32, 33).

Ob in dieser Zeitspanne innerhalb der
alten Mauern die Gartenkunst wesentliche
Fortschritte machte, ist nicht zu entscheiden.
Mancher Garten vor den Toren mag damals
das bekannte ringsum laufende Laubgang-
System mit rechteckigen und quadratischen
Beeten, oder auch nur eine einzige gezimmerte
Laube erhalten haben, die Beete in

kunstloser Aufreihung, mit Bäumchen in
der Mitte und an den Ecken. Die Blüte der
Gartenkunst aber blieb der folgenden Epoche
vorbehalten.

Die vierte, in noch viel weiterem Umfang
angelegte moderne Stadtbefestigung durch
Bastionen verschaffte dem Barockstil Eingang
in das altmodische, temperamentlose
Bauwesen Zürichs. Die konfessionellen
Kämpfe, welche neben dem 30 jährigen
Krieg die Eidgenossenschaft erschütterten,
und Misstrauen zwischen die Verbündeten
säten, Hessen auch für Zürich eine Verbesserung
der Befestigungsanlagen angezeigt
erscheinen, um so mehr als mittelalterliche
Ringmauern gegen die modernen Geschütze
so gut wie nutzlos waren. Nach langwierigen
Verhandlungen wurde das bedeutsame
Werk erst 1642 in Angriff genommen. Adrian
Zieglers Ansicht von 1690 gibt am genauesten
darüber Aufschluss, wie die neuen Wälle
mit Bastionen und Graben in engerem Kreis
die grosse, in weiterem die kleine Stadt
umzogen, so dass dort hauptsächlich die Vorstadt
Stadelhofen, hier vor allem das Gebiet
des Talackers, der Seidenhöfe und des neu
angelegten Sihlkanals deutlich zu sehen sind;
der Schanzengraben in seinem gewundenen
Lauf, das Bollwerk der Katz, die hohe Promenade
und der Wall oberhalb des Rech-
bergs sind markante Überreste der 1646 bezw.
1650 vollendeten Befestigung.

Für den Wohnbau war damit ungeheuer
viel gewonnen, denn auf dem neuen zur
Stadt gezogenen Boden wurden im Laufe
der Zeit neue Quartiere angelegt und schon
bestehende ausgiebiger bebaut, so namentlich
Talacker und Stadelhofen, nebst dem
Fröschengraben (der heutigen Bahnhofstrasse
). Freistehend und mit Gärten versehen
, bezeichnen sie den Anfang einer ganz
neuen Epoche zürcherischen Profanbaus, die
auch dessen beste Zeit darstellt. Mit der
Bebauung des Talackers verband sich die
freilich bescheidene Lösung einer der vornehmsten
Aufgaben des umfassend denkenden
Barockstils: an der Kreuzung von Talacker
und Neuer Strasse (Heute Pelikanstrasse
, Tafel 3y) entstand ein Platzbild von
eigenem Reiz und mit einer Einheit und
Festigkeit, wie es die Stadtbaukunst der
Folgezeit nicht mehr erreichte, am allerwenigsten
im 19. Jahrhundert. An den Seiten

XV


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