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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_09_1921/0018
des übereck gestellten Vierecks entstanden
der noch recht altertümliche „hintere Talacker
", der später vergrösserte Grosse Pelikan
(1675), das Talegg (1692) und später
d. h. zwischen 1720 und 1730 der Grünenhof
; gleichzeitig vervollständigte sich aber
das Gruppenbild durch Erbauung des Neuegg
(1724), und wohl auch des hinteren Pelikans
. Am Talacker selbst entstanden in
kurzen Zwischenräumen der Vordere Talhof
(1665), dem Zeughaus gegenüber der
Neuenhof (1684), das Grosse Magazin (später
Kaserne) und der Talgarten. Am Fröschengraben
aber sind zu erwähnen: Schinzen-
haus, wohl um 1700 und Haus zum Brunnen,
1729 (beide abgebrochen). Diese Häuser
lassen sich leicht in zwei Gruppen teilen:
die einfachen Giebelbauten und die Häuser
mit Turmerker. Im Unterschied zum Alten
Seidenhof mit seiner gotischen Höhenrichtung
dehnen sich die neuen Bauten am Talacker
und Fröschengraben wohlig in die
Länge (ausgenommen der hintere Talacker,
der in seinem Aussehen weit mehr Verwandtschaft
mit dem Kleinen Pelikan zeigt). Die
hohen, aber zugleich auch breiten und unter
das Dach gezogenen Giebel drücken einladende
Behaglichkeit des Wohnens aus; wie
ganz anders sprechen die hohen mit Spitzdach
gekrönten Erker an den Ecken von
Neuegg und Grünenhof als die schmächtigen
gotischen Gebilde! Diese haben ihren Wert
nur für den Einzelbau und etwa für das
Strassenbild; jene bilden dagegen feste Faktoren
in einem grossen räumlichen Platzvolumen
. Mag ihre Wurzel schliesslich noch
in die Gotik hinabreichen, so eignet ihrem
Aussehen und der Art ihrer Verwertung
doch eine durchaus moderne, auf das Grosse
gerichtete Gesinnung. (Zum Folgenden vgl.
Tafel 40—42, 50—53).

Der Barock, den wir grundsätzlich von
der zuvor besprochenen dekorativ schwulstigen
Spätrenaissance unterscheiden, zeichnet
sich, wie schon angedeutet, durch das
Umfassende seines Wollens aus. Er strebt
nach grossen Zusammenhängen, und in diesen
sollen sich Hauptsachen klar von Nebendingen
scheiden. Wichtiger als der Aussen-
bau sind ihm die Raumwerte des Innern
und diese sollen in erster Linie, oft mit
Leidenschaft, das Äussere bestimmen und
Zusammenhang mit der Umgebung suchen.

Was Spätgotik und Renaissance getrennt
aufgeführt hatten, das vereinigt der Barock
unter grossartigen Kompositionsgesetzen. Er
lenkt den Blick von der schmückenden Einzelheit
auf die grossen baulichen Zusammenhänge
ab. Den ersten Beleg dazu bildete
die oben erwähnte Platzgestaltung am Talacker
; folgerichtig mag sich, bevor wir auf
die Einzelheiten eintreten, die Betrachtung
der Gärten anschliessen. Die Lage ausserhalb
der Stadtmauern ermöglichte die Anlage
grösserer Gärten, teils hinter, teils neben
dem Haus. Ob schon damals in Zürich die
längere oder kürzere Achse des Hauses mit
einer Achse des Gartens zusammen eine grosszügige
Anlage im Sinne barocker Villen- oder
Schlossgärten ergab, lässt sich füglich bezweifeln
; denn die Hausgärten hielten überhaupt
sehr lange am Prinzip der Aufteilung
in kleine Beete fest; aber innerhalb dieser
Vielteiligkeit meldete sich hier wie anderwärts
das Bedürfnis, strenger als bisher zwischen
Nutz- und Ziergarten zu entscheiden,
und dabei einen besonderen Nachdruck auf
den letzteren zu legen. Durch möglichst verschiedenartige
Form der Beete: Quadrat,
Rechteck, Dreieck, Halbkreis, Quadrant usw.,
oder durch radiale Anordnung um einen
Springbrunnen will man den Eindruck eines
bunten Teppichs erwecken, dessen Farbigkeit
nicht allein durch die Blumen, sondern,
wo es sich um ausgesprochene Broderiebeete
handelt, durch farbige Steine, Kohle und
Eisenreste bestritten wird. Buchs fasst die
einzelnen Beete mit den niedrig wachsenden
Blumen ein; denn für die Verpflegung der
Pflanzen erwies sich diese Anlage als die
zweckmässigste. Trotzdem meldet sich der
Zug nach dem Vereinheitlichten und Zusammenfassenden
in der Aufteilung eines Grundstücks
in grössere Kompartimente, die allerdings
wieder in kleine Einzelbeete zerfielen.
So entstanden von selbst grosse Haupt- und
kleine Nebenachsen, geradlinig und regelmässig
, geschaffen zu gravitätischem Wandeln
in steifer, umständlicher Bekleidung.
Das „Venedigli", ein von einem Weiher umgebenes
Haus, mit Treppengiebeln, mit Brük-
ken und Pavillons, blieb in seiner Art vereinzelt
. In der Anlage des Hauses ist die
epochemachende Änderung so vor sich gegangen
, dass eine Laube oder ein Korridor
gleichsam als Rückgrat des Baukörpers, die

XVI


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