Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/13
Das Bürgerhaus in der Schweiz (13. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Aargau
Zürich, 1924
Seite: VIII
(PDF, 27 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_13_1924/0010
Mittelalter. Wir unterscheiden zwischen zwei
Gruppen, erstens den gewachsenen Städten,
die sich aus einem offenen Dorf entwickelten,
Verkehrsmittelpunkt wurden und einen
Mauerring mit Markt- und Stadtrecht erhielten
, und zweitens den gegründeten
Städten, die nach bestimmtem Plan angelegt
wurden und deren bekannteste Beispiele in
der Schweiz die Zähringerstädte Bern und
Freiburg sind. Im Aargau wissen wir urkundlich
nur von Klingnau, dass es im Jahr
1239 von Ulrich von Klingen gegründet
wurde. Hingegen können wir auf Grund
der ganzen Anlage schliessen, dass auch
andere Städte Gründungen der damaligen
Landesherren, besonders der Kiburger und
der Habsburger waren. In der Schrift von
Dr. W. Merz: „Die Stadt Aarau als Beispiel
einer landesherrlichen Stadtgründung"
wird das in einem besonderen Fall nachgewiesen
. Die meisten aargauischen Städte
sind Brückenstädte, sie sind dort angelegt,
wo der Verkehr eine Brücke erforderte, wo
sich vielleicht schon eine Furt oder eine
Fähre befand oder wo ein Brückenbau leicht
auszuführen war, wie letzteres in Brugg der
Fall war. Im Mittelalter bestand das Bedürfnis
, beide Enden der Brücke zu schützen,
und aus diesem Grunde entstand gegenüber
der Hauptsiedlung ein befestigter Brückenkopf
, aus dem sich manchmal ein neuer
Stadtteil entwickelte, der mindere Stadt,
Kleinseite, genannt wird. Bei Baden und
Kaiserstuhl wurde das der Stadt gegenüber
liegende Ende der Brücke durch eine feste
Burg geschützt. Einzig die Brücke von Aarau
war nie in die Befestigungsanlage eingeschlossen
; die bernische Regierung beabsichtigte
dort in nachmittelalterlicher Zeit
auf dem linken Ufer Schanzen aufzuwerfen.
Die Städte Lenzburg und Aarburg sind, wie
schon ihr Name andeutet, im Schutze von
grossen Burganlagen entstanden. Im Mittelalter
existierten im Aargau noch zwei weitere
Städtchen, Meienberg im Freiamt, zerstört
im Sempacherkrieg, und Bieberstein,
jetzt offenes Dorf.

Aus dem Mittelalter, der romanischen
und gotischen Stilperiode finden sich im
Aargau wohl kirchliche Bauwerke, Burgen
und Befestigungsanlagen, aber fast keine
Bürgerhäuser. Bauten mit gotischen Profilen,
besonders an Fenstern, sind bis zirka um

1700 noch zu konstatieren, aber wir dürfen
diese Häuser nicht dem Mittelalter zuteilen.
Gründe für das Verschwinden der Bauobjekte
der obgenannten Kulturperioden gibt es
verschiedene. Das Haus der mittelalterlichen
Kleinstadt war in Holz konstruiert und mit
Stroh oder Schindeln gedeckt. Es war das
in die Stadt gestellte Bauernhaus, nur mit
viel geringerem Abstand vom Nachbargebäude
. Keine der aargauischen Städte
ist von den periodischen Stadtbränden verschont
geblieben. Es wiederholen sich auch
die Vorschriften, welche eine grössere Feuersicherheit
verlangen. Zuerst kamen die Hartdächer
auf, dann trat an Stelle des reinen
Holzbaus der Riegelbau und erst dann kam
die massive Mauer. Was durch Brände nicht
zerstört wurde, fiel anderen Ereignissen, wie
Überschwemmungen oder Belagerungen und
Plünderungen zum Opfer. Bauten in Massivkonstruktion
wie zum Beispiel Rathäuser
sind durch wiederholte Umbauten im Laufe
der Jahrhunderte so verändert worden, dass
ihre ursprüngliche Anlage kaum zu erkennen
ist, was zum Beispiel beim Rathaus in Aarau
zutrifft. Es kann allerdings festgestellt werden
, dass man früher nach Bränden oder
bei Umbauten das noch vorhandene Mauerwerk
viel mehr schonte und zu erhalten
suchte als heute, wo wir solche Überreste
lieber ganz wegräumen, um bei der Grundrissgestaltung
freie Hand zu haben. Einen
Beleg dafür bilden die Bauakten vom Wiederaufbau
des 1531 abgebrannten Rathauses in
Rheinfelden, wo das Ausspitzen von Löchern
für die Balkenlagen vergeben wurde.

Was uns vom Mittelalter erhalten geblieben
ist, das sind die Stadtanlagen, die
Strassen und Plätze, die Baublöcke mit ihrer
Parzellierung. Auch dort, wo die Stadtmauer
bis auf wenige Reste verschwunden ist, lässt
sich der ursprüngliche Stadtkern gut erkennen
, sowohl in Natura als namentlich
beim Betrachten der Stadtpläne.

Eine grosse Zahl von Bürgerbauten sind
mit Wappen geschmückt und mit Jahreszahlen
versehen; in Bremgarten gehen dieselben
bis ins 14. Jahrhundert zurück. Aus
den bereits genannten Gründen können wir
aber die Geschichte des Bürgerhauses erst
vom 16. Jahrhundert an in einigermassen
vollständig erhaltenen Beispielen verfolgen.
Das Bezirksgericht in Laufenburg besitzt

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