Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/13
Das Bürgerhaus in der Schweiz (13. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Aargau
Zürich, 1924
Seite: IX
(PDF, 27 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_13_1924/0011
aus dem Anfang dieser Periode zwei spätgotische
Steinportale. Dann sind vom Ende
des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts
einige Innenräume vorhanden.

Das Jahr 1500 wird in der allgemeinen
Geschichte als Grenze zwischen Mittelalter
und der Neuzeit bezeichnet. Auch in der
Kunstgeschichte besteht diese Teilung, denn
von dieser Zeit an dringt die Renaissance
von Italien über die Alpen. Wir übersehen
aus Freude an den Formen der neuen Stilepoche
nur zu leicht, dass während der Spätgotik
die grosse Periode der mittelalterlichen
Städtegründungen und deren oft rasch aufeinander
folgenden Vergrösserungen zu Ende
ging. Mit der Renaissance setzte ein neuer
Stil ein, aber keine Entwicklung im Städtebau
. Die neuen Formen mussten sich innerhalb
der engen Stadtmauer ausleben oder
kamen bei einem Schlösschen auf dem Lande
zur Anwendung. Erst das 18. Jahrhundert
brachte eine Erweiterung der Städte und
einige wenige Neugründungen, und im
19. Jahrhundert setzte eine rapide Entwicklung
ein. Diese Verhältnisse gelten für einen
grossen Teil von Mitteleuropa, nicht nur für
die Schweiz, sie lassen sich aber im kleinen
auch im Aargau feststellen. Die Stadtgründungen
erfolgten hier nacheinander im 13.
und 14. Jahrhundert; Bremgarten, Aarau,
Laufenburg vergrösserten sich und erweiterten
den Mauerring; Aarau hatte zu Ende
des 14. Jahrhunderts schon eine offene Vorstadt
. Dann kam der grosse Stillstand. In
Lenzburg und anderwärts wurde im 16. und
17. Jahrhundert durch Ratsbeschluss jedes
Bauen vor der Stadtmauer verboten. Angefangene
Häuser mussten sogar abgebrochen
werden.

Die Renaissanceformen finden wir zuerst
an Einzelteilen von Bauten. Aus dem Anfang
des 16. Jahrhunderts stammen die
schönen Flachschnitzereien im Aarauer Rathaus
. Beim Umbau des Amtshofes in Bremgarten
kamen neben spätgotischen auch die
neuen Formen zur Anwendung; bemerkenswert
ist dort eine Fenstersäule im ersten
Stock mit der Jahreszahl 1547. Dann folgten
Portale und eine Reihe von Brunnen, von
denen leider wenige erhalten geblieben sind.
Im 17. Jahrhundert erbauten die Städte
Brugg, Baden und Bremgarten neue Zeughäuser
mit charakteristischen Fassaden. Auch

ganze Bürgerhäuser sind uns aus dieser Zeit
erhalten, wie die Burghalde in Lenzburg
(alter Teil) und das "Weibezahlhaus in
Aarau. Teile des Rathauses in Rheinfelden
stammen aus dieser Periode. Der schönste
und einheitlichste Bau ist aber das Rathaus
in Lenzburg. Wir dürfen aber in dieser
Periode die Landsitze nicht übergehen. Der
Aargau ist einer der an Burgen reichsten
Kantone; Dr. W. Merz hat in seinem Werk:
„Die mittelalterlichen Burgen und Wehrbauten
im Aargau " dieses Gebiet in erschöpfender
Weise behandelt. Als der Wert
der Befestigungsanlage zurückging, suchte
man nach dem Vorbild Frankreichs die alten
Burgen wohnlicher zu gestalten. Schloss
Wildegg wurde in diesem Sinne umgebaut.
Bei Schloss Hilfikon ist nur der Bergfried
von der mittelalterlichen Burg erhalten, alles
andere ist später dazu gekommen. Noch
gründlicher ging man bei Böttstein und
Kastelen vor, wo die mittelalterlichen Anlagen
fast ganz verschwinden mussten, um
Neubauten des 17. Jahrhunderts Platz zu
machen. Es entstanden aber auch vollständige
Neu anlagen wieBrestenberg und Schloss
Schöftland. Diese Um- und Neubeuten, bei
welchen oft grosse Mittel zur Verfügung
standen, übten auf die gleichzeitige städtische
Bauweise einen starken Einfluss aus. Wenn
wir uns nun fragen, welchem grösseren Gebiet
lassen sich diese Bauten des 16. und
17. Jahrhunderts am ehesten zuteilen, so
kommen wir auf die Nordostschweiz und
Süddeutschland. Eine direkte Beeinflussung
von Italien in dem Sinne wie etwa beim
Ritterschen Palast in Luzern kann nicht
konstatiert werden. Von französischem Einfluss
darf vielleicht bei dem Portal am Stift
in Zofingen aus dem Jahr 1595 gesprochen
werden.

Das wurde im 18. Jahrhundert auf einmal
anders; nicht allmählich wie die Renaissance
im 16. Jahrhundert, sondern als
fertig durchgearbeitetes Bausystem dringen
von Westen her über Bern die französischen
Bauformen ein und verdrängen in kurzer
Zeit diese originellen Bauten, die, wie zum
Beispiel das Weibezahlhaus in Aarau, Motive
von Spätgotik bis zum deutschen Barock
aufweisen. Dieser Übergang lässt sich am
besten im ehemals bernischen Aargau erkennen
. Der Stadt Zofingen hat das 18.

IX


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