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Jahrhundert geradezu seinen Stempel aufgedrückt
; in Lenzburg entstand um diese
Zeit die Aavorstadt und auch Aarau und
Brugg weisen gute Beispiele dieser Periode
auf. Einzelne Familien dieser Städte kamen
zu einem gewissen Wohlstand, der in schönen
Stadthäusern und Landsitzen zum Ausdruck
gebracht wurde. Im Freiamt und in
der Grafschaft Baden trat die höhere Geistlichkeit
als Bauherr auf. Die Äbte von Muri
und Wettingen bauten Landsitze und Rebhäuser
. Die Stadt Baden hat sich im 18.
Jahrhundert nicht stark entwickelt, da 1712
die Tagsatzung nach Frauenfeld verlegt
wurde. Am Rhein zeigt Kaiserstuhl zwei
schöne Herrensitze. Laufenburg und Rhein-
felden haben infolge der verschiedenen Belagerungen
nicht viele Objekte dieser Periode
aufzuweisen. Die Bauten am Rhein zeigen
stark den süddeutschen Einfluss.
In der Geschichte des Bürgerhauses
dürfen wir die Entwicklung von Handel
und Industrie nicht vollständig übergehen.
Der Aargau war bis anfangs vom 18. Jahrhundert
ein Kanton, in dem Landwirtschaft
und Kleingewerbe vorherrschten. Die Anfänge
der Industrie sind zum grossen Teil
auf Einwanderung aus anderen Teilen der
Schweiz und dem Ausland zurück zu führen.
Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes
kamen Hugenotten auch in den Aargau;
ferner findet eine Einwanderung aus Süddeutschland
statt. Die ersten Industriezweige
, die Fuss fassten, waren Bleicherei,
Baumwollspinnerei, Weberei, Färberei und
Druckerei, Bandweberei, Tabakfabrikation
und Strohflechterei. Nicht alle von diesen
Neugründungen hatten Erfolg. Eine Anzahl
dieser Fabrikherren kam aber zu einem
schönen Wohlstand, den wir an ihren Wohnhäusern
heute noch erkennen. In Lenzburg
und den umliegenden Dörfern finden wir
die meisten dieser Anlagen. Die baulich
interessanteste Industrie-Siedlung ist Wildegg
, wo der in Helvetik und Mediation
bekannte Politiker J. Rud. Dolder von
Meilen eine Färberei und Stoffdruckerei
gründete, die später von Laue' erweitert
wurde.
Eine bis in das Mittelalter zurückgehende
Einrichtung ist die Zurzacher-Messe. Sie
hat die Entwicklung eines besonderen Bauobjektes
, des sogenannten Messhauses zur
Folge, das als Bautypus auf Zurzach beschränkt
ist.
Bei der Gründung des Kantons Aargau
stehen wir baugeschichtlich in der Zeit des
Klassizismus. Die neue Hauptstadt Aarau
brauchte Amtsgebäude und auch die private
Bautätigkeit war anfangs des 19. Jahrhunderts
eine lebhafte, wovon eine Reihe von
Bauten Zeugnis ablegen. Auch im Kanton
finden sich in den einzelnen Städten einfache
Beispiele dieser Periode und es ist
interessant zu verfolgen, wie selbst auf dem
Lande der Spätklassizismus oder Biedermeierstil
die Bauformen und Inneneinrichtung
und Möblierung beeinflusste.
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Türsturz in Schöftland.
In der Baugeschichte greifen wir auf
zwei verschiedene Quellen zurück, auf die
schriftliche Urkunde und auf die architektonische
Form. Die erstere gilt als die zuverlässigere
. Man hat die Jahreszahl der
Erbauung schwarz auf weiss, man kann den
Baurechnungen, Kaufbriefen, Hausarchiven
die Notizen entnehmen über Bauherr und
Baumeister, über Material und Baukosten,
über spätere Handänderungen, Renovationen
und sonst alles Wissenswerte. Im Aargau
sind aber keine Hausarchive vorhanden,
einzig von Regierungsgebäude in Aarau
existiert ein dicker Band von Akten. Von
den vielen alten Kaufbriefen mit schönen
Siegeln, die im Text des Bandes St. Gallen
erwähnt werden, haben wir bei unserer Aufnahmetätigkeit
im Aargau einen einzigen
gesehen im Schlössli in Bremgarten. Als
Übergang von der Urkunde zur Bauform
haben wir an Bauten selbst angebrachte
Jahreszahlen, Wappen, welche uns die Besitzer
bestimmen lassen, und Steinmetzzeichen
, die in manchen Fällen Auskunft
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