Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/13
Das Bürgerhaus in der Schweiz (13. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Aargau
Zürich, 1924
Seite: XVIII
(PDF, 27 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_13_1924/0020
Die eine Seite zeigte die Belagerung einer
antiken Stadt vermittelst Kanonen (!). Während
von jenem Bau nichts mehr erhalten
ist, steht noch die am Rathaus rechtwinklig
angebaute Behausung des Kleinweibels aus
gleicher Zeit. Das reichverzierte Riegelwerk
dürfte eine Arbeit des Michael Erb
sein (Tafel 3, Fig. 3).

Ein Vergleich mit der in Zofingen zu
jener Zeit gepflogenen Formensprache des
Steinwerks weist auf den starken Unterschied
hin, der zwischen dem in den Handwerksüberlieferungen
befangenen, allerdings
etwas älteren Vertreter des Steinwerks, An-
thoni Stab, mit seinen gotisierenden Motiven
gegenüber seinem Kollegen vom Holz, bestand
. Darum sind die Denkmäler der Renaissance
in Zofingen fast ausschliesslich in
Holz vorhanden, kirchliche Stücke ausgenommen
, für die offenbar die Risse bernischer
Meister zu Grunde lagen.

Im Rathaushof stand seit alters ein Brunnen
, welcher verschiedene Male neue Fassungen
erhielt; zuletzt 1718 unter dem Bauherrn
Ächler. Der heute noch vorhandene
Trog scheint schon damals als Fischkasten
gedacht gewesen zu sein. Gegen Ende des
18. Jahrhunderts erwachte der Wunsch, dem
Rathaus ein zeitgemässes Äussere zu geben.
Rat und Burger beschlossen 1791 in zwei
Jahren diesen Umbau zu beginnen. Beim
Abbruch erwies sich das Balkenwerk als
schadhaft, so dass schliesslich ein Neubau entstand
, der bis 1795 dauerte. Bauleiter war
der Architekt Niki. Eman. Ringier, (1744
bis 1815). Die beinahe symmetrische Hauptfassade
hat durch die geschwungenen Formen
des Turms und das stark vorragende
Mansardendach die Härte eines antikisierenden
Bauwerks aus der Zopfzeit verloren.
Damit passte sich das Ganze trotz seiner
monumentalen Wirkung ins Stadtbild, dem
diese vorspringenden Dächer das Gepräge
geben. Einzig die spärliche Formensprache
am Turm kennzeichnet nach aussen die
Zeit der Entstehung. Um so ausgeprägter
verrät sie sich im Innern. Hier herrscht das
Weiss der Stukkaturen und das Dunkelbraun
des Holzwerkes vor. Die Säle und das Vestibüle
haben ornamentalen Schmuck erhalten.
Die Stukkaturen verfertigte der Gipsmeister
Franz Georg Rust von Solothurn, indessen
die gestochene Holzarbeit der Türen den

Zofingern Johannes Lang, dem j ungern und
Rud. Müller übertragen wurde. Diese lieferten
denn auch meisterliche Arbeit. Leider
sind die alten Öfen, welche violette Zeichnungen
auf weissem Grunde aufwiesen,
nicht mehr vorhanden. Eine bauliche Veränderung
fand statt, als später der obere
Saal durch Einbeziehung des dortigen Vesti-
bules vergrössert wurde.

Das Waisenhaus

(früher zum „niederen Engel").
(Tafel 5.)

Wenige vormals private Häuser Zofingens
gestatten einen Einblick in die Baugeschichte
, wie das Haus „zum niederen Engel", das
jetzige Waisenhaus. Während das Äussere
wenig Bemerkenswertes aufweist, enthält es
im Innern Erinnerungen vergangner Wohnkunst
. Peter Keiser besass den Engel um
1440. Einst waren es zwei Häuser gewesen.
Unter Hans Abegg wurde in der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts ein Neubau
unternommen. Von ihm erbte das Haus
Conrad Abegg. Die Schilder, welche den
Ecksaal des ersten Stockes zieren, gemahnen
an die Zeit um 1500. Später, 1567,
gehörte das Haus dem Seckelmeister und
nachmaligem Schultheissen Hans Zehnder
d. ä. einem reichen Kaufmann. Es gelangte
dann in den Besitz seines Schwiegersohns,
des Junkers Urs Wallier, der 1581 sich in
Zofingen niederliess und 1587 einbürgerte.
In seine Zeit dürfte die grau-weisse Wand-
bemalung im zweiten Stock zu datieren sein.
Dass man in seiner Familie Sinn für Kunst
besass, beweist sein Denkmal in der Zofinger
Pfarrkirche. Im Alter von erst fünfund-
dreissig Jahren erfolgte sein Tod durch
einen Sturz aus dem Fenster. Das Haus
zum niederen Engel gelangte dann an die
Zehnder zurück. Später kam es in den Besitz
des Seckelmeisters David Steineggers
(1683-1764), von dem es sein Sohn Samuel,
(1726-1814), der Predikant zu Diesbach bei
Büren ererbte. Die feine Stuckdecke im
dritten Stock, im Stile der Rdgence, dürfte
in die Zeit des Seckelmeisters Steinegger
zurückgehen. 1779 verkaufte Samuel Steinegger
das Haus um 6000 Gulden an die
Stadt, welche darin ihre neugegründete
Waisenanstalt unterbrachte.

XVIII


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