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Alter Bürgerspital.
(Tafel 6.)
Zu den ursprünglichsten Baulichkeiten
Zofingens gehört der Spital. Es wurde die
Vermutung ausgesprochen, dass die ältesten
aus karolingischer Zeit stammenden Teile
der spätem Krypta einst, als sie noch oberirdisch
waren, Spitalräumlichkeiten gewesen
sein könnten. Der Spital, dessen Siegel aus
froburgischer Zeit, also spätestens der Mitte
des 13. Jahrhunderts herrührend, noch vorhanden
sind, ist seit 1338 urkundlich als
„in unserm Kilchhof Zowingen gelegen"
bezeugt. 1465/66 fand' ein Neubau statt, —
das heute noch vorhandene, durch dieBogen-
stellung im oberen Erdgeschoss gekennzeichnete
Gebäude. Werkmeister war Heini
Müller. Meister Hans erstellte das Mauerwerk
, Caspar das Holzwerk. Nach der Reformation
wurde das angrenzende Klösterchen
der Clarissinnen zum Spital geschlagen,
letzteres Gebäude indessen vor sechzig Jahren
abgebrochen.
St. Urbanshof.
(Tafel 6.)
Das Kloster St. Urban zählte unter seinen
Gönnern schon bei der Gründung verschiedene
Familien von Zofingen. Die Beziehungen
waren stets rege. 1227 erwarb das Kloster
ein Haus in Zofingen. 1263 erhielt es jenes
des Chorherrn Rudolf von Wile daselbst.
Offenbar lag dem Kloster daran, an Zofingen
einen Schutz zu finden. Je und je wurde das
bestehende Burgerrecht in dieser Stadt erneuert
. 1265 verlieh der Graf Hartmann von
Froburg den Mönchen einen Hof an der
Ringmauer, mitten in der Stadt, mit dem
Gedinge, ein Haus darauf zu bauen und zu
unterhalten. Dieses steinerne Gebäude wurde
1268 gefreit. Es bildet den Grundstock des
jetzigen St. Urbanshofes. Der einspringende
Winkel gegen die beiden Gassen umschloss
zwei Seiten eines offenen Hofes. Zahlreiche
Funde bezeugen die ergiebige Verwendung
von sogenannten St. Urbansbacksteinen als
Fenster- und Türeinfassungen. Später 1626,
gelangte der erwähnte Hof zur Überbauung.
Ein Treppenturm vermittelte den Verkehr
in die verschiedenen Stockwerke. Ein gewaltiges
Dach spannt sich über den ganzen
Baublock. In östlicher Richtung schloss sich
ein Kornhaus an, denn der St. Urbanshof
war die Annahmestelle für die reichlichen
Gefälle, welche aus der ganzen Gegend dem
Kloster zuflössen. Neuere Umbauten haben
den baulichen Charakter des sogenannten
„Münchenhofes" stark beeinträchtigt.
Stadtkanzlei.
(Tafel 6.)
Um 1807 erwarb die Stadt von Heinrich
Imhoof das Gebäude der heutigen Stadtkanzlei
und weihte es 1810 als Schulhaus
ein. Diesem Zwecke diente es eine Anzahl
von Jahren, bis die Schule geeignetere
Unterkunft fand. Das Haus, welches in der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut
worden ist, verdient Beachtung desshalb,
weil in seiner Steinarchitektur der alte
Ständerbau des Holzhauses sich wiederspiegelt
. Mit seiner behaglich breiten Front,
die von einem grossen Giebel überdeckt ist,
bildet es einen glücklichen Abschluss des
alten Marktplatzes. Die beiden Haustüren
von gedrückten Verhältnissen sind mit
gutem, altem Gitterwerk verziert.
Der schwarze Möhren.
(Tafel 6.)
Um 1598 erwarb Nikiaus Gränicher, des
jüngern Schultheissen Hans Sohn, von Caspar
Zimmerlin das Haus zum schwarzen Möhren
und liess es von Grund auf neu bauen. Die
Jahreszahl 1598 über einem Eckfenster im
ersten Stock erinnert daran. Werkmeister
ist aller Wahrscheinlichkeit nach Anthoni
Stab gewesen. Der schwarze Möhren war
eine viel besuchte Herberge für durchreisende
Kaufleute und diente als Unterkunft
für Warentransporte. Die dazu gehörenden
Scheunen und Stallungen sind
längst abgebrochen.
Haus Rathausgasse Nr. 159.
(Tafel 7.)
Das Haus Nr. 159 in der Rathausgasse
war vor der Reformation Eigentum des
Chorherrenstiftes Zofingen und beherbergte
die Sängerei (Lateinschule). Nach dem
Übergang an Bern wurde das Haus dem
ersten reformierten Geistlichen, Dr. Sebastian
Hofmeister, zur Wohnung angewiesen. Der
heutige Bau dürfte gegen Ende des 17. Jahr-
XIX
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