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Kirchgasse liegenden Teil gibt uns den
Beweis, dass ursprünglich zwei getrennte
Häuser vorhanden waren; der schmale Bau
gegen die Kirchgasse wurde vielleicht vor
dem Umbau von 1664 dazu gekauft.
Das Haus zeichnet sich aus durch einen
schönen Erker, den einzigen in dieser Form
im ganzen Aargau, ferner durch den Giebel
mit grosser Ausladung der Holzkonstruktion.
Der innere Ausbau muss, nach vorhandenen
Einzelteilen zu schliessen, ein gediegener
gewesen sein. Am besten war der I. Stock
ausgestattet und hier wieder das Eckzimmer
mit dem Erker. Erhalten waren in diesem
Raum bei der Aufnahme im Jahr 1918 die
Holzdecke, Täfelung und die Türen. Der
Boden, respektive das Gebälk dieses Raumes
hatte sich im Laufe der Jahrhunderte einseitig
so gesenkt, dass die Höhendifferenz
von der Fenster- zur Türwand 20 cm betrug.
Der oben angeführte Ofen befand sich in
einem Zimmer gegen die Kirchgasse; er
wurde 1918 für die historische Sammlung
erworben. Sein Schmuck besteht in bunten
Darstellungen aus der Bibel und der griechischen
Sage. Das III. Stockwerk enthält
einen durchgehenden Saal mit Kassettendecke
und Spuren von Wandmalereien-, im
Weibezahlhaus, Allianzwappen Egglin-Meier.
19. Jahrhundert wurde dieser Raum in drei
Zimmer abgeteilt. Ferner baute man die
Läden im Erdgeschoss gegen die Rathausgasse
um. Bis 1918 wurde die von der Familie
Egglin gegründete Apotheke weitergeführt
. Nach dem Tode des letzten Inhabers
namens L. Weibezahl erwarb die
Firma Gebr. Hess das Haus, um es für
ihre Geschäftszwecke vollständig umbauen
zu lassen.
Lit.: W. Merz, Wappenbuch von Aarau.
Saxerhaus.
(Tafel 26 und 27.)
Dieses steht in der vorderen Vorstadt bei
der Abzweigung der Strasse nach Schönen-
werd. An dieser Stelle befand sich der 1364
erwähnte Spital mit Kapelle des hl. Nikolaus
. Der jetzige Bau stammt aus dem Ende
des 17. Jahrhunderts. An den Bügen des
Giebels ist die Jahreszahl 1693 und das
Saxerwappen angebracht. Das Haus ist im
Besitz dieser Familie geblieben und zurzeit
ist Frl. L. Saxer Eigentümerin. Im Erdgeschoss
fällt der kreuzförmige Gang auf
mit zwei Haustüren gegen die Strasse und
einer Hoftüre. Im I. Stock ist die ursprüngliche
Möblierung aus dem 17. und 18. Jahrhundert
noch teilweise erhalten.
Lit.: W. Merz, Wappenbuch von Aarau.
Zunftstube an der Pelzgasse.
(Tafel 28 und 29.)
Der Bau wird um die Jahrhundertwende
von 1700 entstanden sein. Auf den Stadtprospekten
von Fisch ist er nicht zu sehen.
Das Haus fällt gegenüber andern durch
seine Höhe und das Mansardendach mit
Dachreiter auf. In bezug auf die Steinhauerarbeit
zeigt das Wülserhaus beim Ochsen
und das Hemmelerhaus an der hinteren
Vorstadt die gleichen Profile. Am Äussern
ist die Haustüre bemerkenswert, im Innern
Schreinerarbeiten und Stukkaturen. Letztere
sind erst später angebracht worden; an
einer Decke im zweiten Stock sind zwei
etwas schwerfällig modellierte Figuren, den
Krieg und den Frieden darstellend, angebracht
. Das gleiche Motiv behandelt das
Mittelbild dieser Decke mit Mars und Venu s
Eine beigesetzte Inschrift lautet: „Fried
vermehret und ernähret, Krieg verheeret
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