Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/13
Das Bürgerhaus in der Schweiz (13. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Aargau
Zürich, 1924
Seite: XXXI
(PDF, 27 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_13_1924/0033
Lenzburg.

Die Stadt entstand im Schutze der älteren
Burg; diese gehört zu den bedeutensten Anlagen
nicht nur im Aargau, sondern auch
in der Schweiz. Im Jahr 1040 wird die Burg
erstmals erwähnt als Besitztum der Grafen
Bero, den Stiftern von Beromünster. Die
Anwesenheit von Kaiser Barbarossa auf der
Lenzburg ist urkundlich nachgewiesen. Später
ging das Schloss über an ein Geschlecht,
das sich nach seinem neuen Besitztum als
Grafen von Lenzburg bezeichnete. Die darauf
folgenden Kyburger erteilten der An-
siedlung am Fusse des Schlossberges das
Marktrecht, und 1306 erhielt Lenzburg von
Herzog Friedrich von Österreich das Stadtrecht
, welches nach dem Vorbild desjenigen
von Brugg abgefasst ist. Aus dem Jahr 1333
ist das erste Stadtsiegel erhalten. Beim Einfall
der Gugler wurde Lenzburg im Jahre
1375 auf Befehl Österreichs geschleift, damit
die Feinde nichts zum plündern fanden.
Nachher erfolgte ein sofortiger Neuaufbau.
1491 wurde die Stadt durch einen Brand
fast vollständig zerstört. Beim Wiederaufbau
legte man Wert auf grössere Feuersicherheit
. Bern übernahm die Hälfte der
Kosten für Ziegeldeckung.

Die erste Stadtansicht mit Burg vom
Stumpf stammt aus dem Jahr 1548; eine
viel ältere Ansicht der Burg allein stellt
wahrscheinlich das Siegel der Grafen von
Lenzburg dar. Die Stumpfsche Ansicht
zeigt bereits einen Brunnen an der Rathausgasse
; dieser musste 1572 dem Klausbrunnen
weichen, (Jahreszahl am Sockel der Figur).
Dieser Brunnen wurde 1712 renoviert, nach
einer Bezeichnung am Eisenband um den
Trog. Heute steht der Klausbrunnen ausserhalb
der Altstadt am Anfang der Platanenallee
am Graben. Von Joseph Plepp besitzen
wir einen Stadtplan und eine Ansicht aus
dem Jahr 1624. Dieser Lenzburger Stadtplan
gehört zu den ersten, die im Aargau
aufgenommen wurden; die dazu gehörige
Ansicht, Stadtperspektive bezeichnet, wurde
isometrisch über dem Plan konstruiert.

Auf Verlangen von Bern wurden im 17.
Jahrhundert die Stadtbefestigungen erneuert
und verbessert. Die Wehrbauten von damals

waren aber keine hässlichen Nutzbauten, sie
trugen im Gegenteil wesentlich zur Stadtverschönerung
bei, und besonders das 1841
abgebrochene untere Tor war eine bemerkenswerte
Anlage, in den Formen ähnlich
dem Rathausturm mit Volutengiebeln und
reichen Wasserspeiern. Heute sind die Tore
verschwunden. Der enge Mauergürtel war
der Stadtentwicklung schon im 16. Jahrhundert
hinderlich; trotzdem verbot der Rat
1598 das Bauen ausserhalb der Stadtmauer
und Bern genehmigte die Verfügung; das
Verbot wurde 1607 erneuert. Es sind allerdings
um diese Zeit auch Bauten ausserhalb
der Mauer nachgewiesen; schon im
Jahre 1504 bestimmte Bern in einem Streitfall
, dass die an der Aa wohnenden Leute
als Bürger von Lenzburg zu betrachten seien.
Die bewegten Zeiten im 17. Jahrhundert,
der 30 jährige Krieg, wo in dem nahen,
damals österreichischen Fricktal gekämpft
wurde, der Bauern- und der erste Villmer-
gerkrieg, in welchen entscheidende Gefechte
in der Nähe von Lenzburg stattfanden, mögen
das Bauen vor der Stadtmauer nicht ratsam
erscheinen lassen. Später war die Entwicklung
ausserhalb der Altstadt nicht mehr
durch Ratsbeschlüsse zurück zu halten. Vorerst
müssen wir aber noch den wichtigsten
Bau im Stadtkern, das neue Rathaus erwähnen
dessen Bauperiode das ganze letzte Viertel
des 17. Jahrhunderts umfasst. Der Planverfasser
lässt sich aus den in den Baurechnungen
und Verträgen genannten Namen
nicht bestimmen. Vielleicht ist es der
Stadtbaumeister C. Baumann, von dem im
Gewerbemuseum Aarau eine Kabinettscheibe
mit folgender Inschrift erhalten ist: „Hr.
Conradt Bauman des Raths und Bauwmeister
der Statt Lentzburg 1684." Auf dem Glasgemälde
ist als Hauptbild die Zerstörung
Jerichos dargestellt. Für den Baubetrieb der
damaligen Zeit ist das kleine Oberbild mit
der Erbauung einer Stadt von Interesse.
Die Maurer arbeiten mit grossen Spitzkellen,
wie sie bei uns nicht mehr üblich sind, dagegen
in Teilen von Deutschland. Eigentümlich
ist die Art, wie die Handlanger
Steine und Mörtel mit Hülfe von über die

XXXI


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