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Laubentür vom Anbau, Hofseite, und unter
dem Balkon. An der Vorderseite ist das
Alliauzwappen Effinger-Salis angebracht;
der Bauherr war mit Barbara von Salis-
Sog'lio vermählt. Der Balkon tritt hier zum
erstenmal als architektonisches Bauglied im
Aargau auf. Die Bildhauerarbeit dieser
Partie hat etwas vom Charakter gleichzeitiger
bündnerischer Werke. Vielleicht
ging die Anregung zur Ausführung dieses
Balkons von der Gemahlin des Bauherrn
aus. Der Wirtschaftsschild mit dem Bernerwappen
trägt die Jahreszahl 1786.
Haus Laue, jetzt Dr. Amsler.
(Tafel 65.)
Im Jahr 1782 kam Fabrikant Laue' von
Frankfurt a./M. nach Wildegg; er beteiligte
sich an dem Unternehmen von Dolder und
brachte dasselbe in die Höhe; zur Färberei
kam eine Stoffdruckerei. Die Laue' wanderten
als Hugenotten nach Frankfurt aus und
kamen von dort nach Wildegg. Sie müssen
sich bald eingebürgert haben, denn 1804
wird Lauö Mitglied des aargauischen „Com-
mercienrates".
Das Gebäude hat den Charakter eines
Herrenhauses, trotzdem die Aussenarchitek-
tur einfach ist. Der zweigeschossige Bau ist
mit einem Mansarden dach abgeschlossen.
Zu beiden Seiten des Hauses sind freistehnde
Eckpavillons angeordnet. Die Strassenseite
hat durch das Höherlegen der Landstrasse
etwas von der Wirkung eingebüsst; die
Rückseite gibt uns noch das ursprüngliche
Bild. Das Haus war anfangs für eine Familie
bestimmt. Die jetzige Küche im Erd-
geschoss war früher Leutestube, das heisst
Aufenthaltsraum des Dienstpersonals. Im
Erdgeschoss ist ein grosser Raum später
geteilt worden, der Saal im ersten Stock ist
dagegen noch intakt. Einzelne Räume zeigen
eine schöne Austattung an Täfelungen, Öfen,
Stukkaturen etc. Eigentümlich sind die Bettnischen
im I. Stock. Auch die Aussparung
der Aborte innerhalb der starken Aussen-
mauern ist eigenartig.
Die Besitzung ging später an die Familie
Amsler über, zurzeit ist Dr. G. Amsler Eigentümer
. Im Hause werden eine grosse Zahl
von Werken und Auszeichnungen des bekannten
Kupferstechers Amsler, Professor
an der Akademie in München, aufbewahrt.
Dr. Amsler selbst wohnt in einem Haus,
das direkt am Abhang vom Schloss liegt.
Dieses Objekt ist im Band nicht durch Aufnahmen
vertreten, es gehört aber auch zu
dieser Gruppe. Ein Treppenanfänger im
Innern bezeugt uns, dass ein reicher Ausbau
geplant war, aber eine Krisis in der Industrie
verhinderte die guten Absichten. Das
Haus wurde 1817 von Bezirksarzt Amsler,
dem Grossvater des jetzigen Besitzers, erworben
.
Es birgt eine sehenswerte Sammlung von
Gemälden und alten Möbeln.
Literatur: F. X. Bronner, der Kanton Aargau.
H. Lehmann, die Burg Wildegg.
Haus Rilliet-Laue.
(Tafel 66.)
Erbauer ist Joh. Rudolf Dolder (1753-1807)
von Meilen am Zürichsee. Dieser gründete
in Wildegg eine Baumwollfärberei. Zur Zeit
der Helvetik und Mediation spielte Dolder
eine grosse politische Rolle; 1798 wurde er
Mitglied des helvetischen Senates, 1803 aargauischer
Regierungsrat und Landammann.
Das Wohnhaus liegt an der Strasse nach
Möriken an einem Abhang gegen die Bünz.
Der Garten um das Gebäude ist regelmässig
angelegt in verschiedenen Terrassen gegen
das Flüsschen; in der Richtung nach Möriken
schliesst sich ein Park an im Stil der englischen
Anlagen. Das Gebäude selbst ist von
bescheidenen Dimensionen; es ist insofern
bemerkenswert, dass sich neben dem Hauptbau
und mit diesem durch einen schmalen
Flügel verbunden, ein kleines Nebengebäude
mit eigener Küche befindet. Die Architektur
ist äusserst einfach; die gute Wirkung des
Baues beruht auf den Proportionen und der
Harmonie mit der Gartenanlage. An Details
sind zu erwähnen: das grosse Gartenportal,
das Treppengeländer und einige Stuckarbeiten
. Als Zeit der Erbauung werden
die Jahre zwischen 1775-80 angegeben; den
Formen nach könnte man auf etwas später
schliessen. Die Besitzung ging später an die
Familie Laud über und heute ist Ingenieur
Rilliet-Laue' der Eigentümer.
xxxvm
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