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Seite gegen den Abhang durch einen störenden
Eisenbalkon verdorben worden. Ein
weiterer Teil dieses umfangreichen Verwaltungsgebäudes
liegt jenseits der Strasse
und ist im obersten Stockwerk mit dem
vorderen Teil durch eine Brücke verbunden
. Eines der Portale dieses Teils trägt die
Jahrzahl 1560, die Verbindungsbrücke 1585.
Von einem organischen Grundriss kann
innerhalb dieser Gruppe von 5 Häusern
nicht die Rede sein; die neu dazu gekauften
Häuser wurden jedesmal so gut es ging
mit den bereits in Stadtbesitz befindlichen
verbunden. Im Innern ist natürlich der Tagsatzungssaal
der bedeutenste Raum. Hier
wurde der Friede von Baden am 7. September
1714 unterzeichnet. Von der Innenarchitektur
ist die Decke und die Fenstersäule mit der
Jahreszahl 1495 ursprünglicher Bestand, das
andere, Täfelung, Möblierung und Wappenscheiben
sind bei der von Architekt Alb.
Fröhlich geleiteten Renovation neu hinzugekommen
. Im rückwärtigen Bau sind einige
Öfen und das Treppengeländer bemerkenswert
. Nach alten Stadtbildern von Stumpf
und Merian besass das Rathaus früher einen
hohen Dachreiter, während jetzt nur noch
eine aus zwei Ständern und einer Querverbindung
bestehende Konstruktion auf dem
First aufsitzt.
Literatur: B. Fricker, Geschichte von Baden.
Landvogteischloss.
(Tafeln 92 und 93.)
Das Landvogteischloss fällt als Burgbau
ausserhalb den Rahmen dieses Werkes. Das
Schloss wurde aber in nachmittelalterlicher
Zeit bewohnt und verschiedene Male renoviert
, so dass es einzelne Bauteile zeigt, die
für die bürgerliche Architektur von Interesse
sind. Bemerkenswert sind die Fassadenmalereien
, von denen die ältesten aus dem
Jahr 1492 stammen; eine zweite nicht
datierte Folge gehört der Formgebung
nach dem 17. Jahrhundert an und eine
dritte Bemalung wurde im Jahr 1704 ausgeführt
, von der aber nur Spuren erkennbar
sind. Anfangs dieses Jahrhunderts wurden
die ältesten Malereien, die Wappen der
alten Orte renoviert, da sich diese am besten
erhalten hatten. Das schöne Renaissance-
Portal aus dem Jahr 1580, in Sandstein
ausgeführt, verwittert immer mehr. Die Aufnahme
des Portals in diesem Band stammt
von dem verstorbnen Architekt 0. Dorer.
Im Innern des Schlosses finden sich 2 bemerkenswerte
Öfen, einer von Rusterholz
und einer von Küchler im sogenannten
Dorersaal; der letztere befand sich ursprünglich
im Gesellenhaus in der Stadt.
Lit.: W. Merz, Burganlagen und Wehrbauten.
Paradies.
(Tafeln 93 und 94.)
Das Haus war Eigentum der Familie
Schnorf, einer der bedeutensten von Baden,
aus der mehrere Schultheissen hervorgegangen
sind. Nach einer an der Hauptfassade
angebrachten Tafel wurde das Haus 1756
renoviert. Es hat sich dabei offenbar um eine
Änderung an den Fassaden gehandelt; der
alte Bau mit Gruppenfenstern sollte der
neuen Bauweise mit durchgehenden Fensterachsen
angepasst werden. Im Innern finden
sich noch drei Räume, die im Sinne des
17. Jahrhunderts ausgebaut und also älter
als die renovierte Fassade sind. Die beiden
Eckzimmer im I. Stock besitzen in der
Hauptsache noch die reichen Kassetten-
deoken, eine mit schönen Zapfen in der
Mitte der Felder. Ein Eckzimmer im II.
Stock ist noch fast ganz im ursprünglichen
Zustande mit Täfelung, eingebautem Büffet,
Kassettendecke, alles mit Schnitzereien und
Intarsien. Einzig der Ofen fehlt; nach Angabe
war es ein Pfauofen mit den Wappen
der Stadt Baden und der Familie Schnorf.
Die Haustüre an der Seitenfassade ist neu;
früher war der Eingang an der Hauptfassade.
Während der Tagsatzung hielten sich
die fremden Gesandten in Baden auf. Der
spanische Botschafter pflegte im Paradies
abzusteigen. Im Jahr 1714, bei den Fl iedensverhandlungen
zum Abschluss des spanischen
Erbfolgekriegs, wohnte der zweite
französische Bevollmächtigte, Graf von
St. Contest, im Paradies.
Lit.: Barth. Fricker, Geschichte von Baden.
Bernerhaus jetzt Postfiliale.
(Tafel 95.)
Die Berner Regierung kaufte im 17. Jahrhundert
in Baden ein Haus und Hess an
dessen Stelle einen Neubau errichten als
Absteigequartier für ihren Abgeordneten an
der Tagsatzung. Das Portal zeigt neben dem
XLVI
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