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Zurzach, Malerei "einer Holzdecke.
Zurzach.
Bei Zurzach führte während der Herrschaft
der Römer eine Brücke über den
Rhein. Im Mittelalter wird Zurzach sehr
früh genannt, erstmals zirka um das Jahr
700, dann 830. Das während der Regierung
der Karolinger gegründete Benediktinerkloster
wurde 1279 in ein Chorherrenstift
umgewandelt. Zurzach gehörte wie Kaiserstuhl
zu den bischöflich konstanzischen Ämtern
; die hohe Gerichtsbarkeit ging 1415 mit
der Grafschaft Baden an die Eidgenossen
über. Neben dem Chorherrenstift haben die
berühmten Messen am meisten zur Entwicklung
von Zurzach beigetragen. Diese
lassen sich im Mittelalter nachweisen und
waren 1415 beim Übergang von Zurzach
an die Eidgenossenschaft stark besucht. Von
dieser Zeit an kommen die Messverhältnisse
an den Tagsatzungen zur Sprache. Der Obervogt
von Baden war während der Messe in
Zurzach anwesend, um bei den oft vorkommenden
Streitigkeiten Marktgericht zu
halten. Der Vogt muss mit grossem Gefolge
nach Zurzach geritten sein und dort flott
gelebt haben, was unter verschiedenen Malen
von der Tagsatzung gerügt wurde, der hohen
Kosten wegen, die dafür verrechnet wurden.
Da das Chorherrenstift während der Messe
Lokale vermietet und Gäste beherbergt, so
kam es oft zu Streitigkeiten zwischen Bürgerschaft
und Stift. Im Kloster St. Georgen zu
Stein a. Rh. ist eine Darstellung der Zur-
zacher-Messe aus dem 16. Jahrhundert erhalten
. Die Messen wurden bis in die Mitte
des 19. Jahrhunderts stark besucht; die
Eisenbahnen lenkten dann den Handel nach
andern Punkten und als 1860 die Ledermesse
von Zurzach nach Zürich verlegt wurde
konnte sich die Jahrhunderte alte Einrichtung
nicht mehr halten. Huber schreibt
in seiner Geschichte von Zurzach: „Merkwürdigerweise
haben die fabelhaft einträglichen
Messen keinerlei Spuren des Wohlstandes
zurückgelassen." Zurzach war immer
offener Ort; ein fester Turm, der erwähnt
wird, war als Gefängnis erbaut worden.
Trotz dem lebhaften Handelsverkehr besass
Zurzach im Mittelalter und bis in die neueste
Zeit keine Brücke, sondern nur eine Fähre.
Die Zufahrt zu derselben mit Häusern und
Wirtschaften zu beiden Seiten ist heute noch
zu sehen etwas unterhalb der neuen Brücke.
Die Messen fanden jedes Jahr zweimal statt,
um Pfingsten und im Herbst. In allen Häusern
wurden Messbesucher beherbergt und
es durfte an diese Wein ausgeschenkt werden
. Die Häuser haben alle Namen, wie
dies im Aargau in Baden noch vorkommt,
sonst aber wenig üblich war. Diese Namen
gaben Anlass zu originellen bildlichen Darstellungen
an der Fassade. Laut einem Verzeichnis
des Stifts aus dem Jahr 1767 wurden
während Messe folgende Lokale vermietet:
47 Läden und Gewölbe, 84 Krämerhütten,
3 Stände, 2 Kammern und 1 Magazin. Der
Sigrist durfte sogar auf dem Friedhof 12
Hütten aufstellen. Dazu kamen die von den
Bürgern zu vermietenden Lokale.
Wir finden bei den Messhäusern eine
Grundrissanlage wie sie im Aargau sonst
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