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Kaiserstuhl, Wappentafel am Gasthof zur Krone.
Kaiserstuhl.
Der Name taucht in der Geschichte zuerst
auf als der eines ritterlichen Geschlechtes,
das an Turnieren teilnimmt. So treffen wir
einen Konrad von Kaiserstuhl auf dem
Turnier in Rothenburg o./T. im Jahr 942.
Die Burg dieses Geschlechts befand sich
wahrscheinlich beim obern Turm. Die Stadt
wird viel später, erst im Jahr 1243 genannt.
1294 verkaufte Lüthold von Regensberg
Kaiserstuhl dem Bistum Konstanz, bei dem
es bis 1798 bleibt. Die Bischöfe von Konstanz
erwarben um diese Zeit zu beiden Seiten
des Rheins ein abgeschlossenes Gebiet, zu
dem auch Zurzach und Klingnau gehörten.
Diese Ämter wurden von zwei Obervögten
verwaltet, von denen der eine den Amtssitz
in Klingnau, der andere auf Schloss Röteln
gegenüber Kaiserstuhl hatte. Der Bischof
von Konstanz besass aber hier nur die
niedere Gerichtsbarkeit; der Blutbann und
die andern landesherrlichen Rechte standen
den Habsburgern zu und gingen 1415 mit
der Grafschaft Baden an die Eidgenossen
über. Kaiserstuhl besass ein Stadtrecht nach
dem Vorbild desjenigen von Baden, ausserdem
hatten ihm verschiedene Bischöfe von
Konstanz Rechte und Freiheiten verliehen.
Bei solch verwickelten Rechts- und Besitzverhältnissen
musste es zu Streitigkeiten
kommen, die aber meist auf gütlichem
Wege erledigt wurden. Eine Reihe im
Laufe der Jahrhunderte entstandene Verträge
regeln die Beziehungen zwischen Stadt
und Bischof und zwischen letzterem und
den Eidgenossen.
Kaiserstuhl ist eine unter dem Schutz
der Burg entstandene Brückenstadt, die annähernd
die Grundform eines Dreiecks bildet
. Das erste Stadtbild von Stumpf stammt
aus dem Jahr 1548; Kaiserstuhl hat sich
seither wenig vergrössert, wenn auch innerhalb
der Stadtmauern vieles verändert wurde.
Die Zufahrtsstrasse zur Brücke, die zugleich
Hauptstrasse des Ortes bildet, ist ausserordentlich
steil; quer dazu geht längs dem
Fluss die Rheingasse, in welche die im 19.
Jahrhundert gebaute Strasse mit geringerer
Steigung einmündet. An diesen beiden Strassen
und um die Kirche finden wir eine Reihe
bemerkenswerter Bauten vom 16. Jahrhundert
an. Aus Kaiserstuhl stammt die
Familie Escher, die 1320 erstmals genannt
wird, und welche 1385 in Zürich das Bürgerrecht
erwirbt. Ihr Stammhaus war an die
östliche Stadtmauer angelehnt. Unterhalb
Kaiserstuhl liegt am Rhein die Ruine
Schwarzwasserstelz, bekannt durch Gottfried
Kellers Novelle „Hadlaub" ; die Grundgedanken
für die Erzählung von den gerechten
Kammachern soll der Dichter aus
Kaiserstuhl selbst haben.
Den altertümlichen Charakter hat die
Stadt bis heute bewahrt; leider zerstörte
1861 ein Brand das alte Schulhaus und 10
weitere Häuser an der hintern Rheingasse
.
LH
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