Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_14_1924/0032
Die Herrschaft.

Mayenfeld. \ TON der gleichen Lebensader wurde
V Mayenfeld genährt wie Chur, in dem
gleichen schicksalgesättigten Tal desgleichen
Flusses ist die Curia wie das Städtchen an der
Luzienstieg angesiedelt. Die eine entwickelte
sich zum Zentrum des rätischen Freistaates,
die andere aber blieb ein kleines Landstädtchen
, das dem Venetianer Andrea de
Franceschi, dem Sekretär einer Gesandtschaft
, im Jahre 1492 „recht öde" vorkam
und das ein bayrischer Ritter in seinem Tagebuch
(15G9) hochmütig sogar ein „unfletig
finster Städtlein" hiess. Man sieht, ein wie
empfindliches Gewächs ein solcher Stadt-
schössling ist und wie viele, oft unwägbare
Umstände zusammenwirken müssen, um aus
einem Keim ein ansehnliches Gemeinwesen
zu entwickeln.
Die Auch Mayenfeld kann seinen Stammtet
itgf"«^/-kaum auf die Römerzeit zurückführen, und
Verkehrswege. fce Bedingungen der Lage waren nicht die
schlechtesten. Dass nun das „Magia" der
Römer, das man heute mit Mayenfeld zu
identifizieren hat, nachdem es lange in
Schaan gesucht worden war, an der Zufahrtsstrasse
zur Septimerroute lag, diese
Gunst teilte es allerdings mit vielen anderen
Plätzen. Wichtiger aber war, dass in Magia
jene Strasse abzweigte, die teils zu Land,
teils über den Walen- und Zürichsee mit
den ungeschlachten Ruderriesen die Verbindung
nach Turicum (Zürich) und von
dort nach Vindonissa, dem militärischen
Kräftereservoir Helvetiens, herstellte. Ja der
gallische Zoll für diese auch vom Handel
belebte Militär- und Poststrasse wurde in
späterer römischer Zeit nicht mehr in Turicum
, sondern in der „Statio maiensis" erhoben
, Ursache genug, die Bedeutung dieses
Platzes zu heben. Hier nahm eine Fähre,
die auch in den späteren Jahrhunderten eine
bedeutungsvolle Rolle spielte, Ross und Tross
auf den breiten Rücken. Denn neben den
vier königlichen Schiffen kreuzte ein bischöfliches
kraft Privileg den Walensee, und die
Fracht, die es führte, waren besonders Pilger,
die es nach dem Segen Roms verlangte.
Den Rhein musste man hier überschreiten,
denn auf seinem linken Ufer lief kein Weg,
es sei denn der mühselige Aufstieg über
den Runkels von Ragaz nach Reichenau,
den man nur wählte, so man triftigen Grund
hatte, Chur zu umgehen. Das alles war viel,
aber nicht genug. Denn eines — und leider
das wichtigste — hatte Chur rein topographisch
voraus: da musste man Halt
machen, in Mayenfeld nicht. Dort begannen
die Beschwerden des Gebirges, die man
ohne Rast nicht unternahm, und wer herab
kam, war froh, hier die Glieder strecken zu
können. Was aber hinderte, in Mayenfeld
durchzufahren? Gewiss nicht die 166 Meter
der Luziensteig. Die Konkurrenz der Susten
war scharf und erbittert. Dicht aufeinander
sassen sie verdienstlüstern an der Strasse
wie Angler am Bach. Von Schaan aufwärts
folgten im Mittelalter auf etwa 38 Kilometer
vier Susten (Schulte). Die Rivalinnen waren
nicht gering zu achten: Rheineck hatte Bedeutung
wegen des Umschlages vom Schiff
auf den Wagen, bei Schaan lag für den
Bischof eine Fähre auf dem Strom, und
Zizers besonders wurde nie müde, Mayenfeld
offen und geheim das Recht auf ein
Kaufhaus überhaupt abzustreiten, da ihre
Suste älter war als die der Mayenfelder,
vielleicht sogar mit dem fränkischen Königshof
zusammenhing. Und die Bischofstadt
war zu nah. Wie sie im Ausgang des Mittelalters
immer mehr erstarkte, wie sie damals
die alte Rinde sprengte und einen neuen
weiteren Mauerring zog, davon war die Rede.
Der Erwähnung bedarf es kaum, dass sie
immer mehr den Zustrom der Kräfte auf
sich zu leiten wusste. Als nun gar noch um
1490 die sieben Orte, die einige Jahre zuvor
die Sarganser Herrschaft gekauft, auf der
linken Rheinseite sich durch einen Tiroler
Meister eine direkte Verbindung von Rheineck
zur Walenseeroute anlegten, da war der

XXX


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_14_1924/0032