Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/14
Das Bürgerhaus in der Schweiz (14. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Graubünden, 2. Teil: Nördliche Talschaften A
Zürich, 1924
Seite: XXXIX
(PDF, 25 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_14_1924/0041
liegen an der Front, und ein Gang, der rechtwinklig
zum First verläuft, trennt sie vom
Küchentrakt.

Das Haus „Zum Zwischen diesen schwerblütigen Bauten
gmnen Turm . un(^ frejeren A.rt von Salenegg oder des

Bothmar in der Mitte, in einer Linie etwa
mit dem Seewiser oder Flimser Schloss, liegt
das Brügger'sche Haus „Zum grünen Turm"
(Tafel 86—88). Dieser Charakter wird noch
deutlicher, wenn man sich den früheren Zustand
in Gedanken wieder herstellt. Denn
einerseits trat das Gedrungene und Starke
früher durch kleinere Fensterdimensionen
und das geringere Gefälle des Giebels eindrucksvoller
in Erscheinung, anderseits aber
war die Abspaltung der Masse in den Luftraum
vollkommener, da der Turm noch die
malerische grüne Haube trug, von der das
Haus seinen heiteren Namen trägt. Hier
verschied der sanfte Dichter Johann Gaudenz
von Salis. Man möchte ihn lieber in
dem träumerischen Bezirk des Bothmar
suchen. Und doch ist gerade die Mischung
von Ernst und Freiheit an diesem Haus
dem zuchtvollen Enkel kriegerischer Ahnen
angemessen, dem es in der Vorrede zu seinen
Gedichten „in jenen Tagen der Entscheidung
eines freien Mannes unwürdig" erschien,
„sich die gefahrlose Muße eines Harfners
oder Ministrais auch nur zu wünschen."
Täfer. Die Holzverkleidungen stammen in Malans
fast alle aus gleicher Zeit und von gleicher
Hand. Denn 1684 zerstörte eine Feuersbrunst
alles, was der Krieg 1622 und ein
Brand 1666 übriggelassen hatte. In der
Ratsstube sind an einem einzigen Täfer gedrängt
alle jene Motive vorhanden, die im
Dorf in den Plantahäusern und im Salis'-
schen Bau wiederkehren: Decken mit Kassetten
, von Leisten verstärkt, die Medaillons
mit kräftigen Muscheln geziert wie im
Schwarzachen Haus zu Chur, Wände mit
Bogeneinteilung, Türen mit Architraven und
geschnitzten Pilastern, besonders aber die
überall erscheinenden Fratzen, die in tüchtiger
, grossliniger Stilisierung hier die Stelle
der Kapitale einnehmen.

Die Hand eines anderen Meisters arbeitete
allein im Haus „Zum grünen Turm". Sieht
man an jenen Arbeiten eine ausgesprochen
barocke Freude am Derben und Strotzenden,
so hier den Sinn für eine gepflegte Nuancierung
der Tonwerte durch Auswahl der

Hölzer, für feine Teilungen und für eine
mehr geometrische Organisation, der besonders
an der Decke deutlich wird (Tafel 88).

Die Guierbauten liebten den weiten Blick. Jenins.
In Chur sass Ritter Johann Peter in Sankt
Margarethen vor der Stadt, in Malans liegt
das Guler'sche Haus am höchsten Punkt des
Dorfes nahe dem Bothmar, in Jenins aber
hat der Ausblick von ihren beiden Häusern
kaum seinesgleichen. Das untere (jetzt
Sprecherhaus, Tafel 76—78) ist in seiner
kräftigen Mauermasse ein Genosse seines
Malanser Verwandten, doch noch mächtiger
und von viel grösserem Zug. Seine
Bedeutung aber liegt hauptsächlich in der
Situation. Wie der schwere Kubus zu dem
schlanken Barockturm der Kirche steht, wie
diese ganze Gruppenbildung aus dem Guler-
bau, dem Salis-Sitz, der Kirche, den efeubewachsenen
Mauern und Nebenhäuschen
unter dem Schein des Zufälligen, doch notwendig
und zwingend wirkt, das ergibt eine
Anlage von anmutigem Reiz. — Das obere
Haus (nun Kellenberger, Tafel 78) ist fast
eine Variante von St. Margarethen: der
Korridor längs des Berges, die Zimmer in
einer Flucht an der südlichen Aussichtsseite
angelegt. In diesen beiden Guierbauten verkleiden
die einfachen, guten, sauber profilierten
Arventäfer die Wände, und nur in
einem schmalen Kabinett des oberen Hauses
bildet Rokokostuck um einMedaillongemälde
vom Tod des Sokrates zusammen mit einer
Wachstuchtapete in chinesischem Geschmack
und Schäferszenen in der Art des Watteau
ein aus Altertum und Neuzeit, aus West
und Ost heiter getändeltes Ensemble (Tafel
75, 77).

Die Tatsache, dass so viele Zeugen
alter Baukultur auf einem verhältnismässig
kleinen Gebiet, wie es die Herrschaft doch
ist, gefunden wurden, könnte zu der Annahme
verführen, als ob hier eine vollständige
Aufnahme des erhaltenen Bestandes
vorgenommen sei. Es ist daher die Bemerkung
nicht überflüssig, dass nur das in
irgendeinem Betracht Hervorstechende oder
das besonders Typische Erwähnung fand.
Denn gerade in der Herrschaft ist das Niveau
der baulichen Vergangenheit auch an andern
Beispielen noch deutlich erkennbar, und
deshalb mag des Pestalozzaschen und Am-
steinschen Hauses, des alten Gugelberg-

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