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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_16_1925/0016
Haus) eine Bautätigkeit begannen, die dem
ganzen Dorf das Gepräge geben sollte. Den
Schmid von Grüneck in Ilanz und den De-
mont in Villa versucht es der Disentiser Abt
in Truns gleichzutun; zwischen der Via mala
und dem Engpass von Javaita regt es sich
auf beiden Seiten des Hinterrheins: in Dusch
und Fürstenau wie auf dem Heinzenberg, wo
die Stecher, Liwer und Wazzau in Sarn, die
Marchion in Flerden undürmein sich Häuser
bauen. Und so im Prätigau: nicht nur in
Grüsch, wovon schon die Rede war, sondern
auch in Luzein, das die Sprecher immer mehr
zu einer eigentlichen Familiensiedelung zu
gestalten wissen. Nicht im Heutuch, sondern
im Mantelsack des Kriegers war der Lohn
heimgetragen werden, mit dem dies alles in
die Welt zu stellen möglich war. Und zu dem
Sold aus fremden Diensten, dieser Hauptquelle
vieler Vermögen, kam auch der Ertrag
aus den eigenen Untertanenlanden, die für
die Bünde Wohlstand und Zwietracht, Ansehen
und Verführung bedeuteten, und heute
noch bildet ein Bau das immer mehr verfallende
Mal eines Mannes, der im Veltlin am
Herrschen verdarb. Das düstere, festungsähnliche
, aus klobigen Mauern gefügte und
eisern bewehrte Haus des Landrichters Clau
Maissen in Somvix steht wie die Verkörperung
der dunklen Legenden da, die im Volke
um den harten Mann kreisen, der friedlos
von unbekannter Kugel fiel.
Grundriss- Für Ilanz ist diese Zeit von entscheidender
-schichte von Bedeutuilge Die Bautätigkeit der Schmid von

Grüneck zeichnete damals in die Silhouette
der Stadt jene starken und selbstbewussten
Linien, die ihren Häusern gehören und fortan
im Bild von Glion, wie der romanische
Name lautet, bestimmend sein sollten. Der
Sitz des Landrichters Johann Anton Schmid
von Grüneck insbesondere war (im unversehrten
Zustand) der merkwürdigste und bedeutendste
Bürgerbau des bündnerischen
Oberlandes überhaupt und wenn die Ilanzer
ihn mit dem sonoren Klang der lateinischen
Zunge gravitätisch die „Casa gronda" nannten
, so verdiente er dieses auszeichnende
Epitheton wohl, denn er ist das bauliche
Herzstück ihrer Stadt. Diese beherrschende
Stellung aber ist das Ergebnis einer kulturgeschichtlichen
Entwicklung, auf die etwas
einzugehen nicht müssig sein dürfte.
Denn es hat mit der Grundrissgeschichte

von Ilanz seine eigene Bewandtnis: sie zeigt, •
dass auch eine Stadt, mit welchem Begriff wir
doch das Bleibende, Stätigebesonders nah verbinden
, nicht etwas an seinen Ort für alle Zeiten
unverrückbar Gebundenes zuseinbraucht,
dass sie vielmehr gewissen Pflanzen gleichen
kann, die mit Hilfe von angelartig ausgeworfenen
Eanken eine andere Verwurzelung suchen
und den alten Stock absterben lassen,
wenn der neue Ort bessere Nahrung gewährt.

Wenn diese erste Stadt am Rhein und die
einzige im Gebiet des oberen Bundes als
Wappen die Krone führt, durch die der Rhein
fliesst, so versinnbildlicht sie damit den Tatbestand
, wie wir ihn heute kennen: Ilanz ist,
zusammen mit seiner Vorstadt St. Nikolaus,
an beiden Ufern des Stromes gelagert. So
eindeutig war die Situation nicht von allem
Anfang. Drei Wurzelstellen, um noch einmal
dieses Vergleiches sich zu bedienen, sind
kenntlich (Tafel 1).

Über den Bezirk, der für die Siedelung im
allgemeinen in Frage kam, Hessen die geographischen
Bedingungen allerdings keinen
Zweifel. Dafür war jenes Dreieck natürlich
angeboten, das durch den Zusammenfluss von
Glenner und Rhein aus dem fruchtbaien urzeitlichen
Seeboden herausgeschnitten wird,
den wir die „Gruob" nennen. An dieser Mündungsstelle
trafen sich seit Alters, wohl seit
der vorrömischen Zeit schon, wichtige Wege.
Der eine, die Hauptlinie zweifellos, war die
Lukmanierroute dem Rhein entlang, die anderen
aber liefen in dem tiefeingeschnittenen
Kanal des Lugnez und verbanden (über den
Valserberg oder unter Traversierung des Sa-
fiertales über den Löchliberg) das Vorder-
und Hinterrheintal, den Lukmanier also mit
dem Splügen und Bernhardin.

Was aber die genaue Siedelungsstelle anlangt
, so lassen, wie Purtscher nachweist,
die Urkunden keinen Zweifel, dass das frühmittelalterliche
Ober-Ilanz auf jener Terrasse
lag, wo heute nur noch die Kapelle St. Martin
ein von menschlichen Wohnstätten verlassenes
abseitiges Dasein führt. Dies war der
eine Pol. Ein anderer Siedelungskern aber
hatte sich weiter unten gebildet, an der Stelle
des heutigen Ober-Uanz, wo die BurgBrin-
egg stand. Dass dieser Bezirk schon im frühen
Mittelalter bebaut war, darüber ist kein Zweifel
, denn Tello hatte hier seinen Hof. Im Übrigen
wird die Prioritätsfrage schwer zu klären

XIV


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