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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_16_1925/0021
bogen der Türnische vor einer sparsam angedeuteten
Landschaft zu einem heiteren
Fries geordnet sind. In einer Kartusche ist
die Schaumgeborene gelagert und die Felder
der Attika schmückt allerlei Getier, von
Zweigen und Blattwerk reich umsponnen.

Dieser repräsentative Teil des Hauses, zu
dem auch der über der grossen Stube gelegene
, in der Salis'schen Zeit mit Stuck neu
ausgestattete Salon zu rechnen ist, hat in der
Halle das grosse räumliche Finale. Mit der
auf einem durchlaufenden Gesims hoch aufgesetzten
, mit Stuckbändern und Rosetten
♦ geschmückten Tonne ist sie von ruhiger

Wohlräumigkeit und erweckt jenes Gefühl
von Freiheit und sicherer Beständigkeit, wie
ein gutes Gewölbe es gewährt. Man berichtet
von Hans Gaudenz von Capol, er sei ein
ausgeglichener, freier Geist und ein Mensch
von kräftiger Schönheit gewesen, bei dessen
Tod der Pfarrer habe sagen dürfen, dass
„seine Augen nicht dunkel geworden". Man
glaubt dies in seinem Haus; und weil bei dem
düsteren Mal des Somvixer Clau Maissen-
hauses von dem Unsegen des Herrschens die
Rede war, so darf um der Billigkeit willen
nicht vergessen werden, dass dieser von der
Liebe des Volkes getragene Flimser Edelmann
dreimal Landeshauptmann im Veltlin
gewesen.

Pamuienhäuser- Betrachten wir auch dieses Haus, wie wir
komplexe. eg ^er nQasa gr0nda" getan, noch einen

Augenblick lang nicht nur im Rahmen der
Bauentwicklung des Oberlandes, sondern aus
dem kleineren Kreis der Familie heraus, der
es zugehörte, so erscheint es — auch hierin
der Casa Gronda gleich — nicht als einmalige
Kraftanstrengung, sondern als die sinnvoll
über eine ansehnliche Bauarbeit gewölbte
Kuppel. Es war bei der Aufzählung der gotischen
Baudenkmale von Flims schon Gelegenheit
, zwei Capol'sche Häuser zu erwähnen,
die um das Jahr 1500 nicht weit von der
Hofstatt des späteren Schlössli entstanden. In
der zweiten Hälfte des gleichen Jahrhunderts
(1577) aber errichtete noch Raget von Capol
das obere Herrenhaus (nun Bellevue), von
dem uns ausser der Wappentafel allerdings
nicht viel mehr geblieben ist. Sein Enkel
Raget II. aber stellte daneben das (nun völlig
umgestaltete) zweite Herrenhaus, so dass man
den baulichen Kern des alten Flims wirklich
ebenso capolisch heissen kann wie er in Villa

demontisch war. Denn auch in Villa ist das,
i. J. 1666 nach einem Brand neu errichtete
innerste Haus, das Schloss, mit seinem ge-
giebelten Turm und den zwei grossen Sälen
[der eine mit massigem Stuck, der andere
mit Kassetten von besonders grosszügiger,
derber Wucht (Tafel 31], nur das Kopfstück
eines ganzen Quartiers von Familienhäusern,
zu dem sogar eine eigene Kirche gehörte.

Die Bauwelle dieser Zeit spülte auch an Der „Hof" in
die Klostermauern von Disentis. Abt Adal- m Truns'
bert H. de Medel erwog grosse Dinge. Eine
neue Kirche sollte das Denkmal seiner Regierung
sein; aber da die geschmälerten Mittel
des Gotteshauses so weitgreifendes Planen
nicht zuliessen, so musste er sich mit dem
bescheideneren Unternehmen begnügen, die
Klostergebäude selbst, die sehr der Erhaltung
bedurften, gründlich zu renovieren. So unterzog
er auch den Hof vun Truns einer umfassenden
Erneuerung. Zuerst hatte er es mit
kleineren Reparaturen versucht, aber es
mochte ihm, da er aufgeregte Jurisdiktionsstreitigkeiten
mit den Gemeinden der Cadi
(Casa dei=Gotteshaus) ni cht ohne Verkleinerung
des äbtlichen Ansehens eben erst hinter
sich gebracht, gelegen sein, seiner Würde als
Vorsitzender des Grauen Bundes einen, wenn
auch nicht gerade prunkvollen, so doch repräsentativen
Rahmen zu geben (Tafel 18—24).

Der Zweckbestimmung entsprechend waren
demnach die Haupträume: der Saal für die
Bundesversammlung, die auf St. Jürgentag
im Klosterhof zu Gast war, und das Gemach
für ihren Präsidenten. Joner erhielt ein
grosses Muldengewölbe, das, vollkommen ausgemalt
, im Mittelfeld das äbtliche Wappen und
eine Darstellung des Bundesschwures unter
dem Ahorn von Truns zeigt. Ein Kranz von
Putten mit Fähnchen der Hochgerichtsfarben
und Allegorien von Gerechtigkeit, Tapferkeit,
Klugheit undMässigung bilden den Rahmen;
die Wände aber schmücken die Wappen der
Landrichter von 1424 an (fortgesetzt bis 1869),
— alles in allem mehr ein historisch bemerkenswerter
als ein künstlerisch bedeutsamer
Raum. Im Zimmer des Abtes aber ist von
einem Tischler aus Obersaxen, wie wir in
Anlehnung an eine Tradition (nach P. N.
Curti) schon erwähnten, ein meisterliches
Stück geschaffen worden (1682). Der Reiz
liegt hier allein in der Schreinerarbeit, nicht
in skulpturalem Schmuck wie bei den zuvor

XIX


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