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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_16_1925/0024
im ersten und zweiten Stockwerk. Es sind
geometrische Reize, nicht plastische oder
räumliche, Reize der Flächen Verteilung, die
anspruchlos sind, aber auch so übertragbar,
dass man sie den Wirtschaftsgebäuden ebenfalls
zuteilen konnte, jenen Remisen und
Stallungen des Gutshofes, der nicht weniger
herrschaftlich wirkt wie das Haus selbst.
Die gleiche klare Ruhe wie das Haus bestimmt
auch den Platz davor und den Garten
jenseits der Strasse, der mit grosser Rasenfläche
und rundem Bassin weiträumig beginnt
, um erst gegen den Rhein zu in natürlichem
Wuchs sich zu verlieren. Dieses alles
in seiner späten, überlegten Überlegenheit
steht merkwürdig gegensätzlich zu der ersten
Jugend des Rheines, der hier mit wilder Gebärde
gletscherfarben durch die Gesteine
bricht.

Türband im Haus Gees in Scharans.

Heinzenberg, Thusis und
Domleschg.

Heinzenberg. Es ist gut, an den alten Bezeichnungen
festzuhalten und den Abschnitt des Hinterrheintales
zwischen der Enge von Ju-
valta und dem Felsenriegel der Via-mala-
Schlucht nicht einheitlich mit „Domleschg"
zu benennen, sondern diesen Namen der
rechten Talseite vorzubehalten, der linken
aber von den Grenzen von Thusis abwärts
die Bezeichnung „Heinzenberg" zu belassen.

Denn diese Talschaft ist historisch nicht das
geschlossene Ganze, das sie räumlich scheint.
Der Fluss ist hier eine Grenze zwischen zwei
Bünden, dem des Gotteshauses und der grauen
Liga. Der Heinzenberg gehörte also politisch
dem oberen Bunde an, und dass dies Gebiet
auch innerlich mit dem Oberland zusammenhing
, das bezeugte uns schon die Typengemeinschaft
, die wir zwischen dem Oberländer
und dem Heinzenberger Bürgerbau beobachten
konnten. Aber auch das äussere
Bild der Landschaft zeigt rechts und links
des Rheines eine andere Welt. Sieht man vom
Heinzenberg herab, so erscheint zwar das Tal
als ein von Bergen und Felsmauern deutlich
umschriebenes gemeinsames Haus, man sieht
aber auch dieses Haus durch das Bett des
Flusses wie durch einen Korridor abgeteilt
in die Bauern- und in die Herrenstube. Auf
kuppeiförmig herausgebuchtete Terrainwellen
, auf steil abfallende Felsbastionen, an tief
eingerissene Tobel hingesetzt steht drüben im
Domleschg Burg an Burg von Hohenrätien
und Campi abwärts bis nach Juvalta. Es ist
noch heute das rätische Burgenland, noch
heute ist um die klobigen Massen seiner
Schlösser und die im Verfall noch kühnen
Ruinen seiner aufgeschlitzten Türme etwas
von dem herrischen und hochfahrenden Geist
der alten Feudalität, die das Domleschg in
kleine Untertanengebiete zerstückelt hatte.

Auch der Heinzenberg trägt zwar noch die
Reste seiner Burg, aber sie vermögen das
friedliche Gesamtbild nicht zu stören. Es ist
nicht schwer zu begreifen, warum dieser Berg
nicht nur für den Herzog Rohan der schönste
war, den er je gesehen, sondern überhaupt
den Zeiten, die vor der Wildheit der Alpen
nicht Bewunderung, sondern Angst empfanden
, „ingenere... als der beste Berg in ganz
Bündenerland" erschien. „Da er nirgends mit
rauchen Felsen oder wüsten Töblen entgastet
" ist, seinen geduldigen, breiten Rücken
bis auf den Grat hinauf Wiesen und Weiden
bedecken, so hat dieser rechte Bauernberg
mit seinen auf Terrassen und in Mulden gelagerten
Dörfern eine gleichsam epische
Grossartigkeit. Seine Siedlungen haben kein
herrenhaftes Ansehen. Es sind im freien
Wind stehende Bauerndörfer, vom leichten
Holzbau, der ihnen aus Saßen und von der
Walserkolonie Tschappina aus nächster
Hand geboten war, stark durchsetzt. Hob sich

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