Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_16_1925/0026
Zierquadern, mit Wappenstein und offener
Verdachung ist stufenlos und breit genug zur
Einfahrt in eine geräumige Halle, deren Gewölbe
auf fünf glatten, leicht geschwellten
Säulen liegt. Die Treppe ist zur Seite gerückt
, sodass Raum bleibt, Ballen und allerlei
Handelsgut unter schützendem Dach abzuladen
, auch in den Hof und zu den rückwärtigen
Ställen durchzufahren. Hält man daneben
das jüngere Haus dieser im 17. und 18.
Jahrhundert führenden Thusner Familie, das
„Schlössli" (Tafel 53, 55—58), so muss man
sich vergegenwärtigen, dass es, wie oben beschrieben
, an der Peripherie des Fleckens lag
und in seiner ganzen Haltung den Typ des
ländlichen Sitzes darzustellen hatte. Der volutengezierte
Giebel mit vielfach gebrochenem
Umriss, der Turm mit (ehemals) spitzem Dach,
die ziemlich schlanke Form des Hauskörpers
geben dem Bau die leichte Figur, die zu dieser
Bestimmung passt. Hier nun ist, abgesondert
vom Hof mit den zierlich verschalten
Remisen, deren Giebel die Obstdörren bergen,
auch Raum für einen Schmuck-und Nutzgarten
, der, nach aussen mit Mauern umschlossen
, dem Haus von geschmiedetem Balkon
aus sichtbar ist. Im Inneren zeigt sich
wenig Aufwand. Vielleicht dass die Ausstattung
des um 1670 erbauten Hauses vor dem
grossen Brand von 1727 reicher war. Bei der
Wiederherstellung liess man sich an sparsamem
Stuck und guten, aber einfachen Täfern
mit wulstigen Profilen genügen.
Domieschg. In der „Herrenstube" jenseits des Rheines
sass der Adel nicht nur in den dem Verfall
entgangenen Burgen, dem Travers'schen Ortenstein
(nun v. Tscharner) oder dem früher
Salis'schen und seit Ritter Pompejus (1596)
Planta'schen Rietberg, auch die bürgerlichen
Bauten und unbefestigten Schlösser gehörten
hier meist den führenden alten Bündner Geschlechtern
. In Rothenbrunnen hatten die
Capol einige bescheidenere Bauten und in
Rodels stand das Familienhaus der Jecklin,
von dem ein Brand uns leider nur Einzelheiten
übrig liess: die in Form eines noch
gotisch empfundenen Kielbogens geschweifte
Gartenpforte, sowie einen im Ausgang des
17. Jahrhunderts mit barockem Stuck etwas
derb verzierten Gartensaal von der Art, wie
wir sie um diese Zeit in den Bündner Sitzen
zu finden gewohnt sind (Tafel 59, 61, 63). In
die gleiche Epoche, eine Zeit des baulichen

Aufschwunges wie wir sahen, gehören auch
die wertvollsten Teile des nun Blumenthal'-
schen Hauses in Rodels (Tafel 59—61, 63):
das mit Traubenornament gut geschnitzte Tür-
ge wände, die Hauskapelle mit der Stuckatur
in dünnem Perlstab und vor allem das Portal,
das mit seinen Quadern, der offenen Verdachung
und dem gemeisselten Fries leise Anklänge
an die Arbeiten in Ilanz und Flims
vernehmen lässt.

Herrenhaft ist auf dieser Talseite auch ein
so ganz in der bäuerlichen Welt stehendes
Haus wie der ursprünglich Buol'sche Sitz in
Dusch (Tafel 58, 59, 61—63). Er ist weit ausladend
und von sehr stattlichem Maß. Wie
überrall in den oberen Rheintälern liegt der
W'ohnstock über gewölbten Parterreräumen.
Der Korridor läuft in der Richtung des Firstes,
wie denn überhaupt der Einteilung das rätoromanische
Schema zu Grunde liegt (das die
Küche hinter der Wohnstube anordnet). Das
Schnitzwerk in den Stuben, die Türumrahmungen
mit den barocken Supraporten
oder Intarsien, das sorgfältig gegliederte Büffet
, die Kassettendecke: das steht alles über
dem bäuerlichen Niveau, und es ist, als habe
man deshalb das ehemals geschindelte Dach
so tief herabgezogen, um den Bau wenigstens
äusserlich den ländlichen Maßstäben näher
zu bringen.

Was für Thusis den Aufstieg bedeutete, das Fürstenau.
war für Fürstenau der Beginn des Niederganges
. Denn die Öffnung der Via mala für
das Gespann hatte i. J. 1473 die Bildung einer
Portengenossenschaft unter den Leuten von
Thusis, Masein und Kazis zur Folge und damit
war nicht nur der Roddienst auf der Talstrasse
zwischen Rhäzüns und Thusis organisiert
, sondern auch der Unterhalt des Weges
gewährleistet. Die jenseitige Strasse verödete
mehr und mehr, der Rheinübergang „an der
Bruck", die Hauptkommunikation der beiden
Talseiten, verlor an Bedeutung und Fürstenau
musste seine Rolle als Handelsplatz an
Thusis abgeben. So sehen wir, wie dieser
Platz, der im 14. Jahrhundert schon Marktrecht
, Kerker, Stock und Galgen hatte, der
befestigt war und mit oberem und unterem
Tor das Ansehen einer Stadt besass, in den
nachfolgenden Jahrhunderten so zusammenschrumpfte
, dass sein früheres stattliches Dasein
allmählich zu einer nur von Chronisten
weiter geraunten Kunde geworden war, dann

XXIV


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_16_1925/0026