Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/16
Das Bürgerhaus in der Schweiz (16. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Graubünden, 3. Teil: Nördliche Talschaften B
Zürich, 1925
Seite: XXXVI
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_16_1925/0038
Überschneidungen nicht scheut, verrät ein
unbekümmertes Zupacken. DieTäfer in diesen
Häusern begnügen sich immer noch mit dem
heimischen Holz, bescheiden mit etwas ungefügen
Intarsien geziert, und erst die „Grafenstube
" im Schlössli auf der Oberwies (1727)
greift zu edleren, harten Hölzern, die sie —
die Wirkung allein dem Material überlassend
— mit einfachen Zierleisten zu ruhigen
Feldern zusammenfügt (Tafel 109,111).

Von Joh. Ant. Jenatsch stammt dieses Täfer
, dem gleichen Enkel des Jürg, der die
Kanzel zu St. Johann gestiftet, wie denn seltsamerweise
die wenigen Reste vergangener
bürgerlicher Baukultur in Davos gerade mit
dem Namen dieses Volksführers zusammenhängen
, der in einem Zwielicht von Bewunderung
und Schauer geschichtlich undeutlich
, aber mythisch sehr lebendig geblieben
ist. Das .alte Pfrundhaus im Dorf, der einzige
noch ziemlich intakte Herrensitz, gehörte, wie
das erwähnte „Schlössli", einem seiner Nachkommen
; die beiden Häuser auf den Hor-
laubenen waren Jürgs Eigentum und über
der Türe des oberen (Villa Vecchia), das er
neu aufbaute, prangt noch heute sein Wappen
und das seiner Frau, die eine Davoser
Buolin war. Die gleichen Allianzembleme
trägt die Decke der Stube, bezeichnet mit der
Zahl des schwarzen Jahres 1639. Die Initialen
der Frau sind eingeschnitten, die Jürgs fehlen.
Dies wirkt wie ein Schweigen zum Gedächtnis
. Denn die Axt hatte am 24. Januar den
Tribunen gefällt.

Die Öfen.

Anmerkung: N. Bd. A. bedeutet Nord-Band A. Die
Tafelhinweise ohne weiteren Zusatz beziehen sich auf
den vorliegenden Band.

Die Kunstöfen dürfen hier losgelöst von
ihrem Standort betrachtet werden, da sie —
als Importartikel — einen inneren Zusammenhang
mit ihm nicht haben. Es gab in Graubünden
in der hier hauptsächlich in Betr acht
kommenden Zeit keine keramische Produktion
. Erst im Beginn des 19. Jahrhunderts, als
die Blütezeit der Kunstöfen schon vorbei war,
tat sich in St. Antonien eine keramische
Werkstatt auf, von deren Arbeitsweise man
aus den im Rätischen Museum verwahrten
Kacheln und Gefässen ein Bild gewinnen
kann. Während man sich im südlichen Teil

des Bündner Landes ungern von dem etwas
ungeschlachten gemauerten Ofen trennte,
zählen wir in dem Gebiet, das wir in diesem
Band betrachten, heute noch über ein halbes
Hundert keramischer Bauten. Sie sind alle,
meist in Fässern wohl verpackt, oft auf langwierigen
Reisen in die Bünde eingewandert.

Bei den älteren Stücken ist die Herkunft Die Meister.
meist nicht nachweisbar. Im 17. Jahrhundert
aber hat die Familie Pfau in Winterthur auch
in Graubünden fast ein Monopol. Fast genau
von 1700 an wird sie jedoch von den tüchtigen
Steckborner Meistern Meyer in raschem Anlauf
überholt. Nur noch einzelne Stücke wie
der Ofen von 1717 im Valentin'schen (ehemals
Montzwick'schen) Haus in Mayenfeld und
einer aus der Casa gronda in Ilanz von 1740
(nun in Marschlins) erinnern auch später noch
an den Winterthurer Meisternamen, indes die
meisten Öfen dieser Zeit aus jener Steckborner
Werkstatt stammen. Daneben tauchen
aber im 18. Jahrhundert noch andere Firmen
auf: Joh. Caspar und Joh. Jos. Ruostaller in
Lachen, von denen drei weisse, mit Blau bemalte
Öfen in der Residenz stammen (1750
und 1753, einer davon N. Bd. A, Tafel 39), sowie
Melcher Feldmann von Näfels, der (i. J.
1789) einem der Plantahäuser in Malans ein
Stück seiner Werkstatt lieferte (N. Bd. A,
Tafel 82). Auf österreichische Lande (vielleicht
auf die Hafnerfamilie Schödl inGolling
bei Hallein) wies schon der grosse Ofen in
Davos (1564), wie denn auch manche der
unsignierten, aus einfach ornamental gepress-
ten und glasierten Kacheln gebauten Arbeiten
der ennetbirgischen Talschaften ebenfalls
dem Tirol entstammen mögen. Das
benachbarte Vorarlberg endlich ist mit einer
Arbeit von FerdinandBolser ausFeldkirch im
Bothmar vertreten.

Die Ahnen der Kunstöfen sind die gemauer- Gemauerte
ten, in ältester Zeit auch als Backofen dienen- ofen'
den Gebilde, wie sie das Bauernhaus noch
festgehalten hat. Einen solchen nur mit leichtem
Verputz verkleideten Mauerbau zeigt
auch das Jeuch'sche Haus in Klosters noch
(Tafel 108), das, wie wir sahen, auch sonst
sich ganz an die bäuerlichen Traditionen
hält. Uber einem rechteckigen Untergeschoss
sitzt, konisch zulaufend, eine polygonale
Kupfe (Obergeschoss), die mit seltsamen
Ohren etwas grotesk geziert ist. Wo Speckstein
das eingebürgerte Material des Ofen-

XXXVI


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